Feline idiopathische Zystitis (Katze)
Synonyme: FIC, Pandora-Syndrom
Englisch: feline idiopathic cystitis
Definition
Die feline idiopathische Zystitis, kurz FIC, ist eine Erkrankung der Katze, die als idiopathische Form der feline lower urinary tract disease (FLUDT) angesehen werden kann und der interstitiellen Zystitis des Menschen sehr ähnlich ist.
Vorkommen
Die feline idiopathische Zystitis betrifft vorwiegend übergewichtige Wohnungskatzen mit verminderter Aktivität. Häufig handelt es sich um Tiere in Multikatzenhaushalten, die an Konflikten untereinander leiden und zusätzlichen Umgebungsstressoren ausgesetzt sind.
Ätiologie
Die Ursachen einer felinen idiopathischen Zystitis sind bisher (2021) unklar, scheinen jedoch vielschichtig zu sein.
Bei erkrankten Katzen kann eine erhöhte Harnblasenpermeabilität sowie eine erniedrigte Produktion von protektiven Glykosaminoglykanen (GAG) in der Harnblase nachgewiesen werden. Gleichzeitig weisen sie verminderte Mengen an Trefoil-Factor-2 im Urin auf und besitzen daher eine eingeschränkte Möglichkeit, geschädigtes Urothel zu reparieren. Stress scheint ebenfalls eine wichtige Rolle in der Krankheitsentstehung zu spielen, da betroffene Tiere im Vergleich zu gesunden Katzen deutlich erhöhte Plasma- oder Spinalflüssigkeit-Katecholamin-Konzentrationen aufweisen.
Pathogenese
Da die Ätiologie noch nicht vollständig geklärt ist, können keine Aussagen bezüglich der Pathogenese getroffen werden.
Klinik
Leitsymptome der felinen idiopathischen Zystitis sind:
Differenzialdiagnosen
Mögliche Differenzialdiagnosen sind:
- Feline lower urinary tract disease
- Urolithiasis
- Neoplasien
Diagnose
Bei der felinen idiopathischen Zystitis handelt es sich um eine Ausschlussdiagnose. Es werden verschiedene Untersuchungstechniken zur Diagnosestellung eingesetzt.
Ausschlaggebend ist die Anamnese (ungünstige Lebensumstände, Stress in der Gruppe, falsche Fütterung, verminderte Aktivität u.ä.), die typische Klinik und das Ausbleiben pathologischer Befunde (bakteriologische Untersuchung des Harns, Ultraschalluntersuchungen und Röntgenbilder).
Die Harnanalyse ist durch einen sterilen und zytologisch unauffälligen Urin sowie durch eine milde bis mittelgradige Pyurie und Proteinurie gekennzeichnet. Eine Kristallurie hingegen kommt nur selten vor. Zusätzlich können auch noch weitere (invasive) diagnostische Tests durchgeführt werden:
- Zystoskopie: submukosale petechiale Blutungen
- Biopsie der Harnblasenmukosa: vermehrte Substanz-P-Rezeptoren und eine erhöhte Dichte an nicht-myelinisierten Nervenfasern
Therapie
In rund 85 % der Fälle ist die Erkrankung unter der Vermeidung prädisponierender Faktoren selbstlimitierend. Tritt jedoch keine Besserung ein, ist eine medikamentöse Therapie indiziert:
- Opiate (z.B. Buprenorphin, Butorphanol): zur Schmerztherapie
- Acepromazin: kann mit Opiaten kombiniert werden
- Gabapentin: versuchsweise bei akuter oder chronischer FIC
- Alphablocker (z.B. Prazosin, Phenoxybenzamin, Alfuzosin): vermindern die Kontraktion glatter Muskelzellen und helfen bei Dysurie
- Muskelrelaxans (z.B. Dantrolen): hilft bei urethralen Spasmen
- Antidepressiva (z.B. Amitriptylin, Clomipramin, Fluoxetin): können bei langfristiger Gabe die klinischen Symptome bessern
- NSAID: Einsatz noch unklar, jedoch bei Dehydratation oder Hypovolämie kontraindiziert
Zu den meisten Medikamenten fehlen jedoch kontrollierte Studien, weshalb die Therapie unbedingt an die Klinik angepasst und der Erfolg engmaschig kontrolliert werden muss.
Literatur
- Schmidt V, Horzinek MC (Begr.), Lutz H, Kohn B, Forterre F (Hrsg.). 2015. Krankheiten der Katze. 5., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co KG. ISBN: 978-3-8304-1242-7