Synonym: Gaster, Ventriculus
Englisch: stomach
Der Magen des Fleischfressers ist das Organ zwischen Ösophagus und Duodenum und erfüllt hauptsächlich die ersten Schritte der Verdauung.
Der Magen des Fleischfressers wird zu den einhöhligen Mägen gezählt, wobei seine äußere Gestalt deutlich vom Füllungszustand beeinflusst wird. Als Grundform könnte man die einer gekrümmten Blase beschreiben. Der Fleischfressermagen kann grundsätzlich mit jenem der Menschen verglichen werden.
Er können folgende anatomische Strukturen an der Magenoberfläche unterschieden werden:
Der leere Magen liegt beim Fleischfresser im intrathorakalen Abschnitt der Bauchhöhle. Die Kardia liegt dabei konstant auf Höhe des 9. Interkostalraums, wohingegen der Fundus ventriculi und Corpus ventriculi vorwiegend linksseitig der Medianebene zum liegen kommen. Das Endstück des Magens, die Pars pylorica, verläuft dabei nach rechts und kranial aufsteigend, weshalb auch der erste Abschnitt des Duodenum ein kopfwärts verlaufendes Stück darstellt. Ist der Magen stark gefüllt, kann das Magenknie die ventrale Bauchwand berühren. Ein mäßig gefüllter Magen erstreckt sich in seitlicher Projektion etwa von der 9. Rippe bis zum 12. IKR, wohingegen sich ein hochgradig gefüllter Magen nach ventral und kaudal erweitert. Er kommt hierbei auf der ventralen Bauchwand zum liegen und kann sich sogar bis zu einer Transversalebene durch den 3. und 4. Lendenwirbel erstrecken. Er kann starker Füllung von außen durch die Bauchwand palpiert werden.
Die Gefäßversorgung des Magens erfolgt grundsätzlich aus den Stammgefäßen, kann jedoch tierartlich variieren. Beim Fleischfresser liegen folgende Verhältnisse vor:
Die venöse Drainage des Magens erfolgt über Venen, deren Verlauf und Namen denen der arteriellen Gefäße entspricht. Der gesamte venöse Abfluss gelangt im Anschluss in die Vena portae, wobei am Übergang zwischen Oesophagus und Magen einige Venen Anschluss an die Venae oesophageae finden können, sodass diese letztendlich in die Vena azygos einmünden. Dadurch werden sowohl das portale (V. portae) und das kavale (V. cava cranialis) Venengebiet miteinander verbunden, woraus ein extrahepatischer portokavaler Shunt entsteht. Demnach bestehen folgende Magenvenen:
Die dem Magen entstammenden Lymphgefäße leiten die angesammelte Lymphe aus einem mukösen und submukösen Gefäßplexus in folgende Lymphknoten ab:
Der Magen der Fleischfresser wird sowohl sympathisch als auch parasympathisch innerviert.
Die sympathischen Nervenfasern entstammen dem Plexus coeliacus und gleichen im Verlauf den Blutgefäßen des Magens. Der Plexus wird von den Nervi splanchnici gespeist. Efferenzen führen zur Hemmung der Peristole und Peristaltik sowie zur Gefäßverengung. Afferenzen leiten die Schmerzempfindung.
Parasympathische Fasern für den Magen entstammen aus den beiden Trunci nervi vagi (Truncus vagalis dorsalis und Truncus vagalis ventralis). Auch hier verlaufen die Fasern gemeinsam mit den Blutgefäßen zum Magen heran. Afferenzen innervieren anregend die glatten Muskelzellen und die Drüsen, Efferenzen sind für das Völlegefühl verantwortlich.
Die Magenwand kann im Allgemeinen mit dem Wandaufbau des Rumpfdarmes verglichen werden. Folgende Schichten sind von innen nach außen vorhanden:
Da Fleischfresser einen einfachen Magen besitzen, ist dieser vollständig mit Drüsenschleimhaut (Pars glandularis) ausgekleidet, sodass keine Pars nonglandularis auffindbar ist.
