Muskelmagen (Geflügel)
Synonyme: Pars muscularis, Kaumagen, Reibemagen, Ventriculus (nicht NAA-konform)
Definition
Als Muskelmagen bezeichnet man die zweite Abteilung des Typ-2-Magens verschiedener Geflügelarten.
Anatomie
Manche Geflügelarten besitzen einen sogenannten Typ-2-Magen, der für die physikalisch-chemische Vorbereitung des Futters zuständig ist. Er kommt hauptsächlich bei pflanzen-, körner- und planktonfressenden Vögeln vor und besteht aus zwei deutlich voneinander abgesetzten Abschnitten:
- Drüsenmagen (Proventriculus)
- Muskelmagen
Morphologie
Da im Muskelmagen die eingeweichte Nahrung wie zwischen zwei Mühlsteinen zerkleinert wird, wird er auch als Kau- oder Reibemagen bezeichnet.
Der Hauptteil (Corpus) des Muskelmagens besitzt zwei Seitenflächen (Facies tendineae), die beide von einem Sehnenspiegel überzogen sind. Sowohl der kaudodorsale als auch der kranioventrale Rand sind abgerundet. Der kraniodorsale und kaudoventrale Rand ist bauchig zu einem Blindsack aufgetrieben (Saccus cranialis und Saccus caudalis). Der Zugang zum Muskelmagen wird durch einen Isthmus gastris markiert. Der Ausgang in das Duodenum liegt auf der rechten Seite dicht unter dem kranialen Blindsack und wird als Ostium pyloricum bezeichnet.
Der Innenraum der kompakten und muskulösen Magenabteilung ist relativ klein, jedoch größer als der des Drüsenmagens. Das Organ ist mehr oder weniger schlauchförmig ausgebildet. Das makroskopische Oberflächenrelief der Magenschleimhaut ist im Bereich der Sehnenspiegel glatt, ansonsten durch deutliche Längsfalten (Rugae ventriculares) geprägt. Diese Schleimhautfalten sind in den Blindsäcken zusätzlich noch quergekerbt.
Muskeln
Die Dicke der Wand des Muskelmagens ist äußerst variabel ausgeprägt, da die Muskelschicht aus asymmetrisch angelegten Muskeln besteht. Man unterscheidet zwei kräftige Hauptmuskeln, die als
- Musculus crassus caudodorsalis und
- Musculus crassus cranioventralis bezeichnet werden.
Die blaurot gefärbten Muskeln entspringen am seitlichen Sehnenspiegel (Centrum tendineum) und ziehen mit kräftigen Muskelbündeln (bestehend aus glatten Muskelzellen) über den dorsalen bzw. ventralen Rand hinweg auf die Gegenseite. Im Bereich des kranialen und kaudalen Blindsacks liegen die schwächeren Zwischenmuskeln:
Beide entspringen ebenfalls am seitlichen Sehnenspiegel, um dann - den jeweiligen Blindsack umfassend - zum Sehnenspiegel auf der gegenüberliegenden Seite zu ziehen. Dabei gehen die beiden dorsal gelegenen Muskeln (Musculus crassus caudodorsalis und Musculus tenuis craniodorsalis) ohne scharfe Grenze ineinander über. Gleiche Verhältnisse gelten auch für die beiden ventralen Muskeln (Musculus crassus cranioventralis und Musculus tenuis caudoventralis).
Topographie
Der Muskelmagen ist linsenförmig ausgebildet und steht mehr oder weniger aufrecht im linken unteren Quadranten der Leibeshöhle. Er ist nur auf einem begrenzten Areal an der rechten Seite von Bauchfell überzogen, da er an dieser Stelle an den Eingeweidebauchfellsack stößt. Ein Großteil seiner Oberfläche wird vom linken Bauchluftsack - in den er sich vorstülpt - überzogen.
Seine linke Seite ist teils vom linken ventralen Leberbauchfellsack umgeben, teils ist er bindegewebig mit der Bauchwand verklebt. Aufgrund seiner Organbeziehungen wird seine Lage als retroperitoneal beschrieben.
Histologie
Der Muskelmagen besteht aus vier Schichten:
Literatur
- Nickel, Richard, August Schummer, Eugen Seiferle. Band V: Geflügel. Parey, 2004.
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