Milz (Geflügel)
Synonyme: Lien, Splen
Englisch: spleen
Definition
Die Milz ist ein intraabdominell liegendes lymphatisches Organ beim Geflügel.
Funktion
Ähnlich den Haussäugetieren ist die Milz des Geflügels hauptsächlich für den Abbau gealterter Erythrozyten zuständig. Daneben ist sie durch ihren hohen Gehalt an Lymphknötchen (B-Zell- und T-Zell-Zonen) am Immungeschehen beteiligt. Funktionell betrachtet gehört die Milz sowohl dem Blutkreislauf als auch dem Lymphsystem an.
Histologie
Das Grundgewebe der Milz ist retikuläres Bindegewebe. Die Milz lässt sich in weiße Pulpa (Pulpa lienis alba) und rote Pulpa (Pulpa lienis rubra) unterteilen. Die Abgrenzung beider Anteile ist jedoch weniger deutlich als beim Säugetier. Den dazwischen liegenden Raum nennt man Marginalzone.
In der roten Milzpulpa findet die Blutmauserung alter Erythrozyten statt. Hier finden sich zahlreiche eisenreiche Makrophagen in den Pulpasträngen. Zur roten Pulpa zählt auch die parafollikuläre Zone. Das Kapillarendothel der Milz ist fenstriert. Die Milzsinus des geschlossenen Kreislaufs sind weitlumig. Die Kapillaren des Milz-spezifischen offenen Kreislaufs enden im retikulären Bindegewebe.
Das lymphatische Gewebe der Milz, die weiße Milzpulpa, lässt sich unterteilen in die Malpighi-Körperchen (Milzknötchen) und die periarterielle lymphatische Scheide (PALS). Letztere entspricht der T-Zell-Zone und enthält neben T-Lymphozyten auch interdigitierende dendritische Zellen. Der prominente T-Lymphozyten-Typ, der hier anzutreffen ist, sind die T-Helferzellen. Die Malpighi-Körperchen entsprechen der B-Zell-Zone. Neben B-Zellen finden sich follikuläre dendritische Zellen. Sie dienen der B-Zell-Aktivierung. In der Marginalzone sitzen die sogenannten B-Gedächtniszellen, sowie Makrophagen. Hierbei handelt es sich um spezifische Lymphozyten, die sich unabhängig von einer vorherigen T-Zell-Reaktion in Plasmazellen differenzieren können. Sie dienen insbesondere dem Schutz vor einer Sepsis.
Anatomie
Die Milz des Huhns ist braunrot bis kirschrot gefärbt und kugelig bis eiförmig. Bei Wasservögeln ist sie hingegen mehr dreieckig geformt und weist eine abgeplattete Dorsal- und einen konvexe Ventralfläche auf. Der Durchmesser erreicht beim Huhn zwischen 10 und 20 mm.
Die Milz wiegt beim Huhn und bei der Ente zwischen 1,5 und 4,5 g, bei der Gans zwischen 4 und 8 g und bei der Taube zwischen 0,2 und 0,4 g.
Gefäßversorgung
Nachdem die Arteriae splenicae am Hilus in die Milz eingetreten sind, verzweigen sie sich in die sogenannten Trabekelarterien. Diese verlaufen anfangs in den bindegewebigen Trabekeln der Milz, um dann als Zentralarterien (Arteriae centrales) in das Parenchym überzutreten. Die Gefäße werden in ihrem Anfangsabschnitt von periarteriellen Lymphscheiden umgeben, die vor allem T-Lymphozyten enthalten. Am Ende der Lymphscheiden formieren sich die Lymphozyten dann zu Milzfollikeln, die als B-Zell-abhängige Regionen gelten und von den Arteriae centrales mehr oder weniger zentral durchquert werden.
Die Zentralarterien verlassen die Milzfollikel und werden dann als Pinselarteriolen bezeichnet. Diese kleinen Gefäße ästeln sich in die kleineren Kapillaren auf. Die Kapillaren werden dabei streckenweise von histozytären Retikulumzellen umscheidet, um dann entweder in die weiten venösen Sinuskapillaren der Milz oder auch direkt in das Schwammwerk der Retikulumzellen zu münden. Die Hülse aus Retikulumzellen um die Kapillaren ist die sogenannte Schweigger-Seidel-Hülse. Die Kapillaren werden dann als Hülsenkapillaren bezeichnet.
Der venöse Abfluss der Milz erfolgt über die Venae splenicae, die dann das Blut in die Vena portalis hepatica dextra in Richtung Leber leitet.
Innervation
Die Innervation der Milz erfolgt vegetativ über sympathische und parasympathische Äste des Plexus coeliacus.
Lymphabfluss
Die abführenden Lymphgefäße begleiten die Blutgefäße und münden in das Vas lymphaticum coeliacum.
Topographie
Die Lage der Milz im Abdomen ist konstant. Sie ist medial des Isthmus zwischen Drüsen- und Muskelmagen an der Facies visceralis hepatis dorsal der Gallenblase angeheftet. Kaudal reicht sie direkt an die Keimdrüsen heran und weist beim Huhn in Einzelfällen eine oder mehrere winzige akzessorische Milzen (Nebenmilzen) auf.[1]
Die Milz steht über ihr Gekröse (Mesenterium dorsale) mit der Arteria coeliaca sowie dem Drüsen- und dem Muskelmagen in kurzer Verbindung. Über das Gekröse erhält sie auch ihre Zu- und Abflüsse, sodass die Arteriae splenicae (v.a. der Ramus dexter der Arteria coeliaca) direkt das Organ erreichen können.
Literatur
- Nickel, Richard, August Schummer, Eugen Seiferle. Band V: Geflügel. Parey, 2004.
- King, Anthony S. et al. Handbook of Avian Anatomy: Nomina Anatomica Avium. Second Edition. Cambridge, Massachusetts. Published by the Club, 1993.