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Eimeriose (Geflügel)

(Weitergeleitet von Kokzidiose (Geflügel))

Synonyme: Kokzidiose, Coccidiose
Englisch: coccidiosis

1. Definition

Die Eimeriose bzw. Kokzidiose ist die wirtschaftlich bedeutsamste parasitäre Krankheit des Geflügels.

2. Epidemiologie

Kokzidien sind ubiquitär verbreitet und werden in ca. 90 % aller Junghuhn- und Putenaufzuchten sowie bei Legehennen nachgewiesen. Aufgrund von spezifischen Maßnahmen sind Kokzidiosen mit hohen Tierverlusten inzwischen selten geworden, z.B. durch

Subklinische Infektionen verursachen jedoch weiterhin beträchtliche wirtschaftliche Einbußen und sind wegbereitend für andere Darminfektionen, insbesondere mit Clostridium perfringens (Nekrotisierende Enteritis).

In der Haltungspraxis ist es quasi unmöglich, Eimeria-Infektionen in Hühnerbeständen zu verhindern, da die Oozysten passiv durch starke Luftströmungen verdriftet oder an Gegenständen, Tieren, Personen usw. haftend leicht verschleppt werden. In der Epidemiologie spielen Faktoren wie z.B. die Kontamination der Umwelt mit Oozysten, die Alterstruktur und der Immunstatus der Herde sowie die Haltungsbedingungen eine wichtige Rolle bei der Ausbreitung der Parasiten.

3. Erreger

Beim Huhn parasitieren sieben Eimeria-Arten. Alle Arten sind in unterschiedlichem Maße pathogen.

Art Befallsorgan,
Läsion
 Stadien Präpatenz (Tage) Befallsgruppe
Eimeria tenella Caeca, hämorrhagische Typhlitis Meronten II, subepithelial 6 Jungtiere von 4-8 Wochen
Eimeria necatrix mittleres Jejunum, hämorrhagische Enteritis Meronten II, subepithelial 6 Jungtiere von 5-7 Wochen
Eimeria brunetti Ileum, Caecumhals, Rectum, nekrotisierende Enteritis Meronten II, subepithelial 5 Hühner jeden Alters
Eimeria acervulina  Duodenum, proximales Jejunum, katarrhalische Enteritis epithelial 4 Junghenne
Eimeria maxima mittleres Jejunum, katarrhalische Enteritis epithelial 5 meist 5-6 Monate alte Legehennen
Eimeria mitis distales Jejunum, Ileum, katarrhalische Enteritis epithelial 4 führt selten zu Erkrankungen
Eimeria praecox Duodenum, proximales Jejunum, katarrhalische Enteritis epithelial 4 Enteritis nur bei schwerer Infektion

4. Entwicklung

Der Entwicklungszyklus von Eimeria-Arten der Geflügel umfasst

5. Immunologie

Bei der extensiven Freilandhaltung von Hühnern kann die Oozystendichte in der Umgebung so gering sein, dass die Tiere nur wenige Oozysten per os aufnehmen und daher nur an einer inapparent verlaufenden Infektion erkranken. Durch die kontinuierliche Aufnahme weniger Oozysten kommt es im späteren Verlauf zu einer artspezifischen Immunität im Bestand, sodass ältere Hühner durch eine ausreichende Immunität vor Erkrankungen geschützt sind. Unter den Bedingungen der intensiven Bodenhaltung in Stallungen (Bodenhaltung) sind die hochempfänglichen jungen Masttiere während der kurzen, jedoch intensiven Mastperiode von etwa 5 bis 6 Wochen einem erheblichen Infektionsrisiko ausgesetzt. Verschiedene Faktoren (z.B. Oozystendichte in der Umgebung, Haltungsbedingungen, Bedingungen für die Sporulation und Überleben der Oozysten, usw.) sind letztendlich ausschlaggebend, ob und in welchem Ausmaß die betroffenen Hühner an einer Eimeriose erkranken.

6. Klinik

Die pathologischen und klinischen Veränderungen sind von der auslösenden Art abhängig. Die Infektion mit einer einzigen Eimeria-Art ist selten.

Generell führt eine Eimeria-Infektion zur Schädigung und zum Verlust von Enterozyten sowie anderen Darmzellen, die eine Störung der Darmfunktion (u.a. Malabsorption sowie Protein- und Flüssigkeitsverlust) nach sich ziehen. Nach einer Eimeria-Infektion können so z.B. Defizite an Vitamin D und E, Calcium, Phosphor und essenziellen Aminosäuren beobachtet werden. Zusätzlich verursachen Eimeria tenella und Eimeria necatrix aufgrund des Zerfalls der großen, tief in der Mukosa liegenden Meronten erhebliche Blutungen mit nachfolgender Anämie und Immunsuppression.

Zur Eimeriose gesellschaftet sich oftmals eine Infektion mit Clostridium perfringens (gehört zur normalen Darmflora), die zu einer nekrotisierenden Enteritis führt.

7. Diagnose

Da die Symptomatik der Kokzidiose unspezifisch ist, stützt sich die Diagnose auf das Sektionsbild und den mikroskopischen Nachweis arttypischer Entwicklungsstadien im Nativpräparat (Schleimhautabstriche). Sowohl die Lokalisation und die Art der Läsionen sowie die Lage und Größe der Meronten oder Gamonten gestattet häufig die Bestimmung der Eimeria-Art oder ermöglicht eine Verdachtsdiagnose. Zusätzlich kann mittels PCR die Artdiagnose gesichert werden.

8. Therapie

Eine kausale Therapie bereits erkrankter Tiere ist derzeit (2019) nicht möglich. Dennoch sollte eine Herde mit erkrankten Tieren stets behandelt werden, da die Verabreichung geeigneter Antikokzidia bei später infizierten Hühnern die weitere Entwicklung der Eimerien verhindern kann.

Als geeignete Antikokzidia haben sich Toltrazuril (7 mg/kgKG an 2 bis 3 aufeinander folgenden Tagen im Trinkwasser, nicht bei Legehennen) sowie Sulfonamide (Cave: Unerwünschte Arzneimittelwirkungen) erwiesen.

Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.

9. Bekämpfung

Zu den wichtigsten Bekämpfungsmaßnahmen zählen:

10. Literatur

  • Eckert, Johannes, Friedhoff, Karl Theodor, Zahner, Horst, Deplazes, Peter. Lehrbuch der Parasitologie für die Tiermedizin. 2., vollständig überarbeitete Auflage. Enke-Verlag, 2008.
  • Siegmann, Otfried, Neumann, Ulrich. Kompendium der Geflügelkrankheiten. 7., überarbeitete Auflage. Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co KG. 2012

11. Link

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