(Weitergeleitet von Tako-Tsubo-Kardiomyopathie)
Synonyme: Tako-Tsubo-Kardiomyopathie, Takotsubo-Syndrom, Gebrochenes-Herz-Syndrom, transiente linksventrikuläre apikale Ballonierung
Englisch: broken heart syndrome, transient left ventricular apical ballooning syndrome
Bei der Stress-Kardiomyopathie handelt es sich um eine akut einsetzende, i.d.R. reversible Dysfunktion des Myokards, die vor allem den linken Ventrikel betrifft. Sie tritt meist bei postmenopausalen Frauen durch intensiven emotionalen oder physischen Stress auf.
Das Synonym Tako-Tsubo-Kardiomyopathie leitet sich von einer japanische Tintenfischfalle in Form eines Kruges mit kurzem Hals (Tako-Tsubo) ab, da die Form der linken Herzkammer am Ende der Systole daran erinnert. Diese Aufdehnung wird auch als Ballonierung (ballooning) bezeichnet.
In über 90 % der Fälle sind ältere postmenopausale Frauen von der Stress-Kardiomyopathie betroffen. Es wird davon ausgegangen, dass ein Großteil der Betroffenen falsch diagnostiziert wird. Insgesamt sind die Fallzahlen vor allem in den Industrienationen zunehmend.
Die eigentliche Ursache der Stress-Kardiomyopathie ist derzeit (2020) unklar. Aufgrund einer akuten oder dauerhaften Stressbelastung oder eines katecholaminproduzierenden Tumors (Phäochromozytom) kommt es zu einer übermäßigen Katecholaminfreisetzung, die zur Schädigung und Störung der Herzmuskelzellen beiträgt. Weiterhin werden hormonelle (Sympathikusaktivierung durch Östrogendefizit), virale (Zytomegalievirus) und genetische Faktoren diskutiert.
Patienten mit einer Stress-Kardiomyopathie zeigen ähnliche Symptome wie beim akuten Koronarsyndrom (ACS) mit kardialer Dekompensation. Die Beschwerden treten nach schweren psychischen Verlusterlebnissen (Konflikte, Naturkatastrophen, Krieg) oder physischem Stress auf.
Insgesamt kann die Prognose von Stress-Kardiomyopathien als gut angesehen werden. In rund 10% der Fälle kommt es jedoch zu Komplikationen wie:
Wegweisend für die Diagnostik ist die Anamnese. Durch eine tiefgehende und gezielte Befragung muss ein Zusammenhang zwischen dem Auftreten der Beschwerden und einem emotional belastenden Ereignis eruiert werden.
Daneben gilt es, alle relevanten Differentialdiagnosen klinisch auszuschliessen. So sollte neben dem Routinelabor mit Herzenzymen, Retentionsparametern und Schilddrüsenwerten auch eine Sonographie des Abdomens und des Herzens erfolgen. Des weiteren gehört zur Diagnostik ein Röntgen-Thorax in zwei Ebenen. Der Auschluss einer KHK kann durch eine Koronarangiographie erfolgen. Je nach Symptomatik kann auch ein Kardio-MRT durchgeführt werden.
Bei der Stress-Kardiomoypathie zeigen sich in 44 % d.F. ST-Hebungen im Elektrokardiogramm (EKG), insbesondere über den seitlichen und präkordialen Ableitungen ohne Zuordnung zu einem koronaren Versorgungsgebiet.
Seltener finden sich ST-Senkungen. Nach 12-24 Stunden kommt es häufig zu T-Inversionen und QT-Verlängerungen.
Typischerweise liegt bei der Stress-Kardiomyopathie deutlich erhöhte NT-proBNP-Serumwerte vor. Die Troponin-Erhöhung ist eher niedrig und spiegelt das Ausmaß des betroffenen Herzmuskelgewebes oft nicht wider.
In der Echokardiographie zeigt sich eine vorwiegend apikale Akinesie (Myocardial Stunning) mit Ballonierung der Herzspitzenregion. Außerdem ist die Ejektionsfraktion reduziert.
Als Diagnosekriterien gelten:[1]
Derzeit (2020) existiert es noch keine einheitliche Therapieempfehlung. Betroffene Patienten sollten vorerst in einer Intensivstation aufgenommen und gemonitort werden. Es kann eine vorsichtige Volumenzufuhr erfolgen. Weiterhin können Alpha-Blocker und bei hämodynamisch stabilen Patienten Beta-Blocker (z.B. Bisoprolol oder Nebivolol) zum Einsatz kommen, um die Herzbelastung zu reduzieren. Des Weiteren sollte eine symptomatische Therapie wie bei einer Herzinsuffizienz durchgeführt werden.
Die Prognose bei der Tako-Tsubo-Kardiomyopathie ist im Vergleich zu anderen Kardiomyopathien günstig. Eine spontane Erholung ist häufig möglich. Bei kardiovaskulären Komplikationen beträgt die Mortalität 4-5 %.
Tags: Broken Heart Syndrom, Kardiomyopathie, Tako-Tsubo-Kardiomyopathie, Transiente linksventrikuläre apikale Ballonierung
Fachgebiete: Allgemeinmedizin, Kardiologie, Psychosomatik
Diese Seite wurde zuletzt am 2. März 2021 um 09:35 Uhr bearbeitet.
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