Synonyme: rezidivierende Atemwegsobstruktion (RAO)
Englisch: heaves, severe equine asthma
Unter recurrent airway obstruction, kurz RAO, versteht man eine schwere Form des equinen Asthmas.
Equines Asthma kann sowohl ätiopathogenetisch als auch klinisch in zwei Formen unterteilt werden:
RAO tritt hauptsächlich bei adulten Pferden auf. Betroffene Tiere sind durchschnittlich älter als 7 Jahre.[1] Grundsätzlich erkranken Pferde aller Rassen und beider Geschlechter, jedoch sind bestimmte Zuchtlinien (v.a. Warmblutpferde) besonders häufig betroffen.[2]
Die Ätiologie der RAO ist derzeit (2020) noch nicht vollständig geklärt. Es wird jedoch vermutet, dass verschiedene Faktoren zur Krankheitsentstehung beitragen. Klinisch manifeste Erkrankungen treten v.a. dann auf, wenn die Tiere vermehrt in Stallungen unter schlechten Bedingungen gehalten werden. Verschiedene Stimuli wie organische und anorganische Stäube, schlechte Heuqualität, erhöhter Ammoniakgehalt und Pilzsporen begünstigen eine RAO.[3]
Die genauen Pathomechanismen bei der Entstehung von equinem Asthma sind noch nicht vollständig geklärt.
Aufgrund einer Hyperreagibilität der Atemwege auf exogene Noxen kommt es zu einer Schleimhauthyperplasie und -metaplasie. Die zusätzlich gesteigerte Schleimproduktion führt zu einer progressiven Obstruktion der luftleitenden Wege.
Die klinischen Symptome der RAO sind deutlich schwerer ausgeprägt als die einer IAD. Die Erkrankung ist durch chronischen Husten, bilateralen serösen bis seromukösen Nasenausfluss und episodische Dyspnoe gekennzeichnet. Erkrankte Tiere zeigen einen deutlichen Leistungsabfall. Bei körperlicher Belastung kommt es zu einer drastischen Verschlechterung der Symptome.
Die Diagnosestellung basiert hauptsächlich auf einer gründlichen Anamnese, den typischen klinischen Symptomen und einer umfangreichen klinischen Untersuchung.
Bei letzterer fallen insbesondere der Nasenausfluss, die erhöhte Atemfrequenz (> 14 Atemzüge pro Minute, sowohl in Belastung als auch in Ruhe), unphysiologische Lungengeräusche und ein vergrößertes Lungenperkussionsfeld auf. Bei unklaren Fragestellungen sollte ein Röntgenbild der Lunge angefertigt werden - insbesondere um differenzialdiagnostisch Fremdkörperaspirationen, bronchointerstitielle Pneumonien oder eine equine multinoduläre pulmonale Fibrose (EMPF) auszuschließen.
Die weiteren diagnostischen Schritte sind vom Schweregrad der Symptome abhängig: Milde bis moderate Krankheitszeichen erschweren die Diagnostik und erfordern eine Kombination aus funktionellen und bildgebenden Untersuchungen. Mittels Endoskopie und bronchoalveolärer Lavage können die Entzündungsprozesse sowohl morphologisch als auch zytologisch nachgewiesen werden. Eine vermehrte Schleimproduktion in Kombination mit einer Neutrophilie in der Lavage erhärten die Verdachtsdiagnose. Zusätzlich sollte eine Lungenfunktionsmessung angeschlossen werden, bei der sich meist ein erhöhter intrapleuraler Druck (ΔPLmax > 15 cmH2O), ein erhöhter Lungenwiderstand (RL) und eine verminderte Compliance (Cdyn) zeigen.[4]
Differenzialdiagnostisch sind sämtliche Erkrankungen der oberen und unteren Atemwege sowie der Lunge auszuschließen, die zu Leistungsminderung, Husten und Nasenausfluss führen können. Hierbei sind v.a. Aspirationen, Fremdkörper, Pharyngitis, Laryngitis, Pneumonien und EMPF zu erwägen.
Das Ziel der Therapie erkrankter Pferde ist die Unterstützung der Lungenfunktion, die Unterbindung der Entzündungsprozesse und die Reduktion der Bronchokonstriktion. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Vermeidung auslösender Stimuli durch eine Optimierung der Haltungsbedingungen (ganzjährige Weidehaltung, Offenstallhaltung, entstaubtes Futter und Einstreu u.ä.).
Die medikamentöse Therapie besteht aus:
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Tags: Asthma, Atemweg, Bronchien, Equines Asthma, Obstruktion, Pferd, Trachea
Fachgebiete: Innere Medizin, Veterinärmedizin
Diese Seite wurde zuletzt am 30. Januar 2020 um 18:00 Uhr bearbeitet.
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