Thyrotropin
Synonyme: TSH, TSH 1, Thyreotropin, Thyreoidea-stimulierendes Hormon
Englisch: thyroid stimulating hormone
Definition
Thyrotropin, kurz TSH, ist ein Peptidhormon, das von der Adenohypophyse ausgeschüttet wird und die Schilddrüse zur Bildung von Schilddrüsenhormonen anregt. Umgekehrt wird die TSH-Ausschüttung durch Schilddrüsenhormone gebremst (Thyreotroper Regelkreis).
Aufbau
TSH ist ein Glykoproteinhormon, das aus zwei Untereinheiten besteht. Die Alpha-Subunit teilt es sich mit HCG, FSH und LH, während die Beta-Untereinheit das spezifische Signal überträgt. Thyreostimulin (TSH 2, A2B5), ein verwandtes Glykopeptidhormon mit ebenfalls schilddrüsenstimulierender Wirkung hat eine zweite Alpha-Untereinheit und eine fünfte Beta-Subunit.
Physiologie
Die TSH-Ausschüttung wird u.a. durch die folgenden Faktoren beeinflusst:
Fördernde Faktoren
- TRH
- Neurotensin
- Vasopressin (ADH, mutmaßlich)
Hemmende Faktoren
- Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3)
- Somatostatin
- Dopamin
- TSH
- Thyreostimulin (TSH 2)
- Zytokine (mutmaßlich)
Wirkung
TSH bindet an heptahelikale Rezeptoren auf der Oberfläche der Schilddrüsenzellen, wodurch nach Stimulation über GS-Proteine der intrazelluläre cAMP-Spiegel ansteigt. Folge ist eine wesentliche Zunahme sowohl der Synthese als auch der Freisetzung von T4. Darüber hinaus stimuliert ein erhöhter cAMP-Spiegel in den Thyreozyten in geringerem Maße auch die intrathyreoidale Deiodierung, so dass im Falle einer Hypothyreose die Summenaktivität peripherer Deiodinasen ansteigt. Daraus resultiert eine redundante Ersatz-Regulation bei beginnendem Ausfall der Schilddrüse.[1]
Labormedizin
Der TSH-Wert im Serum ist in der Klinik ein wichtiger Parameter zur Beurteilung der Schilddrüsenfunktion und gehört zur primären Schilddrüsendiagnostik, da er sehr empfindlich auf Störungen reagiert. Bei zu hohen T3- und T4-Spiegeln (Hyperthyreose) sinkt TSH normalerweise aufgrund der negativen Rückkopplung stark ab. Umgekehrt ist der Serumspiegel von TSH bei einer Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose) erhöht.
Material
Für die Untersuchung wird 1 ml Serum benötigt.
Referenzbereiche
Der Referenzbereich von TSH liegt beim Erwachsenen zwischen 0,27 - 4,2 µIU/ml. Für Kinder gelten abhängig vom Alter folgende Normwerte:
- bis 1 Lebenswoche: 0,27 - 20 µIU/ml
- Eine Woche bis zum 1. Lebensjahr: 0,27 - 7,0 µIU/ml
- 1. bis 17. Lebensjahr: 0,27 - 5,0 µIU/ml
In der Schwangerschaft kommt es durch die stimulierende Wirkung von hCG auf den TSH-Rezeptor zu einer physiologischen Erniedrigung des TSH-Spiegels. Das liegt daran, dass die alpha-Kette des hCG mit der des TSH identisch ist. Dieser Effekt ist zwischen der 7. und 12. SSW am ausgeprägtesten, da in dieser Zeit die höchsten hCG-Werte vorliegen.
Interpretation
Die Regulation der TSH-Sekretion ist sehr sensitiv und spezifisch schon bei grenzwertigen Hypo- bzw. Hyperthyreosen. Ein normales TSH schließt eine manifeste Hyperthyreose oder Hypothyreose aus. Es besteht eine logarithmisch-lineare Beziehung zwischen TSH und freiem Thyroxin (fT4). TSH ist deshalb für die Therapiekontrolle einer Levothyroxin-Medikation (T4) der wichtigste Parameter:
- bei Substitutionstherapie (z.B. bei Hypothyreose) TSH normal einstellen
- bei Suppressionstherapie (z.B. bei Struma) TSH niedrig einstellen
- TSH nicht supprimieren, sonst wird die Jodaufnahme nicht stimuliert
Erhöhte Werte
Erhöhte Werte können je nach Konstellation folgende Ursachen haben:
- Primäre Hypothyreose: gleichzeitig fT4 und fT3 erniedrigt
- Sekundäre Hyperthyreose: gleichzeitige Erhöhung des fT4. Als Ursachen (beide selten) kommen in diesem Fall TSH-produzierende Tumoren oder eine Schilddrüsenhormonresistenz in Frage.
- Medikamente (s.u.)
Erniedrigte Werte
Zu niedrige Werte können folgende Ursachen haben:
- Primäre Hyperthyreose: fT4 und fT3 grenzwertig hoch oder erhöht. Z.B. bei Schilddrüsenautonomie, Morbus Basedow, hypertropher Hashimoto-Thyreoiditis (Frühstadium)
- Sekundäre Hypothyreose: fT4 und fT3 erniedrigt: meist globale HVL-Insuffizienz
- Konversionssteigerung intrahypophysär: Non-Thyroidal-Illness-Syndrom (NTI) mit gleichzeitig niedrigem fT3 (periphere Konversionshemmung)
- Medikamente (s.u.)
Pharmakologie
Der TSH-Spiegel kann durch zahlreiche Medikamente sowohl gesenkt als auch erhöht werden.
Senkung der TSH-Sekretion
- Dopamin und Dopaminagonisten:
- Serotoninantagonisten
- Somatostatin, Octreotide
- Morphin und Morphinderivate
- Glucocorticoide
- Heparin
- L-Thyroxin
Erhöhung der TSH-Sekretion
- Dopaminantagonisten
- Clomifen (Männer)
- Lithium
- Carbamazepin
- Theophyllin
- Iodid in hohen Dosen
Quellen
Laborlexikon.de; abgerufen am 30.05.2021
Literatur
- ↑ Hoermann R, Midgley JE, Larisch R, Dietrich JW. Is pituitary TSH an adequate measure of thyroid hormone-controlled homoeostasis during thyroxine treatment? Eur J Endocrinol. 2013 Jan 17;168(2):271-80. doi: 10.1530/EJE-12-0819. Print 2013 Feb. PMID 23184912.
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