Kopflaus
Synonym: Pediculus humanus capitis
Englisch: headlouse, head louse
Definition
Die Kopflaus ist ein Insekt aus der Familie der Menschenläuse (Pediculidae), das als Ektoparasit im menschlichen Haupthaar lebt und sich von Blut ernährt.
Das Auftreten von Kopfläusen bei einem Menschen bezeichnet man medizinisch als Pediculosis capitis oder Kopflausbefall.
Eigenschaften
Morphologie
Die Kopflaus hat einen in dorsoventraler Richtung abgeplatteten Körper und ist etwa 2,5 bis 3,5 mm lang. Sie besitzt am Kopf fünfgliedrige Antennen und einen kurzen Rüssel zum Stechen und Saugen von Blut. Läuse haben drei Paar mit klauenartigen Fortsätzen versehene Beine, die ein optimales Festklammern und Fortbewegen an menschlichen Haaren ermöglichen.
Die Farbe von Kopfläusen ist transluzent bis grau-weiß, kann sich nach der Blutmahlzeit durch das aufgenommene Hämoglobin jedoch hin zu rot-braun verändern.
Lebensbedingungen
Die optimale Umgebungstemperatur für das Überleben der Läuse beträgt 28 °C. Am behaarten Kopf findet die Kopflaus daher optimale Lebensbedingungen. Bei massivem Befall können gelegentlich auch andere behaarte Stellen des Oberkörpers (Bart, Augenbrauen, Achselhaare) betroffen sein. Die Kopflaus ernährt sich ausschließlich von Blut, das sie von der Kopfhaut des befallenen Menschen saugt. Die Blutmahlzeiten haben einen Rhythmus von etwa 2 bis 3 Stunden. Dafür sticht die Kopflaus ihren Stechrüssel zum Blutsaugen in die Kopfhaut ein und verhindert die Blutgerinnung durch die Absonderung von Speichel.
Getrennt vom Wirt wird die Kopflaus durch fehlende Blutmahlzeiten relativ schnell geschwächt und überlebt bei Zimmertemperaturen i.d.R. nicht länger als 2 Tage, in Ausnahmefällen bis zu 3 Tage.
Fortpflanzung
Eine geschlechtsreife weibliche Kopflaus legt täglich etwa vier bis zehn Eier ab – während ihres etwa 4 Wochen währenden Lebens kann sie somit insgesamt zwischen 90 und 140 Eier produzieren. Die Eier werden als Nissen bezeichnet und sind kleine, 0,7 bis 0,9 mm lange, ovale Gebilde von grauweißer bis durchsichtiger Farbe. Sie werden von der Kopflaus in der Nähe der Haarwurzel an das Haar geklebt und umschlingen das wachsende Haar äußerst fest. Sie können einzeln oder kaskadenartig am Haar angebracht sein. Nissen, die weiter als 1 cm von der Kopfhaut entfernt sind, enthalten in der Regel keine Larven mehr, sind also auch nicht mehr infektiös.
Die Eiablage der Kopflaus ist an die Blutaufnahme und die Temperatur gekoppelt. Ohne Blutmahlzeit werden nach ca. 2 Tagen keine entwicklungsfähigen Eier mehr produziert. Auch wenn die Temperatur unter 12 °C abfällt, sistiert die Eiablage.
Die Larve der Kopflaus schlüpft nach etwa acht Tagen aus dem Ei. Sie häutet sich mehrfach und ist nach weiteren 8 bis 12 Tagen geschlechtsreif. Auf diese Weise können sich Kopfläuse sehr schnell vermehren, da ungefähr alle drei Wochen eine neue Generation entsteht.
Lebensdauer
Weibliche Kopfläuse werden etwa 30 bis 35 Tage alt, Männchen leben deutlich kürzer und sterben nach etwa 14 bis 16 Tagen.
Vorkommen
Kopfläuse sind weltweit verbreitet.
