Hantavirus-induziertes kardiopulmonales Syndrom
Synonyme: Hantavirus-induziertes pulmonales Syndrom (HPS), Hantavirus-assoziiertes pulmonales Syndrom, Hantavirus-assoziiertes kardiopulmonales Syndrom
Definition
Das Hantavirus-induzierte kardiopulmonale Syndrom, kurz HCPS, ist eine durch Hantaviren ausgelöste Infektionskrankheit mit hoher Letalität.
- ICD-10: B33.4 Hantavirus- (Herz-) Lungensyndrom
Ätiologie
Das wichtigste Hantavirus, das die meisten Fälle der HCPS in den USA und Kanada auslöst, ist das Sin-Nombre-Virus. Weiterhin kommen insbesondere in Südamerika jedoch viele verwandte Viren (Anajatuba-, Andes-, Araraquara-, Bayou-, Tunari-Virus) in Frage.
Epidemiologie
Da der Mensch sich über kontaminierte Exkremente von Nagetieren (Mäuse und Ratten) mit den Hantaviren infiziert, betrifft das HCPS insbesondere Bewohner ländlicher Regionen in Siedlungen, die diesen Nagetieren zugänglich sind sowie Personen, die beruflich gegenüber Nagern exponiert sind. Beim Sin-Nombre-Virus stellen die Hirschmäuse (Peromyscus maniculatus) das Reservoir dar. Die direkte Übertragung von Mensch zu Mensch ist selten (außer beim Andes-Virus).
Symptome
Das HCPS beginnt mit einem Prodromalstadium von durchschnittlich 3 Tagen (1 bis 11 Tagen). Die Patienten klagen über Fieber, allgemeines Krankheitsgefühl, Myalgien, Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Benommenheit. Gelegentlich kommt es auch zu Schwindel. Die meisten Fälle werden erst mit Einsetzen der pulmonalen Symptome diagnostiziert: Typischerweise berichten die Patienten initial einen trockenen Husten. Die Lungenbeteiligung schreitet dann rasch zur respiratorischen Insuffizienz voran.
Diagnostik
Typisch sind anfangs ein verminderter Blutdruck, Tachykardie, Tachypnoe und eine leichte Hypoxämie. Die Auskultation ist oft unauffällig. Im Röntgenthorax zeigt sich initial ein interstitielles, im Verlauf ein alveoläres Lungenödem, oft einhergehend mit Pleuraergüssen. Leukozytose, Thrombozytopenie, zirkulierende atypische Lymphozyten und eine Linksverschiebung sind fast immer nachzuweisen. Im Verlauf entsteht dann relativ schnell eine schwere Hypoxämie mit respiratorischer Insuffizienz im Sinne eines ARDS.
Die spezifische Diagnose lässt sich bereits in der Prodromalphase über die Messung von IgM-Antikörpern im Serum stellen. Außerdem kann mittels PCR innerhalb der ersten Erkrankungswoche die virale RNA im Blut und im Gewebe nachgewiesen werden.
Differenzialdiagnosen
Wichtige Differenzialdiagnosen sind alle möglichen abdominellen Erkrankungen sowie eine Pyelonephritis. Außerdem kann muss an andere Infektionen wie Rickettsiosen, Influenza oder Rückfallfieber gedacht werden.
Therapie
Von wesentlicher Bedeutung ist die frühe Therapie innerhalb der ersten Stunden nach Diagnose. Ziel ist es, schwere Hypoxämien durch Gabe von Sauerstoff und gegebenenfalls Intubation und maschineller Beatmung zu verhindern. Bei Schocksymptomatik, Nierenversagen oder Gerinnungsstörungen ist eine intensivmedizinische Behandlung notwendig. Die Letalität beträgt auch unter adäquater Therapie ungefähr 25 bis 40 %. Die meisten Patienten, welche die ersten 24 Stunden nach stationärer Aufnahme überleben, können innerhalb weniger Tage ohne Langzeitfolgen entlassen werden. Ribavirin zeigte bislang (2019) keine wesentliche Wirksamkeit bei HCPS-Patienten.
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