Salmonellose (Geflügel)
Synonym: Salmonella-Infektion
Englisch: salmonellosis
Definition
Die Salmonellose ist eine beim Nutzgeflügel weit verbreitete und akut bis chronisch verlaufende Infektionskrankheit, die durch verschiedene speziesspezifische Salmonella-Serovare verursacht wird.
Ätiologie
An das Geflügel sind v.a. die Serovare Salmonella Gallinarum, Salmonella Pullorum und Salmonella Arizona adaptiert. Zusätzlich kommen auch virulente und nicht-tierartadaptierte Serovare wie Salmonella Typhimurium sowie Salmonella Enteritidis vor. Daneben können auch Serovare wie z.B. Salmonella Infantis, Salmonella Hadar, Salmonella Virchow, Salmonella Paratyphi oder Salmonella Anatum beim Geflügel nachgewiesen werden.
Salmonellen sind gramnegative, begeißelte und 0,5 x 1 bis 3 µm große Stäbchenbakterien. Die Zuordnung der Gattung Salmonella erfolgt nach biochemischen Kriterien, während die Bestimmung der unterschiedlichen Serovare serologisch durch den Nachweis von Gruppen-, O- und H-Antigenen möglich ist. Weiterführende Erregercharakterisierungen erfolgen durch die Bestimmung des Lysotyps, des Plasmidprofils, des Resistenzmusters sowie mittels molekularer Methoden (z.B. Pulsfeld-Gelelektrophorese).
Epidemiologie
Aufgrund des ubiquitären Vorkommens sind die Infektionsquellen in der Umwelt sehr heterogen. Durch die Einschaltung zahlreicher belebter sowie unbelebter Vektoren sind unterschiedliche Infektionswege möglich.
Die Einschleppung der Bakterien erfolgt neben bereits infizierten Tieren häufig auch mit dem Futter, durch Nagetiere, Wildvögel, Personen und Fahrzeuge. Zusätzlich stellen persistierende Kontaminationen in den Stallgebäuden nach unzureichender Reinigung und Desinfektion eine wichtige Infektionsquelle für neu eingestallte Tiere dar.
Pathogenese
Vertikale Infektionen sind möglich (z.B. bei Salmonella Enteritidis) und haben, wie auch Infektionen durch kontaminierte Eier/Bruteier, aufgrund der hohen Empfänglichkeit junger Küken, große wirtschaftliche Bedeutung. Die Erregerausbreitung innerhalb einer Herde findet hingegen auf direktem oder indirektem (z.B. Insekten) horizontalem Wege statt.
Der weitere Verlauf der Infektion wird maßgeblich durch die Virulenz, die aufgenommene Erregermenge sowie das Alter und den Immunstatus der Tiere bestimmt. Ungünstige Umwelteinflüsse (z.B. schlechtes Stallklima), Überbelegung, hoher Erregerdruck, Parasitosen und Immunsuppression unterschiedlicher Genese wirken prädisponierend auf die Krankheitsentstehung.
Bei wenige Tage alten Küken führt die orale Infektion rasch zu einer intestinalen Kolonisation mit nachfolgender Ausbreitung in innere Organe. Oftmals enden klinische Erkankungen mit dem Tod, während überlebende Tiere den Erreger über mehrere Wochen hinweg ausscheiden können. Im Gegensatz dazu entwickeln ältere Tiere aufgrund ihrer breitgefächerten Darmflora häufig nur eine passagere Infektion, sodass es nur selten zur Ansiedlung der Salmonellen im Verdauungstrakt (v.a. in den Blinddärmen) kommt. Von dort ausgehend persistieren die Bakterien unterschiedlich lange und führen selbst bei systemischer Ausbreitung nur selten zu klinischen Symptomen und fast nie zu Todesfällen.
Erkrankungen
Serovar | Erkrankung | Bedeutung |
---|---|---|
Salmonella Pullorum | Pullorumkrankheit | spez. Salmonellose |
Salmonella Gallinarum | Hühnertyphus | spez. Salmonellose |
Salmonella Arizonae | Arizona-Salmonellose | spez. Salmonellose |
Salmonella Typhimurium | Paratyphus | Zoonose (Kat. 1) |
Salmonella Enteritidis | Paratyphus | Zoonose (Kat. 1) |
Salmonella Hadar | - | Zoonose (Kat. 2) |
Salmonella Infantis | - | Zoonose (Kat. 2) |
Salmonella Virchow | - | Zoonose (Kat. 2) |
Klinik
Küken leiden an einem gestörten Allgemeinbefinden und zeigen ein erhöhtes Wärmebedürfnis. Die Mortalität ist meist nur bis zu einem Alter von 2 Lebenswochen erhöht. Ältere Tiere hingegen sind meist asymptomatisch infiziert.
