Viruspneumonie
Synonym: Virale Pneumonie
Englisch: viral pneumonia
Definition
Eine Viruspneumonie ist eine durch Viren ausgelöste infektiöse Entzündung der Lunge (Pneumonie).
Ätiologie
Veschiedene Viren können eine Pneumonie auslösen. Die häufigsten Erreger sind:
Gruppe | Virus | Besonderheiten |
---|---|---|
RNA-Viren | Influenzavirus | saisonale Infektionen, Endemien und teilweise Pandemien. |
Parainfluenzavirus | häufige Ursache saisonaler oberer Atemwegsinfekte bei Kindern und Erwachsenen. Parainfluenza-Virus Typ 3 (HPIV-3) wichtig bei Immunsuppression. | |
Respiratorisches Synzytial-Virus (RSV) | häufigste Ursache einer unteren Atemwegsinfektion bei Kindern | |
Humanes Metapneumovirus | 4 bis 21 % der akuten Bronchiolitiden bei Kindern. 4 % der CAP oder COPD-Exazerbationen. | |
Masernvirus | weltweit eine der häufigsten Infektionen mit ca. 2 bis 3 Millionen Todesfälle pro Jahr. | |
Coxsackie-, Echo- und Enterovirus | sporadische untere Atemwegsinfekte | |
Humanes T-lymphotropes Virus 1 (HTLV-1) | T-Zell-Leukämie. Assoziiert mit Myelopathie, Sjögren-Syndrom und lymphozytärer interstitieller Pneumonie | |
Hantavirus | Hantavirus-induziertes kardiopulmonales Syndrom mit schwerem ARDS | |
SARS-CoV-2 | COVID-19-Pneumonie | |
DNA-Viren | Adenovirus | 5 bis 10 % aller akuten respiratorischen Infekte bei Kindern, selten bei Erwachsenen. |
Varizella-Zoster-Virus (VZV) | häufig bei Kindern, zunehmend auch bei Erwachsenen | |
Zytomegalievirus (CMV) | häufig bei Patienten nach hämatopoetischer Stammzelltransplantation, insbesondere 30 bis 100 Tage nach Transplantation | |
Epstein-Barr-Virus (EBV) | Infektiöse Mononukleose (Pimärinfektion), eher selten Pneumonie. Assoziiert mit Burkitt-Lymphom, Hodgkin-Lymphom und Nasopharynxkarzinom |
Klinik
Viruspneumonien zeigen typische Symptome einer Pneumonie wie produktiven Husten, Dyspnoe oder Fieber. Weiterhin können Befunde einer oberen Atemwegsinfektion (Tonsillopharyngitis, Epiglottitis) sowie Sinusitis, Otitis media und Konjunktivitis auffallen. Bei Influenza treten in der Frühphase akutes Fieber, Kopfschmerzen, Myalgien und Abgeschlagenheit hinzu. Bronchiolitiden im Kindesalter können im Verlauf zu einer postinfektiösen Bronchiolitis obliterans (Swyer-James-Syndrom) führen.
Radiologie
Viruspneumonien zeigen unspezifische radiologische Befunde.
Röntgen-Thorax
Ungefähr 20 % der Patienten zeigen initial ein unauffälliges Röntgen-Thorax. Mögliche Befunde sind:
- Konsolidierungen: fokal (häufig peripher und im Mittel- und Unterlappen betont), unilateral bzw. fleckig bilateral oder diffus
- Tracheobronchitis: Bronchialwandverdickungen, Platten- oder segmentale Atelektasen
- Pleuraergüsse: selten (außer bei Adenoviren, Masern, Hantavirus und HSV-1)
- bakterielle Superinfektion: akute klinische Verschlechterung, Lungenkavitäten, zunehmende Pleuraergüsse
- hiläre Lymphadenopathie: bei Masern und infektiöser Mononukleose
- Splenomegalie: bei infektiöser Mononukleose
- Perikarderguss: Hantavirus
Computertomographie
In der CT-Thorax finden sich variable Befunde:
- fleckige heterogene Dichteunterschiede des Lungenparenchyms (Mosaikmuster) durch Bronchusobstruktion (Inflammation und Narbenbildung) und sekundäre Vasokonstriktion.
- Milchglastrübungen: durch interstitielle Verdickung und partielle Infiltration der Alveolen
- Konsolidierungen: meist fleckig und unscharf begrenzt (Bronchopneumonie)
- Lungenrundherde: häufig bei viralen Infektionen
- können ein Halo-Zeichen zeigen.
- zentrilobuläre Verteilung: durch Entzündung, Infiltration oder Fibrose der Alveolen und des umgebenden Interstitiums
- Tree-in-Bud-Muster: hinweisend auf eine Small Airway Disease. Ursächlich sind dilatierte zentrilobuläre Bronchioli mit durch Mukus, Flüssigkeit oder Eiter gefüllten Lumina
- miliare Verteilung: insbesondere bei Varizella-Zoster-Virus (und Tuberkulose oder Histoplasmose)
- Bronchioläre und Bronchialwandverdickung: entzündliches Exsudat, Ödem und Hyperplasie der glatten Muskulatur
Pathologie
Viruspneumonien besitzen unterschiedliche histopathologische Muster. Bei Influenza, RSV und Parainfluenza finden sich eine nekrotisierende Bronchitis und Bronchiolitis sowie ein diffuser Alveolarschaden (DAD). Adenoviren gehen mit Bronchiolitis und Bronchiektasen einher. Bei HSV zeigen sich neben einer nekrotisierenden Bronchopneumonie multizentrische hämorrhagische Areale. VZV führt zu Endothelschäden der kleinen Gefäßen mit fokaler hämorrhagischer Nekrose, mononukleärer Infiltration der Alveolarwände und alveolären fibrinösen Exsudaten. Bei CMV, Hantavirus, SARS und MERS liegt eine akute interstitielle Pneumonie mit diffus verdickten Alveolarwänden, fibrinösen Exsudaten und/oder hyalinen Membranen vor.
Literatur
- Franquet T. Imaging of pulmonary viral pneumonia. Radiology. 2011
- Kim EA et al. Viral pneumonias in adults: radiologic and pathologic findings. Radiographics. 2002
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