Coombs-Test
nach dem britischen Arzt Robert Royston Amos Coombs (1921-2006)
Synonym: Antiglobulintest, Anti-Humanglobulin-Test, AHG-Test
Englisch: Coombs test
Definition
Der Coombs-Test ist ein diagnostisches Verfahren zum Nachweis von Antikörpern gegen Erythrozyten. Er wird bei Verdacht auf durch Antikörper bedingte Hämolyse (z.B. Autoimmunhämolytische Anämie, Rhesus-Inkompatibilität) angewendet.
Testprinzip
Der Coombs-Test weist Antikörper nach, die für sich alleine keine Agglutination von Erythrozyten verursachen können. Es handelt sich um Antikörper der Klasse IgG. Sie werden auch als "inkomplette" Antikörper bezeichnet. IgM-Antikörper können aufgrund ihrer Pentamerstruktur auch ohne Reaktionsverstärker eine Agglutination bewirken, sie werden deshalb in diesem Zusammenhang "komplette" Antikörper genannt.
Im Rahmen eines Coombs-Tests wird für den Nachweis der Antikörper das sogenannte Coombs-Serum oder Antihumanglobulin eingesetzt. Coombs-Serum wird aus dem Serum von Kaninchen gewonnen, welche gegenüber humanen Antikörpern der Klasse IgG immunisiert worden sind.
Technisch kann der Test im Reagenzröhrchen oder in Form der Mikrosäulen-Agglutination durchgeführt werden.
Testformen
Zu unterscheiden sind der direkte und der indirekte Coombs-Test.
Direkter Coombs-Test
Im direkten Coombs-Test werden IgG nachgewiesen, die an Erythrozyten haften. Dabei werden die Erythrozyten aus dem zu untersuchenden Blut vom Plasma befreit (gewaschen) und anschließend mit Coombs-Serum (Antikörper gegen humane IgG-Antikörper und Komplementbestandteile) inkubiert. Wenn im untersuchten Blut Antikörper gegen Erythrozyten vorhanden sind und diese entsprechend an den Erythrozyten gebunden vorliegen, binden die Antikörper aus dem Coombs-Serum an das humane IgG und es kommt zu einer Agglutination; der direkte Coombs-Test ist positiv.
Indirekter Coombs-Test
Der indirekte Coombs-Test erfolgt in zwei Schritten. Er dient dem Nachweis von Antikörpern gegen fremde Erythrozyten, die frei im Blutserum zirkulieren, also nicht an Erythrozyten gebunden sind.
Im ersten Schritt wird hierzu das zu untersuchende Blutplasma mit definierten Testerythrozyten inkubiert. Sind im zu untersuchenden Serum Antikörper enthalten, kommt es zur Bindung an die Testerythrozyten, doch nicht zur Agglutination.
Erst im zweiten Schritt, wenn Coombs-Serum zu den zuvor behandelten Testerythrozyten gegeben wird, kommt es bei einem positiven Befund zur Agglutination.
Der indirekte Coombs-Test wird bei Rhesusinkompatibilität für den Nachweis inkompletter Antikörper im Serum der Mutter verwendet.
Terminologie
Coombs-Test bezeichnet eigentlich nur die Untersuchungstechnik, d.h. den Einsatz von Antihumanglobulin.
Da es vom direkten Coombstest keine Varianten gibt, wird auch nur diese Bezeichnung verwendet. Der untersuchte Parameter ist "Antikörperbeladung der Patientenerythrozyten".
Beim indirekten Coombstest kann es sich je nach Einsatzform um einen Antikörpersuchtest, eine serologische Verträglichkeitsprobe oder um weiterführende Untersuchungen zur Feststellung der Antikörperspezifität handeln. Die Bezeichnung hängt von der Fragestellung ab, nicht von der Testmethode. Deshalb kann man im Labor normalerweise keinen "indirekten Coombstest" anfordern. Der untersuchte Parameter ist "Antikörper gegen Erythrozytenantigene im Patientenserum".
Geschichte
Schon vor der Einführung des Coombstests war bekannt, dass es Antikörper gegen Erythrozytenantigene geben musste, die durch die direkte Agglutination, d.h. die einfache Mischung von Erythrozyten und Serum oder Plasma nicht nachweisbar waren. Es gab Fälle von Morbus haemolyticus neonatorum (MHN), bei denen sich keine mütterlichen Antikörper nachweisen ließen. Man konnte sie aber durch einen indirekten Ansatz identifizieren. Inkubierte man Rhesus-positive Erythrozyten zuerst mit einem nicht-agglutinierenden Serum und dann mit einem agglutinierenden Serum, dann blieb die Agglutination aus, weil die IgG-Antikörper die Bindungsstellen für den agglutinierenden IgM-Antikörper maskiert hatten. Daher wurde früher auch die Bezeichnung "blockierende Antikörper" für IgG-Antikörper verwendet.
Coombs wies zunächst mittels Serumeiweißelektrophorese nach, dass es sich bei den nicht agglutinierenden Antikörpern um Globuline handelte. Dann gelang es ihm, mit einem "Anti-Human-Globulin", das für Präzipitationsstudien produziert worden war, in einem Ansatz mit von sich aus nicht-agglutinierenden Antikörpern eine Agglutination hervorzurufen. Race und Mourant sammelten Blutproben von Müttern, deren Neugeborene mit Symptomen eines MHN zur Welt gekommen waren, und konnten in den meisten Fällen Anti-D nachweisen.
Der Coombstest verbreitete sich rasch und führte in der Folgezeit zur Entdeckung zahlreicher neuer Blutgruppensysteme. Angeblich zog Coombs den Namen "Antiglobulintest" für seine Entdeckung vor, weil er nicht der einzige Autor war.
Das Testprinzip wurde bereits 1908 von Carlo Moreschi publiziert, der dies bei Agglutinationsstudien mit Typhusbakterien entdeckt hatte. Moreschis Erstentdeckung wurde von Coombs selbst anerkannt.
Literatur
- Coombs RR, Mourant AE, Race RR. A new test for the detection of weak and incomplete Rh agglutinins. Br J Exp Pathol. 1945;26(4):255-266. Frei zugänglich, abgerufen am 21.11.2022.
- Reid ME, Shine I. The discovery and significance of the blood groups, SBB Books, 2012.
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