Direkter Coombstest
Synonym: Direkter Antiglobulintest
Abkürzung: DCT, DAT
Definition
Der direkte Coombstest (DCT) ist eine immunhämatologische Untersuchung, mit der eine Beladung der Patientenerythrozyten mit Immunglobulinen oder Komplementfaktoren nachgewiesen werden kann.
Die Bezeichnung direkter Coombstest ist eigentlich der Name der Methode, sie wird aber auch für das Untersuchungsergebnis verwendet. "DCT positiv" heisst: die Erythrozyten sind IgG- oder C3d-beladen.
Aussage
Wesentlich für die Interpretation des DCT ist die Frage, ob der Patient vortransfundiert ist. Wenn in den Tagen und Wochen vor der Untersuchung eine Erythrozytentransfusion stattgefunden hat, werden durch den Test evtl. nicht die patienteneigenen Erythrozyten markiert, sondern die transfundierten Erythrozyten (Präanalytik). Dies wäre Hinweis auf eine hämolytische Transfusionsreaktion. Aus diesem Grunde wird bei der Nachuntersuchung von Transfusionsreaktionen in der Regel ein DCT durchgeführt.
Wenn keine Vortransfusion besteht, ist der positive DCT Hinweis auf ein Autoimmunphänomen, z.B. eine Autoimmunhämolytische Anämie. Häufig werden auch "unspezifische" Reaktionen beobachtet, z.B. bei monoklonalen Gammopathien, Tumorerkrankungen oder Infektionen. Hierbei sind die Hämolyseparameter in der Regel negativ.
Umgekehrt schließt ein negativer direkter Coombstest eine autoimmunhämolytische Anämie auch nicht aus (so genannte Coombs-negative autoimmunhämolytische Anämie).
Methode
Als Indikatorreaktion wird die Agglutination der Erythrozyten verwendet. Hierzu werden die Erythrozyten der Blutprobe zuerst gewaschen, um Plasma und unspezifisch angelagerte Immunglobuline zu entfernen, und dann mit Coombsserum (Antihumanglobulin) inkubiert (siehe Hauptartikel Coombs-Test). Ohne die Waschprozedur wird der Test in der Regel falsch positiv.
Am häufigsten wird der Test mit polyspezifischem Antihumanglobulin durchgeführt, das Anti-IgG und Anti-C3d enthält und sowohl IgG als auch den Komplementfaktor C3 markiert.
Der Test kann sowohl im Reagenzröhrchen als auch mit der Mikrosäulen-Agglutination durchgeführt werden. Bei der Röhrchenmethode wird nach dem Ablesen in alle negativen Ansätze die "Coombs-Kontrolle" gegeben, das sind vorgefertigte, mit Antikörpern beladene Testerythrozyten, die regelhaft zu einer Agglutination führen. Damit wird sichergestellt, dass der Test nicht falsch negativ ist.
Differenzierung
Zur weiteren Abklärung eines positiven DCT können monospezifische Coombsseren eingesetzt werden. Sie enthalten statt eines Gemisches Anti-IgG, Anti-IgM, Anti-C3d oder weitere Antikörperspezifitäten. Dies erlaubt die genauere Einordnung einer zugrunde liegenden autoimmunhämolytischen Anämie (Kälte- oder Wärmetyp).
Tritt der positive DCT nach einer Erythrozytentransfusion auf, können die Antikörper von den Erythrozyten wieder abgesprengt (eluiert) werden. Aus dem Eluat können weitere Untersuchungen gemacht werden, in erster Linie der Antikörpersuchtest, und es kann versucht werden, die Antikörperspezifität zu bestimmen. Dann ist es möglich, weitere Transfusionen bei dem Patienten mit kompatiblen, Antigen-negativen Erythrozytenkonzentraten durchzuführen.