ST-Hebung
Synonyme: ST-Elevation, ST-Streckenhebung
Englisch: ST elevation
Definition
Als ST-Hebung bezeichnet man eine Anhebung der ST-Strecke im EKG über die isoelektrische Linie. Sie zählt zu den EKG-Infarktzeichen.
Schwellenwert
Für eine ST-Hebung gibt es keinen festen diagnostischen Schwellenwert. ST-Hebungen < 0,1 mV sind i.d.R. als unspezifisch zu werten. Umgekehrt liegt eine signifikante ST-Hebung ab einer Höhe von ≥ 0,1 mV am J-Punkt vor. In den Brustwandableitungen V3 und V4 können ST-Hebungen ≤ 0,25 mV physiologisch sein. Maßgeblich ist dabei immer die klinische Symptomatik.
Einteilung
Man unterscheidet nach ihrer Verlaufsrichtung drei Formen von ST-Strecken-Hebungen:
- horizontale ST-Hebungen
- aszendierende, d.h. aufsteigende ST-Hebungen
- deszendierende, d.h. absteigende ST-Hebungen
Ebenfalls geläufig ist die Unterteilung in konvexe und konkave ST-Hebungen:
- konkav (aus der tiefen, ansteigenden S-Zacke): z.B. bei Perimyokarditis oder Brugada-Syndrom
- konvex (aus der absteigenden R-Zacke): typisch für einen akuten Myokardinfarkt oder eine Tombstone-ST-Hebung
Interpretation
Die Hebung der ST-Strecke kann u.a. auf folgende Erkrankungen hinweisen:
- akuter Myokardinfarkt
- Prinzmetal-Angina: reversible ST-Hebungen, die von selbst oder nach Gabe von Calciumantagonisten oder Nitraten verschwinden
- Herzwandaneurysma: persistierende ST-Hebungen nach Myokardinfarkt.
- Perimyokarditis: konkave ST-Hebungen meist in mehreren, nicht nur in benachbarten Ableitungen.
- Brugada-Syndrom: konkave ST-Hebungen typischerweise in den Ableitungen V1-3
- Kounis-Syndrom
- Kardiomyopathie (z.B. Tako-Tsubo-Kardiomyopathie)
- Schenkelblock
- Herzschrittmacher
- Lungenarterienembolie
- Hypothermie (Osborn-Welle)
- intrakranielle Blutungen (v.a. Subarachnoidalblutungen)
Zu einer scheinbaren ST-Hebung kommt es bei Hyperkalzämie und Vagotonie. Die ST-Hebung kann auch als Normvariante in rechtspräkordialen Brustwandableitungen vorkommen.
Myokardinfarkt
Bei einem STEMI finden sich ST-Hebungen ≥ 0,1 mV in mindestens 2 benachbarten Ableitungen, also in Ableitungen, die einem Versorgungsgebiet entsprechen. Dazu zählen die benachbarten Ableitungen V1–6 für die Vorderwand, II, III und aVF für die Hinterwand sowie I und aVL für die Seitenwand des linken Ventrikels. Für die Ableitungen V2 und V3 gelten abweichende Grenzwerte:
- Männer < 40 Jahren: ST-Hebungen ≥ 0,25 mV
- Männer ≥ 40 Jahren: ST-Hebungen ≥ 0,2 mV
- Frauen: ST-Hebungen ≥ 0,15 mV
Liegt ein Linksschenkelblock vor, können ST-Hebungen maskiert sein. Bei klinischem Verdacht helfen in diesem Fall die Sgarbossa-Kriterien: Ein STEMI kann diagnostiziert werden, wenn eines der folgenden Kriterien vorliegt:
- konkordante ST-Hebung ≥ 0,1 mV
- ST-Senkung ≥ 0,1 mV in V1-3
- diskordante exzessive ST-Hebung ≥ 25 % vom S und ≥ 0,1 mV (bzw. ST-Hebung ≥ 0,5 mV in Ableitungen mit negativem QRS-Komplex)
Hinweis: Das Fehlen einer ST-Hebung schließt einen Herzinfarkt nicht aus (NSTEMI).