Unter medikamentöser Tuberkulosetherapie versteht man die kurative Behandlung einer nachgewiesenen Tuberkulose mit Antituberkulotika.
Grundsätzlich sind bei den Erregern der Tuberkulose Besonderheiten zu berücksichtigen:
Diesen Besonderheiten wird mit der Auswahl der verwendeten Mittel und dem Therapieschema Rechnung getragen. Grundsätzlich gilt:
Unter den Antituberkulotika werden Mittel der 1. Wahl von Reservemittel unterschieden.
Mittel der 1. Wahl sind:
Reservemittel sollten nur bei Resistenzen oder absoluten Kontraindikationen gegen Mittel der 1. Wahl zum Einsatz kommen. Mögliche Reservemittel sind:
Wirkstoffe zur Behandlung der XDR-Tb sind die Reserveantibiotika Bedaquilin und Delamanid.
Die Antituberkulotika weisen zahlreiche Nebenwirkungen auf, die potentiell gefährliche Folgen haben können. Daher sollten unter der Therapie, je nach verwendetem Präparat, regelmäßig Kontrollen stattfinden, beispielsweise:
Die Entwicklung von Resistenzen oder die Erkrankung durch Infektion mit resistenten Keimen ist eine gefürchtete Komplikation der Tuberkulose und erschwert die Therapie immens. In Wildstämmen liegen bereits sporadisch Resistenzen gegen Antituberkulotika vor. Diese sind bei einer Mehrfachtherapie jedoch kein Problem. Eine Einfachtherapie hingegen, fördert die Ausbidung neuer Resistenzen und sollte unterlassen werden.
Unter den resistenten Erregern unterscheidet man:
Eine Tuberkulose wird initial mit einer Vierfachkombination behandelt, zum Beispiel:
Diese Initialbehandlung wird über mindestens 2 Monate fortgeführt. Danach erfolgt die Stabilisierungsphase mit einer Kombination aus Rifampicin und Isoniazid.
Sollte sich bei bereits begonnener Therapie im eingehenden Befund des Antibiogramms eine Resistenz zeigen, kann kurzfristig umgestellt werden.
Insgesamt wird unter Berücksichtigung von Resistenzen 6-9 Monate behandelt, bei Immundefizienz u.ä. länger. Eine sechsmonatige Behandlung genügt in der Regel bei einer unkomplizierten Primärtuberkulose mit Affektion der Hiluslymphknoten, eine neunmonatige Therapie ist bei komplizierteren kavernösen Lungentuberkulosen indiziert.
Durch die lange Therapie werden auch temporär ruhende Keime erfasst, die zeitweise stoffwechselaktiv werden. Tritt unter der Therapie Verdacht auf Resistenzbildung ein, sollten alle Antituberkulotika für 3 Tage abgesetzt und neues Untersuchungsmaterial für ein Antibiogramm gewonnen werden.
Bestehen Mehrfachresistenzen oder Kontraindikationen, die ein Ausweichen auf Reservemittel notwendig machen, ist der Behandlungszeitraum länger anzusetzen.
Bei mangelhafter Compliance kann ein Versuch mit Kombipräparaten unternommen werden, welche die Anzahl der einzunehmenden Tabletten zu senken vermag. Bestehen berechtigte Zweifel an der Compliance, sollte eine Medikamenteneinnahme unter Aufsicht erfolgen, zum Beispiel im Rahmen eines "direct observed treatment".
Der initiale Einsatz von Glukokortikoiden kann im Rahmen einer tuberkulösen Meningitis und Insuffizienz der Nebennierenrinde angebracht sein.
Bei frustraner medikamentöser Therapie können chirurgische Maßnahmen (z.B. Lungenteilresektion) erwogen werden.
Tags: A15, A16, A17, GK2, Medikament, Tbc, Tuberkulose
Fachgebiete: Pharmakologie, Pneumologie
Diese Seite wurde zuletzt am 20. November 2020 um 14:49 Uhr bearbeitet.
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