Upshaw-Shulman-Syndrom
Synonyme: USS, hereditäre (congenitale) Thrombotisch-thrombozytopenische Purpura, cTTP, angeborener ADAMTS13-Mangel
Englisch: Upshaw-Shulman syndrome
Definition
Das Upshaw-Shulman-Syndrom, auch USS genannt, ist eine seltene Erbkrankheit, die durch ischämische Organschädigungen im Rahmen von thrombotischen Mikroangiopathien charakterisiert ist.
- ICD10-Code: M31.1
siehe auch: Thrombotisch-thrombozytopenische Purpura
Ursache
Das Upshaw-Shulman-Syndrom wird autosomal-rezessiv vererbt. Ursächlich für die Erkrankung sind verschiedene Mutationen im ADAMTS13-Gen an Genlokus 9q34. Die Mutationen können in allen Domänen des ADAMTS13-Proteins auftreten und seine Aktivität herabsetzen oder es funktionslos machen (Loss-of-Function-Mutation).
Das ADAMTS13-Protein gehört zur Familie der Zink-Metalloproteasen und wird hauptsächlich in den Leber- und Endothelzellen exprimiert. Zur Zeit (2024) ist bekannt, dass es die Funktion der Spaltung von von-Willebrand-Faktor-Multimeren übernimmt. Von Willebrand-Faktor aggregiert im Blut spontan zu immer größeren Multimeren. Bei einer gewissen Größe können diese ohne Anlass Gerinnungsvorgänge auslösen. ADAMTS13 reguliert hier gegen, indem es die Multimerengröße wieder reduziert.
Tritt beispielsweise eine Infektion auf, wird vermehrt von-Willebrand-Faktor freigesetzt. Wird dieser in den kleinen Blutgefäßen nicht ausreichend vom ADAMTS13-Protein gespalten, so kann die spontane Gerinnung des Blutes nicht verhindert werden und es kommt zu thrombotischen Mikroangiopathien durch den UL-vWF (unusually large von-Willebrand-Factor).
Das USS ist eine sehr seltene Erkrankung, die Prävalenz wird mit ca. 1:2.000.000 angenommen.
Klinik
Die Symptome des Upshaw-Shulman-Syndroms können sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Die Erkrankung kann sich vom Neugeborenenalter bis hin zum Erwachsenenalter manifestieren. Ein akuter USS-Schub kann durch eine Infektion, eine Medikamenteneinnahme, eine Schwangerschaft oder Alkoholkonsum ausgelöst werden. Auch während eines Schubes besteht die Möglichkeit, dass Symptome verschwinden und wieder erscheinen. Folgende Symptome sind möglich:
- Allgemeinsymptome
- Gerinnung
- Nervensystem
Eine schwere ischämische Organschädigung beispielsweise der Lunge oder des Herzens stellen eine Seltenheit dar, jedoch können Veränderungen dieser Organsysteme beispielsweise mithilfe eines Elektrokardiogramms (EKG) festgestellt werden.
Diagnostik
Die Diagnose eines Upshaw-Shulman-Syndroms wird aufgrund der klinischen Symptomatik gestellt. Im Blutbild findet sich häufig eine Thrombozytopenie und eine Anämie. LDH und Gesamtbilirubin sind meist erhöht. Im Blutausstrich sind Fragmentozyten nachweisbar. Zudem kann die Aktivität der ADAMTS13 durch einen Test bestimmt werden, indem die direkten oder indirekten von-Willebrand-Faktor-Spaltprodukte gemessen werden. Zur Sicherung der Diagnose kann eine molekulargenetische Untersuchung durchgeführt werden, welche die Mutation im ADAMTS13-Gen nachweist.
Differentialdiagnosen
Folgende Differentialdiagnosen sind möglich:
Therapie
Die Therapie des Upshaw-Shulman-Syndroms erfolgt symptomatisch mithilfe einer täglichen Infusion von Blutplasma zum Ersatz der ADAMTS13-Protease. Es kann auch kryodepletiertes Plasma verwendet werden, das kaum noch von-Willebrandt-Faktor enthält; dies verbessert die Wirkung. In schweren Fällen ist die Durchführung einer Plasmaaustauschtherapie (PEX) indiziert. Eine Plasmainfusion kann auch alle zwei bis drei Wochen zur Vorbeugung eines USS-Schubs durchgeführt werden.
Rekombinantes, gentechnisch hergestelltes ADAMTS13-Protein befindet sich zur Zeit (2024) in einer Phase-III-Studie.
Literatur
- Kremer Hovinga JA, George JN. Hereditary Thrombotic Thrombocytopenic Purpura, N Engl J Med. 2019;381(17):1653–1662, abgerufen am 26,04.2020
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