Dimeticon
Handelsname: SAB simplex® u.v.a.
Synonyme: Polydimethylsiloxan, Dimeticonum, Dimethicon, Dimeticone INCI, Dimetikon, Dimethicon
Englisch: dimethicone, polydimethylsiloxane, dimethylpolysiloxane
Definition
Dimeticon ist ein Arzneimittel, das zur Therapie von Gasansammlungen im Magen-Darm-Trakt sowie bei Kopflausbefall eingesetzt wird.
Chemie
Dimeticon ist ein oberflächenaktives Polydimethylsiloxan, das aus Dichlordimethylsilan und Chlortrimethylsilan entsteht. Die Strukturformel von Dimeticon lautet (C2H6OSi)n. Der Stoff ist nahezu wasserunlöslich und liegt als klare, farblose Flüssigkeit unterschiedlicher Viskosität vor.
Wirkmechanismus
Dimeticon wird nach oraler Gabe im Körper weder metabolisiert noch absorbiert. Es entfaltet seine Wirkung somit lokal im Verdauungstrakt. Nach Passage des Magen-Darm-Traktes wird der Wirkstoff unverändert wieder ausgeschieden.
Durch eine Veränderung der Oberflächenspannung wirkt Dimeticon entschäumend. Die im Nahrungsbrei und im Schleim des Verdauungstraktes eingebetteten Gasblasen zerfallen durch diese Veränderung in der Oberflächenspannung und können nun von der Darmwand resorbiert bzw. durch die Darmperistaltik eliminiert werden.
In der Therapie von Kopfläusen werden die Insekten physikalisch, durch die Blockierung der Atmung, abgetötet. Der Wirkstoff dringt dabei in die Atemöffnungen der Läuse ein und verschließt diese.
Dimeticon wirkt also ausschließlich physikalisch, beteiligt sich nicht an chemischen Reaktionen und ist pharmakologisch und physiologisch inert.
Indikationen
Eine orale Gabe von Dimeticon erfolgt bei übermäßiger Gasbildung und Gasansammlung im Gastrointestinaltrakt:
- Aerophagie
- Meteorismus
- Roemheld-Syndrom
- vor diagnostischen Untersuchungen im Bauchbereich zur Reduzierung von Gasschatten im Röntgenbild oder in der Sonografie
- bei verstärker Gasbildung nach Operationen
Eine topische Anwendung kann weiterhin bei Befall des Kopfhaares mit Kopfläusen erfolgen.
Darreichungsform
Dimeticon liegt je nach Indikation als Kautablette, Kapsel, Spray, Salbe oder Creme vor. Mit Siliciumdioxid aktiviertes Dimeticon (Simeticon) ist als Suspension verfügbar.
Die oralen Arzneiformen werden in der Regel zu oder nach den Mahlzeiten verabreicht, bei Bedarf auch vor dem Schlafengehen.
Dosierung
Bei gasbedingten Magen-Darm-Beschwerden bei Erwachsenen kann eine Therapie mit 80 - 160 mg Dimeticon (z.B. 1- 2 Kautabletten à 80 mg) erfolgen. Als Vorbereitung für eine bildgebende Diagnostik sollte die Gabe von 160 - 400 mg Dimeticon am Vortag, sowie 80 - 160 mg Dimeticon am Morgen des Untersuchungstages erfolgen.
Bei Kopflausbefall sollte Dimeticon auf das trockene Haar aufgetragen werden. Die Einwirkungszeit variiert je nach Präparat zwischen 10 Minuten bis zu 8 Stunden oder über Nacht. Für alle Produkte wird eine zweimalige Anwendung im Abstand von acht bis zehn Tagen empfohlen.
Die Anwendungsdauer richtet sich nach dem Beschwerdeverlauf. Eine Anwendung über längere Zeit ist, falls erforderlich, möglich.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
Bisher wurden keine unerwünschten Nebenwirkungen beobachtet.
Kontraindikation
Eine Kontraindikation besteht bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen seiner Bestandteile.
Zulassung
Die Zulassung für Dimeticon von Pfizer Pharma erfolgte im Jahr 1989.
Veterinärmedizin
Dimeticon wird in der Veterinärmedizin bei Rinden mit Pansentympanie (schaumige Gärung) sowie bei Nagetieren und Hasenartigen mit Tympanie verwendet.