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Gammahydroxybuttersäure

(Weitergeleitet von Gamma-Hydroxybuttersäure)

Handelsname: Xyrem®, Somsanit®
Synonyme: Natrium-Oxybat, 4-Hydroxybutansäure, γ-Hydroxybuttersäure, GHB
Englisch: gamma-Hydroxybutyric acid, γ-Hydroxybutyric acid, 4-hydroxybutanoic acid

1. Definition

Gammahydroxybuttersäure, kurz GHB, ist eine mit GABA verwandte und im menschlichen Körper natürlich vorkommende Substanz aus der Gruppe der Oxybate. Sie ist ein potentes Narkotikum und findet vorwiegend als Psychopharmakon zur Behandlung von Narkolepsie Anwendung.

2. Hintergrund

Gammahydroxybuttersäure ist unter dem Namen GHB oder k.o.-Tropfen als Droge bekannt. Sie wird fälschlicherweise auch als liquid ecstasy bezeichnet, ist aber pharmakologisch mit Ecstasy und dem darin vorkommenden MDMA nicht verwandt.

3. Chemie

Die Summenformel für Gammahydroxybuttersäure lautet C4H8O3. Ihr Molekulargewicht beträgt 104,1 g/mol.

4. Entwicklung

Synthetisiert wurde der Wirkstoff bereits 1874 von Alexander Saytzeff. Therapeutisch wurde GHB aber erst Anfang der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts in der Anästhesiologie als intravenöses Narkotikum eingesetzt. Wegen seiner schlechten Steuerbarkeit wurde das Medikament bald wieder aus der anästhesiologischen Praxis verdrängt.

5. Wirkmechanismus

GHB ist eng verwandt mit Gamma-Aminobuttersäure (GABA). Ihre Wirkung entfaltet die Substanz an den speziellen GHB-Rezeptoren, die exzitatorisch wirken. Zusätzlich wirkt GHB als Agonist am GABA-B-Rezeptor und induziert dort eine inhibitorische Wirkung. Es wird angenommen, dass GHB in den GABAergen Neuronen sezerniert und von ihnen auch ausgeschüttet wird.

Die höchste Affinität entfaltet Gammahydroxybuttersäure für GHB-Rezeptoren, die unter anderem im Neocortex und im Hippocampus vorkommen. Der Agonismus auf GHB-Rezeptoren hat zur Folge, dass die Glutamatfreisetzung steigt und die exzitatorischen Neurone verstärkt feuern.

GHB hat auch dopaminerge Effekte. In niedriger Dosierung wird die Dopaminausschüttung angeregt, in hoher hingegen kehrt der Effekt um und die Dopaminsynthese geht zurück. Die GHB-stimulierte Dopaminfreisetzung ist durch Opioidantagonisten wie Naloxon antagonisierbar.

Gammahydroxybuttersäure entfaltet auch indirekte serotonerge Wirkungen. Diese kommen durch den erhöhten Tryptophantransport, Umsatz und Verteilung zustande.

Die agonistische Wirkung an GHB- und GABA-Rezeptoren, der Eingriff in den Dopamin- und Serotoninhaushalt und die konzentrationsabhängige Wirkung machen Gammahydroxybuttersäure zu einem potentiell vielseitig einsetzbaren Medikament.

6. Pharmakokinetik

Der Serumwirkspiegel der GHB liegt bei 200 bis 300 ug/ml. Ihre Plasmahalbwertszeit beträgt etwa 30 bis 45 Minuten. Die Wirkung tritt bei oraler Aufnahme nach ca. 15 Minuten ein und kann bis zu 3 Stunden andauern.

Abgebaut wird GHB hauptsächlich durch Dehydrierung und Oxidation zu Succinat. Das Succinat wird im Rahmen des Citratzyklus weiter abgebaut. Zu 10% wird GHB über die Betaoxidation verstoffwechselt.

7. Wirkungen

Gammahydroxybuttersäure entfaltet folgende dosisabhängige Wirkungen:

Dosis per os Wirkung
1,0 - 2,0 g
2,5 - 3,0 g
3,0 - 4,0 g
> 4,0 g

8. Nebenwirkungen

Weitere Nebenwirkungen der Gammhydroxybuttersäure können sein:

Die unerwünschten Wirkungen sind in Kombination mit anderen zentralnervös wirkenden Substanzen am stärksten ausgeprägt.

9. Anwendung

Gammahydroxybuttersäure ist in Deutschland und den USA nur als Psychopharmakon zur Therapie der Narkolepsie zugelassen. Auch die im Rahmen der Narkolepsie entstandene Kataplexie kann mit GHB behandelt werden.

10. Wechselwirkungen

Gammahydroxybuttersäure ist besonders gefährlich in Kombination mit:

Hierbei sind Atemdepression und Herzstillstand die gefährlichsten Nebenwirkungen.

11. Überdosierung

Da es kein spezifisches Antidot für Gammahydroxybuttersäure gibt, erfolgt die Therapie vorwiegend symptomatisch und nach dem Prinzip der Giftelimination:

Es gibt Einzelbeobachtungen, die von einem positiven Effekt von Physostigmin zur Aufhebung der ZNS-depressorischen Wirkung berichten, es wirkt jedoch erst ab einem Serumspiegel von 120 ug/ml. Auch Naloxon scheint eine gewisse Wirkung zu zeigen. Flumazenil scheint als GABA-Antagonist nicht ausreichend wirksam zu sein. Vom routinemäßigen Einsatz dieser Antidote wird abgeraten.

Patienten mit GHB-Intoxikation werden in der Regel intensivmedizinisch betreut. Nicht zuletzt wegen der häufig vorhandenen Mischintoxikation.

12. Labormedizin

Den Gehalt der aufgenommenen Gammahydroxybuttersäure kann man anhand einer Urin- oder Blutprobe bestimmen. Dies wird häufig im Rahmen der Rechtsmedizin angewandt.

12.1. Material

Zum Nachweis von GHB benötigt man entweder 10 ml Urin oder 2 ml Serum.

12.2. Referenzwert

Die Nachweisgrenze für Gammahydroxybuttersäure im Urin liegt bei 5 mg/l. Eine GHB-Konzentration von 50 bis 120 µg pro ml Serum entspricht dem therapeutischen Bereich. Ab einem Serumwert von > 200 µg/ml wirkt das GHB toxisch und ab 260 µg/ml wirkt es letal.

Erhöhte Werte lassen sich bei Drogenmissbrauch oder im Rahmen von Straftaten (Überfälle oder Sexualdelikte) nachweisen.  Da die Halbwertszeit des GHB nur bei 30 bis 45 Minuten liegt, ist die Aussagekraft eines fehlenden Nachweises stark eingeschränkt.

13. Forensik

In Deutschland unterliegt Gammahydroxybuttersäure dem Betäubungsmittelgesetz (BtMG). Ausgenommen von der Regelung sind injizierbare Darreichungsformen. Der missbräuchliche Einsatz von GHB als Droge oder als K.O.-Tropfen ist strafbar. Sexueller Missbrauch widerstandsunfähiger Personen gilt nach § 179 des deutschen Strafgesetzbuchs (StGB) als eine Straftat und wird mit bis zu 10 Jahren Haft geahndet.

14. Literatur

  • Laborlexikon.de, abgerufen am 16.02.2021
Stichworte: Narkotikum
Fachgebiete: Arzneimittel

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