Übertragung
Läuse werden durch direkten Kontakt von Mensch zu Mensch, oder bei engem Kontakt durch Haar-zu-Haar-Kontakt übertragen. Sehr selten können sie auch indirekt über Mützen, Kleidung, Kopfkissen oder persönliche Gebrauchsgegenstände (z.B. Haarbürsten) übertragen werden. Entgegen des weitverbreiteten Mythos können Läuse nicht springen. Haustiere sind keine Überträger von Kopfläusen.
Die persönliche Sauberkeit ist für die Übertragung nicht ausschlaggebend. Läuse befallen sowohl gewaschenes als auch ungewaschenes Haar.
Kopfläuse als Krankheitsüberträger
Kopfläuse können während des Saugens von Blut eine Reihe von bakteriellen Krankheitserregern auf den befallenen Menschen übertragen, darunter vor allem:
- Epidemisches Fleckfieber: Übertragung durch Rickettsia prowazekii
- Fünftagefieber: Übertragung durch Rickettsia quintana
- Endemisches Rückfallfieber: Übertragung durch Borrelia recurrentis
- Tularämie : Übertragung durch Francisella tularensis
Symptome
Ein Kopflausbefall kann asymptomatisch sein, führt aber in der Regel zu einem unterschiedlich ausgeprägten Juckreiz der Kopfhaut. Er ist eine Immunreaktion auf die im Läusespeichel enthaltenen Proteine und häufig die Ursache von sekundär auftetenden Exkoriationen durch Kratzen.
Durch bakterielle Superinfektionen kann das klinische Bild eines (sekundär impetiginisierten) Ekzems entstehen. Es findet sich bevorzugt hinter den Ohren, am Hinterkopf und im Nacken. Dabei ist der Aspekt des Haupthaars häufig verändert, da die Haare durch die zahlreichen Nissen verfilzen und dann – bei langen Haaren – einen so genannten Weichselzopf erzeugen.
Weiterhin kann es zu regionalen Lymphknotenschwellungen kommen (okzipitale und/oder zervikale Lymphadenitis). In schweren Fällen treten auch putride Hautveränderungen auf.
Diagnostik
Das wichtigste diagnostische Instrument ist die systematische Untersuchung (ggf. mit Lupe) des behaarten Kopfes. Hierbei können lebende Läuse, Larven oder Eier gefunden werden.
Adulte Läuse können dem Nachweis entgehen, wenn sich nur wenige Exemplare auf dem Kopf befinden. Eier werden dagegen häufiger nachgewiesen:
- Die entwicklungsfähigen Eier sind dabei aufgrund ihrer Färbung (gelbliche bis mittelbräunlich) schwerer zu finden. Sie haften fest am Haar, meist nahe der Kopfhaut (< 1 cm) und sind nicht abstreifbar. Geeignete Stellen zum Aufsuchen der Eier sind: hinter den Ohren, in der Schläfen- und Nackengegend.
- Die auffälligeren weißlichen bis perlmuttartig schimmernden leeren Eihüllen sind leichter zu detektieren. Diese Eihüllen, die i.d.R weiter als 1 cm von der Kopfhaut entfernt sind, sind meist leer.
Therapie
Neben der Therapie des Betroffenen sollten auch alle Kontaktpersonen in Familie, Kindereinrichtungen, Schulen etc. untersucht und ggf. behandelt werden. Eine optimale Behandlung besteht in der Kombination chemischer, mechanischer und physikalischer Wirkprinzipien.
Chemische Entfernung
Kopfläuse können durch spezielle Insektizide, die so genannten Pedikulozide, wirksam bekämpft werden. Derartige chemische Stoffe enthalten beispielsweise Pyrethroide, ätherische Öle, Lindan (0,3%) oder auch Gamma-Chlor-Cyclohexan.
