Asthma (Pferd)
Synonyme: Equines Asthma, Dämpfigkeit, chronisch obstruktive Bronchitis (COB), COPD
Englisch: equine asthma
Definition
Equines Asthma ist ein Überbegriff für verschiedene obstruktive Lungenerkrankungen beim Pferd.
Klassifizierung
Equines Asthma wird anhand der Ätiopathogenese und der Klinik in zwei große Gruppen unterteilt:
- Inflammatory airway disease (IAD): milde bis moderate Form des equinen Asthmas
- Recurrent airway obstruction (RAO): schwere Form des equinen Asthmas
Ätiologie
Die Ätiologie des equinen Asthmas ist noch nicht vollständig geklärt (2020). In Anlehnung an die Humanmedizin stehen verschiedene Noxen in Verdacht, den Krankheitskomplex auszulösen. Neben organischen sowie anorganischen Stäuben werden auch Schimmelpilztoxine, Ammoniak, Allergien, vorausgegangene Infektionen und genetische Prädispositionen diskutiert.
Pathogenese
Aufgrund einer Hyperreagibilität der Atemwege auf exogene Faktoren kommt es zu verschiedenen pathologischen Reaktionen der luftleitenden Wege. Infolge von Schleimhauthyperplasie und -metaplasie entsteht eine progressive Obstruktion der Atemwege. Durch die zusätzlich gesteigerte Schleimproduktion werden die klinischen Symptome drastisch verschlechtert. Die Lungenfunktion wird eingeschränkt und es kommt zur Ausbildung einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung.
Klinik
Das klinische Bild hängt von der Ausprägungsform, dem Alter des betroffenen Tiers, den Haltungsbedingungen und der Leistung (Verwendungszweck) ab. Je nach Erkrankung kommt es entweder nur zu milden bis moderaten, vorwiegend unspezifischen Symptomen oder gar zu einer akuten Dyspnoe.
In erster Linie treten betroffene Pferde aufgrund einer Leistungsminderung in Erscheinung. Oftmals wird Husten und diskontinuierlicher, bilateraler, serös bis seromuköser Nasenausfluss beobachtet. Bei erhöhter Leistung (Trab, Galopp) zeigen die Tiere Dyspnoe und Leistungsintoleranz. Bei der täglichen Aufstallung (Wechsel der Einstreu) kommt es zu einer anfallsweisen Verschlechterung der Symptome.
Eine länger bestehende Erkrankung tritt zusätzlich durch die typische "Dampfrinne" (Hypertrophie des Musculus obliquus externus abdominis und Musculus rectus abdominis) in Erscheinung.
Diagnose
Die Verdachtsdiagnose ergibt sich vorrangig durch die vom Tierbesitzer geschilderten Leitsymptome: Leistungsintoleranz und Husten. Eine gründlich durchgeführte Anamnese (inkl. Inspektion der Aufstallung bzw. Haltungsform) und die klinische Untersuchung erhärten den Verdacht.
Die Diagnosesicherung erfolgt durch eine Kombination verschiedener funktioneller sowie bildgebender Testverfahren. Nachdem akute Infektionskrankheiten ausgeschlossen wurden, kann bei milden Symptomen ein Belastungstest durchgeführt werden. Bleibt die Atemfrequenz im Anschluss an die Belastung trotz Normalisierung der Herzfrequenz hoch (> 14 Atemzüge pro Minute), ist eine Erkrankung des Atmungstrakts wahrscheinlich. Mithilfe einer Endoskopie inkl. bronchoalveolärer Lavage und anschließender Zytologie sowie Bakteriologie kann die Diagnose gesichert werden. Zusätzlich sind Röntgenbilder des Thorax, Lungenfunktionsmessungen (Pleuradruckänderungen) und Blutuntersuchungen (Hämatologie, Serologie, arterielle Blutgasmessung) anzufertigen.
Differenzialdiagnosen
Differenzialdiagnostisch sind verschiedene infektiöse sowie nicht-infektiöse Erkrankungen der oberen Atemwege auszuschließen, z.B.:
- Aspirationen
- mechanische Obstruktionen (z.B. paratracheale Abszesse, Fremdkörper)
- Pharyngitis
- Laryngitis
- Pneumonien (viral, bakteriell, parasitär)
- Equine multinoduläre pulmonale Fibrose (EMPF)
Therapie
Die Therapie richtet sich anhand der Ausprägungsform, beinhaltet aber stets Optimierungen der Haltungsbedingungen (ganztägige Weidehaltung, Außenboxen, Heuersatz bzw. nasses Heu, entstaubte Einstreu). Zusätzlich ist eine medikamentöse Behandlung durchzuführen:
- Bronchodilatator (z.B. Clenbuterol 0,8 µg/kgKG BID oral[1])
- Entzündungshemmer (z.B. Dexamethason 0,03 bis 0,1 mg/kgKG SID oral[2]
- Sekretolytikum (z.B. Dembrexin 0,6 mg/kgKG/Tag, verteilt auf zwei orale Applikationen[3])
- Antibiose (bei Sekundärinfektionen, z.B. Penicillin und Gentamicin)
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Literatur
- Stephen M. Reed, Warwick M. Bayly, Debra C. Sellon. Equine internal medicine. 4th edition. Elsevier, 2018.
- Bond S. et al. Equine asthma: Integrative biologic relevance of a recently proposed nomenclature. J Vet Intern Med. 2018 Nov;32(6):2088-2098. Epub 2018 Oct 7. (abgerufen am 29.01.2020)
- Clementine Gy et al. Investigation of blood biomarkers for the diagnosis of mild to moderate asthma in horses J Vet Intern Med. 2019 Jul-Aug; 33(4): 1789–1795. Published online 2019 May 16. (abgerufen am 29.01.2020)
- Calzetta L. et al. Clinical efficacy of bronchodilators in equine asthma: Looking for minimal important difference. Equine Vet J. 2019 May 27. (abgerufen am 29.01.2020)
Quellen
- ↑ CliniPharm CliniTox. Clenbuterol CliniPharm Wirkstoffdaten (abgerufen am 29.01.2020)
- ↑ CliniPharm CliniTox. Dexamethason CliniPharm Wirkstoffdaten (abgerufen am 29.01.2020)
- ↑ CliniPharm CliniTox. Dembrexin CliniPharm Wirkstoffdaten (abgerufen am 29.01.2020)
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