Interkostalneuralgie
Synonyme: Intercostalneuralgie, Intercostalneuropathie
Englisch: intercostal neuralgia
Definition
Die Interkostalneuralgie ist ein neuropathisches Schmerzsyndrom der Brustwand. Es entsteht durch Reizung der Nervi intercostales bzw. der thorakalen Nervenwurzeln.
Ätiologie
Die Interkostalneuralgie ist kein eigenständiges Krankheitsbild, sondern ein Symptom diverser anderer Erkrankungen. Allgemein umfassen die Ursachen entzündliche oder kompressive Irritationen der thorakalen Nervenwurzeln oder der Interkostalnerven, z.B. bei:
- Herpes zoster oder Post-Zoster-Neuralgie
- Radikulitis bei Borreliose (Stadium 2)[1]
- thorakalen Bandscheibenvorfällen
- thorakaler Osteochondrose oder Costotransversalgelenksarthrose
- costotransversalen Fehlstellungen, z.B. nach Thoraxchirurgie
- operativen Nervenschädigungen nach Thoraxchirurgie (Postthorakotomie-Syndrom)
- Frakturen von Rippen oder Wirbelsäule
- Infiltration oder Kompression durch Tumoren im Bereich der Brustwirbelsäule (BWS)
- Erweiterungen der Aa. intercostales[2]
- Diabetische Radikulopathie
Symptome
Es finden sich einseitige, gürtelartig von der BWS nach ventral ins Dermatom bzw. Versorgungsgebiet ausstrahlende Schmerzen von neuropathischem (d.h. brennendem, einschießendem) Charakter. Begleitend können eine Hypästhesie oder Parästhesien (z.B. Kribbeln) vorliegen.
Die Schmerzen sind bewegungs- und positionsabhängig. Bei Extension und Entlastung der BWS lassen sie typischerweise nach, bei Rotation und tiefer Inspiration nehmen sie zu oder können gar blitzartig einschießen. Pressen oder Husten wirken ebenfalls verstärkend. Entsprechend resultiert oft eine Schonatmung.
Es kann auch zur Parese der Rumpfwandmuskulatur kommen. Dies ist vor allem bei den unteren Intercostalnerven (N. intercostalis V bis N. subcostalis) augenfällig, welche die Bauchwandmuskulatur versorgen. Hier wölbt sich der entsprechende Bauchwandabschnitt einseitig vor[1].
Je nach Ursache finden sich weitere Begleitsymptome (z.B. segmentale Effloreszenzen bei Zoster).
Diagnostik
Die Diagnose einer Interkostalneuralgie kann durch Aufsuchen typischer schmerzhafter Druckpunkte gestellt werden. Diese liegen häufig paravertebral, in der Axillarlinie oder paramedian. Die Schmerzen sind dabei streng lokal begrenzt und können durch Lage- oder Druckänderung beeinflusst werden. Bei unklarem Befund können zusätzlich weitere diagnostische Verfahren (Röntgen, CT, MRT, Ultraschall, Myelographie, EKG) eingesetzt werden.
Differentialdiagnosen
Je nach Lokalisation kommen infrage:
- Myogelosen
- Mastodynie
- Lungenerkrankungen (z.B. Pneumonie mit Pleurabeteiligung)
- Herzerkrankungen, insb. KHK
- Aortenisthmusstenose
- Aortendissektion
- Erkrankungen der Leber oder der Gallenblase
- Magen-Darm-Erkrankungen (z.B. abdominelle Gasauftreibung, Gastritis)
- Urolithiasis
Therapie
Die Therapie richtet sich nach der Grunderkrankung. Wird keine Ursache gefunden, behandelt man symptomatisch. Eingesetzt werden u.a.:
- NSAR
- Muskelrelaxantien
- Opioide
- Infiltrationstherapie mit Lokalanästhetika
- Physiotherapie, Manuelle Therapie, Heilmassagen
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Mattle, Fischer (Hrsg): "Kurzlehrbuch Neurologie", Kapitel: "Erkrankungen der Rumpfnerven. 5. Auflage. Thieme Verlag Stuttgart, 2021.
- ↑ Wirth, Mutschler, Kohn, Pohlemann (Hrsg): "Praxis der Orthopädie und Unfallchirurgie" 3., vollständig überarbeitete Auflage. Thieme Verlag Stuttgart, 2013.
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