In Deutschland sind folgende Substanzen in der Behandlung von Kopfläusen zugelassen:
- Permethrin (z.B. Infectopedicul®)
- Dimeticon (z.B. Nyda®, Jacutin Pedicul Fluid®)
Präparate mit Allethrin (z.B. Jacutin Pedicul Spray mit PBO®) sind nicht mehr in Deutschland erhältlich.[1]
Die Pedikulozide sind entsprechend dem Beipackzettel anzuwenden und liegen in verschiedenen Anwendungsformen (Shampoo, Gel, Spray, Lösung) vor. Resistenzbildungen wurden vereinzelt vermutet, daher kann unter Umständen die Anwendung eines zweiten Mittels notwendig werden.
Bezüglich der Anwendung und der möglichen Nebenwirkungen sind die Angaben der Hersteller sorgfältig zu beachten. Besonders während der Schwangerschaft und in der Stillzeit, bei multipler Überempfindlichkeit gegen chemische Substanzen (MCS-Syndrom) und bei Chrysantemenallergie wird empfohlen, Kopfläuse rein mechanisch durch nasses Auskämmen mit dem Läusekamm zu entfernen.
In den USA und vielen Ländern Europas kommen zusätzlich Malathion, ein chemisches Derivat des E605, sowie Ivermectin (oral und topisch) zur Therapie der Kopfläuse zum Einsatz. In Deutschland sind diese Präparate nicht zugelassen.
Mechanische Entfernung
Läuse und Nissen können durch intensive und wiederholte Kämmung mit speziellen feingliedrigen und dichten Nissenkämmen auch rein mechanisch aus den Haaren entfernt werden. Dieses Verfahren ist allerdings sehr zeitaufwändig. Die Erfolgsquote ist von einer sorgfältigen Durchführung abhängig.
Dabei wird das Haar mit Wasser und Haarpflegespülung befeuchtet und mit einem Läusekamm ausgekämmt. Das nasse Auskämmen sollte orientierend in 4 Sitzungen (Tag 1, 5, 9 und 13) erfolgen. Am Tag 17 sollte der Behandlungserfolg erneut überprüft werden.
Die erste dieser Sitzungen entfernt primär adulte Läuse, die folgenden Sitzungen haben zum Ziel nachgeschlüpfte Larven zu entfernen.
Eine effektive, jedoch drastische Therapie stellt die Rasur der Kopfhaut dar. Sie entfernt sowohl die Nissen als auch die Kopfläuse. Bei Kindern sollte sie nur mit Bedacht eingesetzt werden, da in sie in der Regel eine psychische Belastung darstellt.
Weitere Maßnahmen
Aufgrund der Tatsache, dass sich Kopfläuse nur auf dem menschlichen Kopf ernähren und vermehren können, sind Reinigungs- und andere Maßnahmen von untergeordneter Bedeutung und dienen primär der Unterbrechung eventuell möglicher Übertragungsvorgänge.
Dabei können Kämme, Haarbürsten, Haarspangen und -gummis in heißer Seifenlösung gereinigt werden. Zudem sollten Schlafanzüge und Bettwäsche, Handtücher und Leibwäsche gewechselt werden. Alle weiteren Gegenstände, die in Kontakt mit den Kopfläusen gekommen sein könnten (z.B. Mütze, Schal, Stofftiere), sollten für 14 Tage in einer Plastiktüte luftdicht verpackt aufbewahrt oder bei 60 °C gewaschen werden. Alternativ kann man Gegenstände bei -10 °C für zwei Tage in das Gefrierfach legen. Die Anwendung von Insektizid-Sprays ist dabei nicht nötig.
Prävention
Besonders in Gemeinschaftseinrichtungen, wie Kindergärten oder Schulen, kann der Ausbreitung durch entsprechende Aufmerksamkeit und geeignete hygienische Maßnahmen verlässlich entgegengewirkt werden.
Meldepflicht
In Deutschland besteht keine krankheits- oder erregerspezifische Meldepflicht gemäß des Infektionsschutzgesetzes (IfSG).
Quelle
- ↑ Apotheke adhoc - Jacutin gesucht – Igelbabys in Not, abgerufen am 06.09.2022