Methyldopa
Synonym: α-Methyldopa
Definition
Methyldopa ist eine künstlich hergestellte Aminosäure, die als Antihypertensivum zur Therapie der arteriellen Hypertonie eingesetzt wird.
Chemie
Die chemische Summenformel lautet
- C10H13NO4
Methyldopa liegt bei Zimmertemperatur als farbloser, kristalliner Feststoff vor. Der Schmelzpunkt liegt zwischen 305 – 307 °C. Die Substanz ist löslich in DMSO und verdünnten Mineralsäuren, gering löslich in Wasser und unlöslich in den meisten organischen Lösungsmitteln.
Wirkmechanismus
Lediglich die L-Form der Aminosäure - das (S)-α-Methyldopa - besitzt eine therapeutische Wirksamkeit. Wie für Aminosäuren typisch, kann Methyldopa die Astrozyten der Blut-Hirn-Schranke überwinden, anschließend erfolgt eine Decarboxylierung von Methyldopa zu α-Methyldopamin.
α-Methyldopamin wird zu α-Methylnoradrenalin, der eigentlichen Wirksubstanz hydroxyliert. Sie wird anstelle des Noradrenalins in den synaptischen Vesikeln gespeichert, was zu einem verringerten Noradrenalin-Angebot führt und den Gefäßwiderstand senkt.
α-Methylnoradrenalin selbst hat eine agonistische Wirkung an α2-Adrenozeptoren. Im ZNS löst die Erregung postsynaptischer α2-Adrenozeptoren eine Dämpfung des vasomotorischen Zentrums in der Medulla oblongata aus und führt dadurch zu einer Vasodilatation. Neben dieser zentralen Komponente wirkt α-Methylnoradrenalin peripher auf die Noradrenalinausschüttung und damit ebenfalls vasodilatierend. Diese Wirkung wird über präsynaptische α2-Adrenozeptoren durch eine negative Rückkoppelung vermittelt.
Parallel dazu wird die Decarboxylierung von Levodopa zu Dopamin gehemmt, da das entsprechende Enzym durch die Decarboxylierung von Methyldopa in geringerem Umfang zur Verfügung steht. Durch das nun geringer vorhandene Dopamin wird auch weniger Noradrenalin synthetisiert.
Pharmakokinetik
Methyldopas wird im Dünndarm resorbiert und gelangt auf diesem Wege über die Blutbahn zu seinem Wirkungsort. Die Bioverfügbarkeit bei oraler Gabe beträgt etwa 25 %. Die Plasmahalbwertszeit ist mit ca. 1,5 bis 2 Stunden recht kurz, die blutdrucksenkende Wirkung hält jedoch 10 - 16 Stunden an. Die Plasmaeiweißbindung von Methyldopa beträgt 10 bis 15 %.
Der Abbau erfolgt teilweise in der Leber und ebenfalls im Darm. Unverändertes Methyldopa und der Metabolit Methyldopa-O-Sulfat werden schließlich über die Niere mit dem Harn ausgeschieden. Bei Niereninsuffizienz ist eine Dosisreduktion erforderlich.
Methyldopa überwindet die Plazentaschranke und ist im Nabelschnurblut sowie in der Muttermilch nachzuweisen.
Indikationen
Methyldopa wird als Antihypertonikum gegen chronischen Bluthochdruck in der Schwangerschaft und bei Eklampsie eingesetzt. Anders als bei den meisten anderen blutdrucksenkenden Medikamenten liegen bei Methyldopa zahlreiche Studien zur Anwendung während der Schwangerschaft vor. Es ist daher das meistverschriebenste Blutdruckmedikament bei der arteriellen Hypertonie von Schwangeren. Als Alternative kommen selektive Betablocker wie Metoprolol oder Labetalol infrage. Das ebenfalls bei Schwangeren zugelassene Dihydralazin wird nach neueren Leitlinien (2019) aufgrund seines Nebenwirkungsprofils nicht mehr empfohlen.[1]
Nebenwirkungen
Die allgemeine Verträglichkeit von Methyldopa gilt als insgesamt eher schlecht. Obwohl es als Antihypertonikum in der Schwangerschaft zugelassen ist, können zahlreiche, z. T. nicht unerhebliche Nebenwirkungen im Rahmen einer Therapie mit diesem Medikament auftreten:
- starke Müdigkeit
- Tagesschläfrigkeit
- trockene Schleimhäute (insbesondere der Nase)
- Sedierung
- gastrointestinale Symptome
- Hypotonie
- Bradykardie
- Störung der Orthostase
- Immunhämolyse
- Tremor
- hämolytische Anämie
- extrapyramidalmotorische Störungen
- Depression
- Schwindel
- Ödeme
- Fieber (Zeichen einer Allergie)
- Atemnot
Kontraindikationen
- Phäochromozytom
- akute Lebererkrankungen
Labormedizin
Methyldopa kann beim Drogenscreening im Urin zu einem falsch-positiven Nachweis von Amphetamin führen.[2]
Quellen
- ↑ Embryotox: Hypertonie - Besonderheiten einer Therapie in der Schwangerschaft, abgerufen am 28.4.2021
- ↑ Dicheva-Radev S. Falsch-positiver Test auf Amphetamin unter Methyldopa. Bulletin zur Arzneimittelsicherheit 02/2024, abgerufen am 17.07.2024