(Weitergeleitet von PMI-Syndrom)
nach William Dressler (1890 bis 1969), amerikanischer Arzt
Synonyme: Dressler-Syndrom, Dressler-Perikarditis, Postmyokardinfarkt-Syndrom (PMS), PMI-Syndrom, Postinfarkt-Syndrom, postinfarktionelle Perikarditis, Myokardinfarkt-Spätsyndrom, Spätperikarditis, Postmyokardiotomie-Syndrom, Postperikardiotomie-Syndrom (PPS), Postkardiotomie-Syndrom
Englisch: post-cardiac injury syndrome (PCIS), Dressler syndrome, postmyocardial infarction syndrome, postpericardiotomy syndrome (PPS)
Das posttraumatische Herzsyndrom, kurz PCIS, ist ein Überbegriff für eine Gruppe entzündlicher perikardialer Erkrankungen autoimmuner Genese.
nicht zu verwechseln mit: Pericarditis epistenocardica
Die Ursache des posttraumatischen Herzsyndroms ist zur Zeit (2020) noch nicht vollständig geklärt. Ein auslösender Faktor scheint die Kombination aus geschädigten mesothelialen Perikardzellen und Blut im Herzbeutel zu sein. Es wird angenommen, dass die initiale Verletzung des Myokards Neoantigene freisetzt und zu einer konsekutiven Immunreaktion führt. Immunkomplexe setzen sich am Perikard, an der Pleura und in der Lunge ab und provozieren eine Entzündungsreaktion. Meist kommt es 1-4 Wochen nach dem Trauma, z.T. auch erst nach Monaten, zu Perikarditis, Perikarderguss, Pleuritis, Pleuraerguss und/oder Fieber.
Typische Ursachen des zugrundeliegenden kardialen Traumas sind:
Ein PCIS nach einem Myokardinfarkt trat früher in 3-7 % d.F. auf. Inzwischen kommt sie nur sehr selten vor, vermutlich aufgrund der effektiven perkutanen Koronarinterventionen sowie der immunmodulatorischen Wirkung der eingesetzten Medikamente (z.B. Statine, ACE-Hemmer, Betablocker).
Die Symptome des posttraumatischen Herzsyndroms sind vielgestaltig. Typische Beschwerden sind:
Selten kann es auch zu Arthralgien und Petechien kommen.
Echokardiographisch zeigt sich beim PCIS meist ein Perikarderguss. Mittels Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) kann weiterhin zwischen einem hämorrhagischen und einem serösen Perikarderguss differenziert werden. Im Röntgen-Thorax sind in manchen Fällen Zeichen einer Kardiomegalie oder eines Pleuraergusses sowie Lungeninfiltrate sichtbar.
Im EKG treten ggf. unspezifische Veränderungen wie Niedervoltage oder ST-Hebungen auf, die auf eine Perikarditis hinweisen.
Laborchemisch können sich Zeichen einer Entzündungsreaktion wie Leukozytose, erhöhtes CRP und erhöhte BSG zeigen. Weiterhin sind oftmals Anti-SMA-Antikörper nachweisbar.
Die Diagnose eines PCIS kann gestellt werden, wenn mindestens zwei der folgenden Kriterien erfüllt sind:
Zur Beschleunigung einer Remission und Verminderung von Rezidiven wird eine antiinflammatorische Therapie empfohlen. Acetylsalicylsäure (ASS) gilt als Therapie der Wahl bei einer Spätperikarditis nach Myokardinfarkt sowie bei Patienten, die bereits eine antithrombozytäre Therapie erhalten. Zusätzlich zu NSAR bzw. ASS kann Colchicin verabreicht werden. In seltenen Fällen sind Glukokortikoide notwendig.
Eine sorgfältige Nachsorge nach einem PCIS ist notwendig, um die Entwicklung einer konstriktiven Perikarditis auszuschließen. Empfohlen wird eine körperliche Untersuchung und eine Echokardiographie alle 6-12 Monate.
Rezidive treten häufig und auch nach mehreren Jahren auf. Insgesamt ist die Prognose aber günstig.
Nach einer Herzoperation kann zur Prävention eines Postkardiotomie-Syndroms Colchicin für einen Monat verabreicht werden. Die Dosierung erfolgt gewichtsabhängig:
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Tags: Autoimmunerkrankung, Entzündung, Eponym, Herzinfarkt, Immunkomplex, Myokardinfarkt, Perikarditis
Fachgebiete: Kardiologie
Diese Seite wurde zuletzt am 18. September 2020 um 12:07 Uhr bearbeitet.
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