(Weitergeleitet von Morbus Bang)
Synonyme: Morbus Bang, Maltafieber
Englisch: Brucellosis, Bang's disease, Crimean fever, Gibraltar fever, Malta fever, Maltese fever, Mediterranean fever, rock fever, undulant fever
Die Brucellose ist eine durch Infektion mit Brucellen ausgelöste septische Erkrankung. Sie gehört zu den Zoonosen.
Brucellen sind gramnegative, pleomorphe, strikt aerobe, kokkoide Bakterien, die nicht begeißelt sind. Wichtige Vertreter sind:
Die Infektion erfolgt durch Ziegen und Schafe (Brucella melitensis), Schweine (Brucella suis), Rinder (Brucella abortus) oder Hunde (Brucella canis).
Die Erreger bewirken bei den Tieren eine Entzündung der Milchdrüsen, Geschlechtsorgane, Gelenke und Sehnenscheiden. Durch einen engen Kontakt von Menschen zu infizierten Tieren (z.B. in der Landwirtschaft) oder den Genuss von rohen und unzureichend erhitzten Milch- und Fleischprodukten kann die Infektion auf den Menschen übertragen werden (Zoonose).
Endemiegebiete sind der Mittelmeerraum, die Arabische Halbinsel, Afrika, Asien, Mittel- und Südamerika. In Deutschland gelten die Rinder, Schaf- und Ziegenbestände als frei von Brucella abortus und Brucella melitensis. Auftretende Fälle sind daher auf einen Import von Nutztieren und den Übergang von Wild- auf Nutztiere zurückzuführen.
Es entwickelt sich eine epitheloidzellige, granulomatöse Entzündung vornehmlich in Lymphknoten, Milz, Leber. Im Rahmen einer Brucellose können jedoch auch andere Organsysteme befallen sein.
Es kommen sowohl subklinische, akute als auch chronische Verlaufsformen vor:
Die durchschnittliche Inkubationszeit beträgt etwa zwei bis drei Wochen. Eine akute oder subakute Brucellose kann entweder eher schleichend (insbesondere bei Brucella abortus) oder sehr plötzlich (häufiger bei Brucella melitensis) beginnen. Die typischen Prodromi sind:
Im Anschluss kommt es zu septischen Temperaturen mit undulierendem Fieberverlauf oder Fieberkontinua. Weitere Symptome sind:
Im Rahmen von nicht erkannten oder nicht korrekt behandelten Infektionen kann es zu einem chronischen Verlauf kommen. Neben unspezifischen Allgemeinsymptomen wie Abgeschlagenheit und Müdigkeit kann es zu einer chronischen Organmanifestation der Erkrankung kommen.
siehe auch: Mittelmeerfieber
Wenn eine frühzeitige antibiotische Therapie unterbleibt, kommt es häufig zu folgenden Komplikationen:
Die Letalität bei unbehandelten Brucellosen beträgt etwa 2 %. Die häufigste Todesursache ist die Endokarditis der Aortenklappe.
Die klinische Diagnose gestaltet sich auf Grund der Vielfalt an Symptomen oft schwierig, eine ausführliche Anamnese kann Hinweise auf das Vorliegen einer Brucellose geben.
Im Rahmen einer Brucellose kann es zu Blutbildveränderungen im Sinne einer Anämie, Leukozytopenie und Thrombozytopenie kommen. Dies wird insbesondere bei einer Infektion mit Brucella melitensis beobachtet.
Zur sicheren Diagnosestellung sollte ein kultureller Nachweis des Erregers aus Blutkulturen, Liquor, Urin oder Gewebeproben erfolgen. Ein Nachweis aus Blutkulturen ist oft möglich, die Blutentnahme sollte im Fieberanstieg erfolgen.
Der Nachweis von Brucellen mittels Realtime-PCR ist gegenüber der Kultivierung zeitsparend und spielt daher eine zunehmende Rolle.
Die serologische Diagnostik ist eine weitere wichtige Methode zur Diagnosesicherung einer Brucellose. Der Antikörpernachweis kann mittels Coombs-Test, Latexagglutinationstest, ELISA oder Komplementbindungsreaktion (KBR) erbracht werden. Für die Untersuchung wird 1 ml Serum benötigt.
Untersuchung | Titer |
---|---|
Brucella-KBR | bis 1:10 |
Brucella abortus-Agglutinationstest | < 1:40 |
Brucella mellitensis-Agglutinationstest | < 1:40 |
Der Agglutinationstest ist ab einem Titer von 1:40 als verdächtig und ab 1:80 als positiv zu werten. Steigt der Titer im Verlauf um 2-3 Titerstufen, ist dies beweisend für eine akute Infektion.
Bei nur geringfügig erhöhten Titern empfiehlt sich eine erneute Kontrolle nach 2 Wochen. Geringfügig erhöhte Titer können auch nach einer Cholera-Impfung vorkommen. Des Weiteren werden Kreuzreaktionen mit Yersinia-Antikörpern beschrieben.
Da die Erreger interzellulär persistieren, ist eine antibiotische Therapie über 6-12 Wochen erforderlich. Eine Kombinationstherapie reduziert das Rezidivrisiko. Ältere Kinder und Erwachsene werden mit Rifampicin und Doxycyclin behandelt. Bei Unverträglichkeit gegen Doxycyclin und bei Kindern unter 9 Jahren sollte Cotrimoxazol in Kombination mit Rifampicin verabreicht werden.
Bei ausgeprägter Organmanifestation sind unter Umständen auch weitere Kombinationen von Medikamenten sowie ein deutlich längere Behandlungszeiträume indiziert.
Die wichtigste Maßnahme zur Verhinderung einer Infektion ist die Expositionsprophylaxe.
Der direkte oder indirekte Nachweis von Brucellose ist meldepflichtig, soweit er auf eine akute Infektion hinweist.[1]
Die Brucellose kann bei besonders exponierten Gruppen mit engem Kontakt zu Tieren als Berufskrankheit anerkannt werden. Hierzu zählen:
Tags: A23, Bakterielle Infektionskrankheit, Brucellaceae, GK2, Infektionskrankheit, Meldepflicht, Zoonose
Fachgebiete: Allgemeinmedizin, Infektiologie
Diese Seite wurde zuletzt am 12. Februar 2021 um 17:47 Uhr bearbeitet.
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