Luftsack (Geflügel)
Synonym: Saccus pneumaticus
Definition
Anatomie
Die Luftsäcke stellen passiv dehnbare und äußerst dünnwandige Gebilde dar, die mit ihrer nahen Umgebung - den angrenzenden Organen und Muskeln -bindegewebig verwachsen sind oder von Serosa umgeben werden. An manchen Stellen sind sie auch zur Pneumatisation von Knochen als Divertikel in Skelettelemente eingedrungen.
Einteilung
...anhand der Lage
Sowohl die Lage als auch die Benennung der einzelnen Luftsäcke folgt bei allen Vögeln dem gleichen Schema, sodass folgende Luftsäcke unterschieden werden können:
Bezeichnung | Fachterminus | Anzahl |
---|---|---|
Halsluftsack | Saccus cervicalis | paarig |
Kranialer Brustluftsack | Saccus thoracicus cranialis | paarig |
Kaudaler Brustluftsack | Saccus thoracicus caudalis | paarig |
Bauchluftsack | Saccus abdominalis | paarig |
Schlüsselbeinluftsack | Saccus clavicularis | unpaar |
...anhand funktioneller Gesichtspunkte
Aufgrund funktioneller Zusammenhänge bezüglich der Ventilation werden die genannten Luftsäcke in zwei Gruppen gegliedert:
Luftsackgruppe | Luftsäcke |
---|---|
vordere Luftsackgruppe: |
|
hintere Luftsackgruppe: |
|
Die vordere Luftsackgruppe ist den Medioventrobronchien angeschlossen. Die Luftsäcke füllen sich in der Inspirationsphase mit Luft die über die Mediodorso- und Lateroventrobronchien zu den gasaustauschenden Parabronchien geführt wurde und dann "verbraucht" durch die Medioventrobronchien in die vorderen Luftsäcke eingezogen wird. Während der Exspirationsphase geben diese dann die Luft direkt über die Medioventrobronchien an den Hauptbronchus und anschließend über die Trachea nach außen ab.
Die hintere Luftsackgruppe ist dem Hauptbronchus bzw. dem größeren Lateroventrobronchus direkt angeschlossen. Während der Inspiration ziehen sie frische, "unverbrauchte" Luft ein, die sie dann in der Exspirationsphase durch die Mediodorso- und Lateroventrobronchien in die Parabronchien pressen. Von dort aus wird die "verbrauchte" Luft über die Medioventrobronchien dem Hauptbronchus und somit der Trachea weitergeleitet.
Funktion
Die Luftsäcke sind bereits beim Schlupf in relativer Größe ausgebildet, um die Lunge ausreichend ventilieren zu können. Bevor die Luftsäcke an der Ventilation beteiligt sind, ist die Chorioallantois am Gasaustausch beteiligt. Mit dem Wachstum des Jungtieres nimmt letztendlich auch die Größe der Luftsäcke zu. Erst am Ende der Wachstumsphase bilden sich die Divertikel aus, welche die angrenzenden Skelettknochen pneumatisieren. Diese Divertikel stehen nicht im Dienst der Ventilation, sondern nehmen viel mehr den Platz des jugendlichen Knochenmarks ein, um einer deutlichen Gewichtsminderung beizutragen.
Histologie
Die Wand der einzelnen Säcke wird hauptsächlich aus Bindegewebe gibildet, das elastische Elemente und glatte Muskelfasern enthält. An ihrer Innenfläche sind die Säcke mit einem einschichtigen Plattenepithel ausgekleidet. An der Übergangszone zur Lunge wird das Epithel zunehmend hochprismatisch. Gelegentlich können in diesem Bereich auch Zilien gefunden werden.
Die Blutversorgung der Luftsackwand ist gering, da die einzelnen Luftsäcke nicht am Gasaustausch beteiligt sind.
Literatur
- Nickel, Richard, August Schummer, Eugen Seiferle. Band V: Geflügel. Parey, 2004.
- King, Anthony S. et al. Handbook of Avian Anatomy: Nomina Anatomica Avium. Second Edition. Cambridge, Massachusetts. Published by the Club, 1993.