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Synonyme: Morbus Still, systemische juvenile idiopathische Arthritis (sJIA)
Englisch: systemic onset juvenile idiopathic arthritis
Das Still-Syndrom ist die systemische Verlaufsform der juvenilen idiopathischen Arthritis.
Die Inzidenz der juvenilen idiopathischen Arthritis (JIA) liegt bei 4-5 Fällen auf 100.000 Kinder. Jedes Jahr erkranken etwa 750 bis 1.000 Kinder an der JIA. Jedes zehnte betroffene Kind entwickelt ein Still-Syndrom. Es manifestiert sich in den meisten Fällen zwischen dem ersten und dem vierten Lebensjahr ohne Geschlechtspräferenz.
Die Ursache des Still-Syndroms ist noch nicht geklärt. Es wird vermutet, dass Autoimmunmechanismen bei vorhandener genetischer Disposition zur Erkrankung führen können. Möglicherweise spielen jedoch auch exogene Noxen wie z.B. eine Infektion mit dem Parvovirus B19 oder Traumen eine Rolle.
Charakteristisch sind eine chronische Entzündung der Synovia, eine Destruktion des Knorpels sowie extraartikuläre Entzündungen.
Das Still-Syndrom zeigt einen schubweisen Verlauf. Leitsymptome sind
Weiterhin ist mindestens eins der folgenden Begleitsymptome gefordert:
Häufig werden Schmerzen im Bereich der Halswirbelsäule angegeben. Der Allgemeinzustand ist stark reduziert.
Die Arthritis kann gleichzeitig mit den oben beschriebenen Symptomen auftreten oder sich erst nach Monaten oder Jahren entwickeln. Häufig liegt eine Polyarthritis vor, die z.B. das Sprunggelenk, das Kniegelenk, das Hüftgelenk, das Schultergelenk, das Ellenbogengelenk oder das Handgelenk betrifft.
In 10 bis 15 % der Fälle kann es zu einem Makrophagenaktivierungssyndrom (MAS) kommen. Dieses geht mit Gerinnungsstörungen und Bewusstseinstrübungen einher und verläuft häufig letal.
Diagnostische Hinweise ergeben sich bereits durch eine sorgfältige Anamnese und eine gründliche körperliche Untersuchung.
Im Serum sind die Entzündungsparameter CRP und BSG meist stark erhöht. Es zeigen sich eine Leukozytose, eine Thrombozytose und eine hypochrome Anämie. Die Konzentration der Komplementfaktoren C3 und C4 sind ebenfalls erhöht.
Antinukleäre Faktoren und Rheumafaktoren sind in der Regel negativ.
Weiterhin sollte eine Sonographie der betroffenen Gelenke angefertigt werden sowie eine kardiologische Diagnostik (EKG, Echokardiographie) erfolgen.
Grundsätzlich sollte das Still-Syndrom so früh wie möglich medikamentös behandelt werden. Ziel ist das Erreichen und Erhalten einer Remission bzw. eine niedrige Krankheitsaktivität. Die medikamentöse Therapie richtet sich nach der Aktivität und der Schwere der Erkrankung. Generell kommen alle Medikamente in Frage, die auch bei der rheumatoiden Arthritis eingesetzt werden, wobei nicht alle bei Kindern zugelassen sind. Zu den Basistherapeutika zählen:
Bei nicht ausreichender Wirksamkeit der Basistherapeutika kommen Biologicals zum Einsatz. Dazu zählen z.B.:
Zusätzlich sollte immer eine Physiotherapie und Ergotherapie erfolgen. In schweren Fällen kann auch eine Synovektomie notwendig sein. Grundsätzlich ist es sehr wichtig, Eltern und Kinder gut zu informieren und in therapeutische Entscheidungen einzubeziehen.
Drei von vier Patienten zeigen im Erwachsenenalter keine Symptome der Erkrankung mehr. Bei jedem vierten Kind werden schwere Gelenkdestruktionen beobachtet. Prognostische Faktoren für einen schweren Verlauf sind:
nicht zu verwechseln mit: Morbus Still des Erwachsenen (AOSD)
Tags: Arthritis, Fieber, Lymphadenopathie
Fachgebiete: Kinderheilkunde
Diese Seite wurde zuletzt am 17. September 2020 um 14:18 Uhr bearbeitet.
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