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Parathion

(Weitergeleitet von E605)

Synonyme: E605, Nitrostigmin, "Schwiegermuttergift" (umgangssprachlich)
Englisch: parathion

1. Definition

Parathion, besser bekannt als E 605, ist ein Phosphorsäureester, der als Insektizid verwendet wird. Es zählt zu den organischen Alkylphosphaten bzw. Organophosphaten.

2. Nomenklatur

Die Bezeichnung E 605 wurde von der Bayer AG eingeführt und steht in keinem Zusammenhang mit den E-Nummern für Lebensmittelzusatzstoffe der Europäischen Union.

3. Chemie

Chemisch handelt es sich bei Parathion um einen Ester der Thiophosphorsäure, der bei Raumtemperatur in Form einer gelblichen Flüssigkeit vorliegt. Die Substanz ist schlecht löslich in Wasser und gut löslich in organischen Lösungsmitteln. Die Summenformel lautet C10H14NO5PS, die molare Masse beträgt 291,3 g/mol.

4. Pharmakokinetik

Wie andere Organophosphate wird Parathion sehr gut über die Haut resorbiert und wirkt somit als Kontaktgift. Im Körper wird die Substanz rasch in ihr Sauerstoffanalogon, das eigentlich toxische Paraoxon (E 600) metabolisiert.

5. Wirkmechanismus

Parathion blockiert irreversibel das Enzym Acetylcholinesterase. Es vermindert dadurch den Abbau des ausgeschütteten Acetylcholins im synaptischen Spalt und führt so zu einer Dauererregung der muskarinischen und nikotinischen Acetylcholinrezeptoren.

6. Toxikologie

6.1. Symptome

Nach der Aufnahme von Parathion kommt es dosisabhängig zu Erbrechen, Durchfall, Schweißausbrüchen, Muskelzuckungen und Kopfschmerzen. Höhere Dosen bewirken schwere Krämpfe sowie eine Atemlähmung und führen in der Folge zur Bewusstlosigkeit und zum Tod.

6.2. Toxische Dosis

Die LD50 nach oraler Aufnahme liegt bei Ratten zwischen 2 und 30 mg/kgKG, bei Mäusen zwischen 5 und 25 mg/kgKG und bei Hunden sogar nur zwischen 3 und 5 mg/kgKG. Bei Resorption über die Haut liegt die LD50 etwas höher. Die niedrigste Dosis mit toxischer Wirkung (TDlo) beim Menschen beträgt etwa 240 µg/kgKG.

6.3. Therapie

Die Behandlung erfordert eine intensivmedizinische Betreuung und muss so rasch wie möglich begonnen werden. Als Antidot wird in repetitiven Schritten Atropin verabreicht, bis sich die Symptome bessern. Initial werden 2 bis 5 mg intravenös gegeben, die Injektionen dann im Abstand von 5 bis 15 min wiederholt. Um die irreversible Wirkung von Parathion an der Acetylcholinesterase wieder aufzuheben, werden zusätzlich Oxime (z.B. Obidoxim oder Pralidoxim) infundiert. Die Reaktivierung der Acetylcholinesterase ist jedoch nur kurze Zeit nach der Exposition mit Parathion möglich.

siehe auch: Alkylphosphatintoxikation


Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.

7. Sonstiges

Parathion wurde im Volksmund auch als "Schwiegermuttergift" bezeichnet, weil es als Gift für viele bekannt gewordene Morde und Suizide missbraucht wurde.

Parathion ist als "möglicherweise krebserzeugend für den Menschen" eingestuft und in Deutschland nicht mehr verkehrsfähig.

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