Die Innenfläche wird gebildet durch:
Das Mukosaepithel (Epithelium mucosae) ist als einschichtig hochprismatisches Epithel ausgebildet. Hier sind die Zellen über tight junctions und Nexus fest miteinander verbunden, wobei die apikale Hälfte der Epithelzellen zahlreiche muzinhaltige Schleimgranula enthält. Mittels Exozytose dieser Granula entsteht ein Schleimfilm in tiefer Lage, die als Schutzschicht der Magenschleimhaut gegen den stark sauren Magensaft inkl. proteolytischen Enzyme der Fundusdrüsen gilt. Die an der Oberfläche der Schleimlage befindliche Schicht weist eine eher dünnflüssige Konsistenz auf. Diese Lage wird von den Neben- und Isthmuszellen der Fundusdrüsen gebildet. Gleichzeitig sezernieren die Epithelzellen Bikarbonationen, die dafür sorgen, dass die Epitheloberfläche einen annähernd neutralen pH-Wert aufweist.
In der Lamina propria mucosae sind die Magendrüsen enthalten. Diese verlaufen vom Grund der Foveolae gastricae bis in die Tiefe, wobei es sich hierbei um tubuläre Drüsen handelt, die je nach Magenregion unterschiedlich gebaut sind. Im Magen kann man folgende drei Drüsen unterscheiden:
Detaillierte Informationen zu den einzelnen Zellarten und ihre genaue physiologische Funktion sollten histologischen und physiologischen Lehrbüchern entnommen werden oder können beim Magen des Pferdes nachgelesen werden.
siehe auch: Magen (Pferd)
Die Verteilung dieser unterschiedlichen Drüsen auf die Abschnitte des Magens ist tierartlich unterschiedlich ausgeprägt. Nur der Fleischfresser weist eine Übereinstimmung der Drüsen und der Magenabschnitte auf, sodass sich der Bereich der Kardiadrüsen auf die Pars cardiaca des Magens beschränkt, die Eigendrüsen nur im Corpus ventriculi aufzufinden sind und die Pylorusdrüsen nur in der Pars pylorica des Magens.
Die Menge des täglich produzierten Magensafts liegt beim Hund bei mehr als 1 Liter.
Die Tunica muscularis des Magens weist einen komplexen Aufbau auf und bedarf daher einer genaueren Betrachtung. Sie besteht aus drei Muskelschichten, die alle zur glatten Muskulatur gezählt werden. Von außen nach innen liegen folgende Schichten vor:
Die entlang der kleinen Kurvatur verlaufende Magenrinne (Sulcus ventriculi) wird von den Lippenwülsten begrenzt, wobei die Ansa cardiaca und das Stratum circulare gemeinsam um das Ostium cardiacum einen Musculus sphincter cardiae formen.
Die Motilität des Magens ist vielfältig und zweckgebunden:
Fleischfresser können an den selben magenspezifischen Erkrankungen leiden, wie alle anderen Haussäuger, darunter an Erosionen der Magenschleimhaut, Gastritis, Magendilatation sowie an etlichen anderen Pathologien.
Liegt eine Hypertrophie der Pylorusmuskulatur vor, kann ein Pylorusspasmus die Folge sein. Dies führt zu einer Einengung der Pylorusöffnung, die als Pylorusstenose bezeichnet wird. Diese Form der Stenose kann angeboren (v.a. bei Boxerhunden und Siamkatzen) oder erworben sein. Verengungen in der Pylorusgegend führen zum Erbrechen nach der Nahrungsaufnahme. Greift eine konservative Therapie nicht, kann eine Pylorusstenos durch Längsspaltung der Ringmuskulatur operativ Abhilfe schaffen.
Bei übermäßiger und zu hastiger Nahrungsaufnahme kann es zu einer Magentorsion kommen, die zu einer notfallmäßigen Operation führt.
Fachgebiete: Anatomie, Veterinärmedizin
Diese Seite wurde zuletzt am 5. November 2018 um 08:35 Uhr bearbeitet.
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