Piretanid
Handelsnamen: Arelix®, Trialix®
Englisch: piretanide
Definition
Piretanid ist ein Arzneistoff aus der Wirkstoffgruppe der Schleifendiuretika mit diuretischer und antihypertensiver Wirkung. Es wird u.a. bei arterieller Hypertonie eingesetzt und dabei häufig mit einem ACE-Hemmer (z.B. Ramipril) kombiniert.
Chemie
Es handelt sich um ein Sulfonamid mit drei Benzolringen im Grundgerüst. Piretanid hat die Summenformel C17H18N2O5S und eine molare Masse von 362,40 g/mol. Die offizielle chemische Bezeichnung (IUPAC-Name) ist 3-(Aminosulfonyl)-4-phenoxy-5-pyrrolidin-1-ylbenzoesäure.
Bei Zimmertemperatur liegt Piretanid als weiß-gelblicher, pulverförmiger Feststoff vor. Die Löslichkeit in Wasser ist sehr schwach. Das Molekül besitzt eine molare Masse von 362.40 g/mol.
Industrielle Darstellung
- Überführung der Ausgangssubstanz 4-Chlor-3-chlorsulfanyl-5-nitrobenzoesäure in ein Sulfonamid unter Anwesenheit von Ammoniak
- Umsetzung des Sulfonamides mit Natriumphenolat zu 5-Aminosulfonyl-3-nitro-4-phenoxybezoesäure im Rahmen einer nukleophilen Substitution
- Reduktion der Nitrogruppe und Veresterung mit Methanol unter Entstehung von 3-Amino-5-aminosulfonyl-4-phenoxybenzoesäuremethlyester
- Synthese des Pyrrolidinrings durch Reduktion mit Bortrifluorid und Natriumborhydrid und Umsetzung mit Bernsteinsäureanhydrid
- Alkalische Hydrolyse und Entstehung des Endproduktes Piretanid
Wirkungsmechanismus
Piretanid besitzt eine sehr stark hemmende Wirkung auf den Na-K-2Cl-Cotransporter an der Henle'schen Schleife. Dadurch wird die Natrium-Rückresorption und damit die Harnkonzentration vermindert. Gleichzeitig entsteht eine blutdrucksenkende Wirkung.
Pharmakokinetik
Das Schleifendiuretikum wird zu fast 90 % vom Organismus aufgenommen und fast vollständig an Plasmaproteine gebunden im Blutkreislauf transportiert. Bei physiologischer Nierenfunktion liegt die Halbwertszeit bei ein bis zwei Stunden. Liegt eine Niereninsuffizienz vor, kann sie bis auf Werte von neun bis zehn Stunden ansteigen. Die Ausscheidung erfolgt ohne vorherigen Metabolismus über die Niere.
Indikationen
- Arterielle Hypertonie
- Herzinsuffizienz
- Ödeme (z.B. durch Nieren- und Lebererkrankungen)
Darreichungsform
Die Applikation erfolgt oral in Form von Tabletten.
Nebenwirkungen
Wechselwirkungen
- Potenziell nierentoxische Wirkung in Kombination mit:
- Gehörschädigende Wirkung möglich in Kombination mit:
- Cisplatin
- Aminoglykosiden
- Wirkungsreduktion von folgenden Wirkstoffen:
- Verstärkte Blutdrucksenkung durch:
- Andere Antihypertensiva
- Alkohol
- Vasodilatatoren
- Barbiturate
- Phenothiazine
- Nitrate
- Trizyklische Antidepressiva
- Wirkungsabschwächung von Piretanid durch Probenecid
- Vermehrte Kaliumausscheidung die gleichzeitige Einnahme von:
Vorsicht ist weiterhin bei der gleichzeitigen Einnahme von Medikamenten mit Einfluss auf das QT-Intervall und bei Muskelrelaxantien (v. a. Curare) geboten
Kontraindikationen
- Nierenversagen
- Coma hepaticum
- Dehydratation
- Schwangerschaft
- Stillzeit
- Hypovolämie
- Hypokaliämie
- Hyponatriämie
um diese Funktion zu nutzen.