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Tetanus (Pferd)

Synonym: Wundstarrkrampf
Englisch: tetanus, lockjaw

1. Definition

Tetanus ist eine Einzeltiererkrankung des Pferdes, die durch Clostridium tetani bzw. seine Toxine hervorgerufen wird.

2. Ätiologie

Das Bakterium Clostridium tetani ist ein grampositiver, sporenbildender, obligat anaerober stäbchenförmiger Erreger. Es kommt ubiquitär im Boden und im Gastrointestinaltrakt verschiedener Tierarten und des Menschen vor. Die Bakterien weisen eine hohe Tenazität auf, wodurch die Sporen ein ubiquitäres Expositionsrisiko darstellen. Diese Sporen sind äußerst widerstandsfähig gegen Trockenheit, Hitze und Feuchtigkeit. Sie können unter optimalen Bedingungen monate- bis jahrelang infektiös bleiben.

Pferde gelten unter den Haustierarten als die empfänglichste Spezies.

3. Pathogenese

Die Erkrankung entsteht meist als Folge einer Infektion mit Clostridium tetani von Stichwunden, Kastrationswunden, Nabelwunden, Nachgeburtsverhalten etc.

Nach dem Eindringen der Sporen über die Wunden wird die vegetative Form des Erregers in dem sauerstoffarmen Milieu freigesetzt. Die Ausbreitung des lokalen Toxins Tetanolysin bewirkt eine weitere Gewebsnekrose und optimiert somit das Milieu für das Clostridienwachstum.

Zusätzlich wird das Toxin Tetanospasmin freigesetzt. Es erreicht neurogen oder seltener auch hämatogen das Rückenmark. Es hemmt dort die Ausschüttung von GABA und Glycin. Dies führt wiederum zur unregulierten Sekretion von Acetylcholin und verursacht somit eine spastische Lähmung mit tonischen und klonischen Muskelkrämpfen.

4. Klinik

Die Inkubationszeit beträgt etwa 2 bis 21 Tage, kann aber aufgrund der Tenazität der Sporen im Gewebe des Pferdes auch mehrere Wochen betragen. Grundsätzlich steigt die Inkubationszeit mit der Distanz der Wunde zum zentralen Nervensystem. Je kürzer die Inkubationszeit, desto schwerer verläuft in der Regel auch die Erkrankung.

Als Folge der spastischen Kontraktion der quergestreiften und glatten Muskulatur können verschiedene klinische Symptome entstehen, unter anderem:

Zusätzlich zu den motorischen Symptomen können Arrhythmien, Tachykardie und exzessives Schwitzen auftreten. Der starke Schweißverlust und das Unvermögen, Wasser aufzunehmen, können zur metabolischen Azidose führen. Myopathien durch die andauernde Muskelkontraktion und pigmentinduzierte Niereninsuffizienz verschlechtern das klinische Bild oft zunehmend.

Bei erfolgloser Therapie versterben die Tiere nach etwa drei Tagen bis zwei Wochen an einer Insuffizienz der Atemmuskulatur (Ersticken). Kommt es zum günstigen Krankheitsverlauf, tritt etwa nach zwei Wochen eine Besserung ein.

5. Diagnostik

Die Diagnose wird anhand der Anamnese (fehlende oder unregelmäßige Immunisierung gegen Tetanus) und des klinischen Bildes gestellt.

Grundsätzlich existiert kein diagnostischer Test zur eindeutigen Absicherung der Diagnose. Es kann jedoch der Antikörpertiter gegen Tetanospasmin erhoben werden, um die Diagnose zu stützen. Ein Titer unter 0,01 IE/ml gilt als unzureichend zum Schutz vor der Krankheit. Bei einem höheren Antikörpertiter ist die Erkrankung weniger wahrscheinlich.

6. Differentialdiagnosen

Als Differentialdiagnosen müssen unter anderem Meningitis, Epilepsie, frakturierte Halswirbel, Myopathie und Hypokalzämie in Betracht gezogen werden.

7. Therapie

7.1. Medikamentös

Um die zirkulierenden Toxine zu neutralisieren, kann Tetanusantitoxin intravenös oder intramuskulär angewendet werden. Die Wirkung ist jedoch umstritten, da sich das Toxin nur für einen sehr kurzen Zeitraum im Blutkreislauf befindet.

Zur Sedierung sollten Alpha-2-Agonisten, Benzodiazepine oder Barbiturate eingesetzt werden. Zur Kontrolle der Muskelspasmen eignen sich Guaifenesin und Methocarbamol.

Zusätzlich wird eine hochdosierte Metronidazolgabe über einen Zeitraum von mindestens 10 Tagen empfohlen.

7.2. Chirurgisch

Falls die Eintrittspforte des Erregers lokalisiert werden kann, sind ein Wunddebridement und eine Wundspülung durchzuführen. Es ist darauf zu achten, dies erst nach der passiven Immunisierung durchzuführen, damit die durch die chirurgische Manipulation freiwerdenden Toxine direkt gebunden werden.

7.3. Begleittherapie

Zusätzliche therapeutische Maßnahmen richten sich nach den klinischen Symptomen. Analgetika sind anzuraten, außerdem können Infussionstherapien, Korrektur des Säure-Basen-Status und des Elektrolyt-Status notwendig sein. Auf eine ausreichende Futteraufnahme der Pferde (ggf. per Magensonde oder parenteral) ist zu achten.

In manchen Fällen müssen das Rektum und die Harnblase manuell entleert werden.

8. Prognose

Die Prognose ist schlecht, die Überlebensrate wird mit etwa 32% angegeben. Bei festliegenden Tieren ist die Prognose in der Regel infaust.

9. Prophylaxe

Die Tetanusimpfung gehört zu den Core-Komponenten der Impfstoffe für Pferde. Aufgrund der möglichen lebensgefährlichen Erkrankung und des ubiquitären Vorkommens des Erregers ist eine Impfung für alle Pferde zu empfehlen.

Bei verletzten Pferden ohne ausreichendem Impfschutz ist eine Simultanimpfung von Tetanustoxoid und Tetanusantiserum ratsam.

10. Quellen

  • Brehm W, Gehlen H, Ohnesorge B, Wehrend A (Hrsg.). 2017. Handbuch Pferdepraxis. 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KG. ISBN: 978-3-13-219621-6
Stichworte: Bakterium, Infektion, Toxin
Fachgebiete: Veterinärmedizin

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