Klinisch apparente Infektionen führen zu Müdigkeit, die Tiere halten die Augen vermehrt geschlossen, leiden an Durchfall und verklebter Kloake. Das Gefieder ist gesträubt und die Gelenke weisen multiple entzündliche Umfangsvermehrungen auf.
Pathohistologie
Erkrankte Tiere erscheinen exsikkotisch und weisen eine Enteritis auf - oft verbunden mit nekrotischen Läsionen in der Darmschleimhaut sowie käseartigen Pröpfen in den Blinddärmen. Die Milz und Leber sind geschwollen und mit feinen herdförmigen Nekrosen gekennzeichnet. Zusätzlich entwickelt sich eine fibrinös-purulente Perihepatitis und Perikarditis. Bei den Küken kann koaguliertes Dottermaterial und vereinzelt auch eine Nabelentzündung nachgewiesen werden.
Im histologischen Schnittbild zeigt sich eine interstitielle Entzündung mit nekrotischen Herden in Milz, Leber und Herz. Die Granulome weisen heterophile und plasmazelluläre Infiltrationen auf.
Differenzialdiagnosen
Diagnose
Da die Klinik und Pathohistologie nicht immer eine Verdachtsdiagnose erlauben, ist ein Erregernachweis unbedingt erforderlich. Dieser erfolgt aus der Untersuchung von Kot sowie Blinddarminhalt erkrankter bzw. verendeter Tiere (Bakterienkultur mit anschließender PCR).
Therapie
Ein Einsatz von Antibiotika in einer erkrankten Herde ist nicht anzuraten, da keine Erregerfreiheit erreicht wird und das Risiko der Resistenzentwicklung gefördert wird.
Prophylaxe
Ziel ist es, salmonellenfreie Zuchtbestände und Bruteier zu schaffen, die für die Geflügelfleisch- und Eiproduktion verwendet werden. Hierfür sind strikte Hygiene- und Biosicherheitsmaßnahmen einzuhalten (Schadnagerbekämpfung, Personalhygiene, Überwachung des Zugangs, effektive Reinigung und Desinfektion u.ä.).
Am Markt sind unterschiedliche Lebend- und Inaktivatimpfstoffe gegen epidemiologisch bedeutsame Serovare (z.B. Salmonella Enteritidis und Salmonella Typhimurium) verfügbar.
Rechtliches
Die Bekämpfung und Vermeidung von Salmonellen bei Elterntieren, Legehennen, Mastgeflügeln und Puten wird europaweit durch die Verordnung (EG) Nr. 2160/2003 des Europäischen Parlaments vorgeschrieben.
Zoonotische Bedeutung
Salmonellen sind Zoonoseerreger und führen beim Menschen zu lebensmittel-assoziierten Erkrankungen. Klinisch manifeste Erkrankungen gehen häufig mit einer fieberhaften Gastroenteritis (Salmonellose) einher. Septikämische Krankheitsverläufe hingegen werden gehäuft bei Säuglingen und älteren Menschen beobachtet.
Quellen
- EUR-Lex. Verordnung (EG) Nr. 2160/2003 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 17. November 2003 zur Bekämpfung von Salmonellen und bestimmten anderen durch Lebensmittel übertragbaren Zoonoseerregern (abgerufen am 29.08.2021)
- RIS - Rechtsinformationssystem des Bundes Österreich. VO 2160/2003/EG (abgerufen am 29.08.2021)
Literatur
- Rautenschlein S, Ryll M. 2014. Erkrankungen des Nutzgeflügels. 1. Auflage. Stuttgart: UTB Verlag GmbH. ISBN: 978-3-8252-8565-5
- Siegmann O, Neumann U (Hrsg.) 2012. Kompendium der Geflügelkrankheiten. 7., überarbeitete Auflage. Hannover: Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. ISBN: 978-84268333-4