Synonym: EMPF
Englisch: equine multinodular polmonary fibrosis
Die equine multinoduläre pulmonale Fibrose, kurz EMPF, ist eine multifaktoriell bedingte und chronisch progredient verlaufende Lungenerkrankung beim Pferd.
Die Ätiologie ist noch nicht vollständig erklärt. Durch ein Zusammenspiel aus infektiösen (EHV-5 und 2, AsHV-5) und nicht-infektiösen Faktoren (Genetik, Vorerkrankungen) wird die Krankheitsentstehung begünstigt.
Neueren Untersuchungen zufolge rückt EHV-5 immer mehr in den Fokus, auslösendes Agens für die Enstehung der equinen multinodulären pulmonalen Fibrose zu sein.[1][2]
Die Krankheit tritt gehäuft bei adulten Pferden auf. Ältere Pferde erkranken deutlich häufiger als jüngere.[2]
Sowohl EHV-2 als auch EHV-5 sind Viren der Gruppe der Gammaherpesvirinae und zeigen einen ausgeprägten Tropismus für Lymphozyten. Nach der Infektion (vorwiegend als Tröpfcheninfektion via Aerosole) persistieren die Erreger in lymphoiden Geweben (v.a. in B-Zellen)[3] und werden durch unterschiedliche Stresssituationen (z.B. Transport, Geburt) und Immunsuppression reaktiviert.[4]
Die genauen Pathomechanismen sind bislang (2020) noch nicht geklärt.
Zu den typischen Symptomen der equinen multinodulären pulmonalen Fibrose gehören Gewichtsverlust, Leistungsintoleranz, Dyspnoe und vermindertes Allgemeinbefinden. Bei der klinischen Untersuchung treten v.a. Fieber, unphysiologische Lungengeräusche (verstärkte bronchovesikuläre Atemgeräusche sowie Keuchen) und tracheales Rasseln in Erscheinung. Zusätzlich können noch Lymphadenopathie, generalisierte Schmerzen, Ulzerationen der Maulschleimhaut und Keratokonjunktivitis ausgebildet sein.
Im Blutbild (Hämatologie, Serologie, Blutgasuntersuchungen) zeigt sich oftmals eine Leukozytose, Neutrophilie, Lymphopenie, Anämie, Hypoxämie und Hypalbuminämie bei einer gleichzeitigen Erhöhung von Fibrinogen und Serumamyloid A (SAA).
Anamnese und klinische Untersuchung geben erste Hinweise für eine Verdachtsdiagnose.
Die Diagnosesicherung erfolgt stufenweise und beinhaltet sowohl nicht-invasive als auch invasive Maßnahmen. Nach der klinischen Untersuchung ist eine Ultraschalluntersuchung der Lunge durchzuführen. Hier können oftmals eine verdickte und unregelmäßige Pleura sowie subpleurale Knoten dargestellt werden. Im Lungenröntgen können die Knoten als noduläre Verschattungen bestätigt werden. Um die knotigen Veränderungen von Lungenmetastasen sowie Pilzgranulomen abgrenzen zu können, müssen weitere Diagnostikverfahren angeschlossen werden.
Anschließend ist eine Endoskopie inkl. bronchoalveolärer Lavage (BAL) der unteren Atemwege durchzuführen. Das durch die BAL gewonnene Material wird zytologisch sowie molekularbiologisch untersucht, um EHV-5 nachzuweisen. Die endgültige Diagnose kann jedoch erst durch eine histopathologische Untersuchung eines Lungenbioptats gesichert werden.[5]
Differenzialdiagnostisch müssen folgende Erkrankungen ausgeschlossen werden:
Die Therapie richtet sich nach der Klinik und den vorliegenden Befunden. Hochgradig erkrankte Tiere sind aus tierschutzrechtlichen Gründen zu euthanasieren.
In Ausnahmefällen kann eine medikamentöse Therapie in Betracht gezogen werden. Bei einer bestätigten EHV-Infektion kann eine antivirale Behandlung mit Valaciclovir (30 bis 40 mg/kgKG TID oral) versucht werden (hohe Therapiekosten, fraglicher Effekt). Zusätzlich kann ein Antiphlogistikum (Dexamethason (0,03 bis 0,1 mg/kgKG SID oral[6]) verabreicht werden. Bei Anzeichen einer bakteriellen Sekundärinfektion sind Breitspektrumantibiotika indiziert, z.B. Penicillin und Gentamicin. Kommt es zur pulmonalen Hypertonie, können Sildenafil und Furosemid die Symptome lindern.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Tags: EHV-5, EMPF, Herpesvirus, Infektion, Lunge, Lungenerkrankung, Pferd, Zystische Fibrose
Fachgebiete: Innere Medizin, Veterinärmedizin
Diese Seite wurde zuletzt am 31. Januar 2020 um 08:29 Uhr bearbeitet.
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