Schilddrüsenepithelzelle
Synonyme: Follikelepithelzelle, Thyreozyt
Englisch: thyrocyte
Definition
Die Schilddrüsenepithelzellen (auch Thyreozyten) sind die hormonproduzierenden und follikelbildenden Zellen der Schilddrüse.
Embryologie
Die Zellen sind endodermaler Herkunft. Die Schilddrüse wächst vom Schlunddarmboden (Foramen caecum am Zungengrund) nach kaudal. Bleibt die normalerweise oblitierende Verbindung zum Zungengrund (Ductus thyreoglossalis) bestehen, kann es zur Entwicklung kleiner ektoper Schilddrüsenorgane (z.B. unterhalb des Zungenbodens) aus Schilddrüsenepithelzellen kommen.
Histologie
Die Thyreozyten sind je nach Funktionszustand des Follikels geformt. Bei hoher synthetischer Aktivität sind sie hochprismatisch, bei relativer Ruhe hingegen kubisch.
Die Schiddrüsenepithelzelle besitzt einen relativ großen Zellkern (Nucleus) mit ein bis 2 Nucleoli, ein stark ausgeprägtes endoplasmatisches Retikulum sowie einen großen Golgi-Apparat. Dies sind die zytologischen Korrelate der in den Epithelzellen ablaufenden Schilddrüsenhormonsynthese (T4 und T3) sowie der Proteinbiosynthese (Thyreoglobulin). Die Abriegelung des Follikellumens gegenüber dem Interstitium erfolgt durch zahlreiche Tight junctions. Die follikelbildenden Epizhelzellen sind von schmalen Bindegewebsstraßen umgeben, in welchen ein engmaschiges Kapillarnetz liegt. Dieses ist fenestriert und dient der Hormonsekretion in die Blutbahn. Apikal liegen Lysosomen und mit Thyreoglobulin gefüllte Vakuolen. Lateral sind die Zellen gegeneinander mit Zonulae occludentes abgedichtet. Die TSH-Rezeptoren liegen basolateral.
Funktion
Das Schilddrüsenfollikelepithel kleidet die mit Kolloid gefüllten Schilddrüsenfollikel aus. Die Höhe der Epithelzelle ist von ihrem Funktionszustand (aktiv oder inaktiv) abhängig. Das Epithel ist für die Hormonproduktion- sowie Sekretion verantwortlich.
Hormonproduktion
Für die normale Synthese der Schilddrüsenhormone sind am Tag etwa 150 µg Iod notwendig. Die Resorption von Iod und seine Reduktion zu Iodid erfolgt im Gastrointestinaltrakt. An der basalen Membran der Schilddrüsenepithelzelle wird das Iodid nun über einen Iodid-Natrium-Symporter aufgenommen. Anschließend folgt die Sekretion des Iodids an der apikalen (dem Follikellumen zugewandten Seite) in den Follikel. Hier wird das Jodid angereichert und von einer membranständigen Thyreoperoxidase (Iodid-Peroxidase) oxygeniert und an das ebenfalls von der Epithelzelle gebildete Thyreoglobulin gebunden. Das Produkt ist das Monoiodtyrosin oder Diiodtyrosin. Thyreoglobulin ist ein Protein welches reich an Tyrosinmolekülen ist. Die Seitenketten des Thyreoglobulins sind Tetraiodthyronylreste (T4, Thyroxin) sowie, zu einem kleineren Anteil, Triiodthyronylreste (T3, Triiodthyronly). In dieser Form liegen die Schilddrüsenhormone gespeichert vor und können bei Bedarf sezerniert werden.
Hormonsekretion
Unter dem Einfluss des Hypophysenhormons TSH (Thyroidea-stimulierendes Hormon) kann das Thyreoglobulin mit den gebundenen Hormonvostufen nun via Endozytose zurück aus dem Kolloid in das Schilddrüsenfollikelepithellzelllumen aufgenommen werden. Hier erfolgt anschließend die Hydrolisierung durch eine spezifische Protease. Die abgespaltenen Hormone T4 und T3 sind lipophil und können problemlos durch die Zellmembran in die Blutbahn diffundieren.
Pathologie
Das Schilddrüsenfollikelepithel kann der Ort des Geschehens vieler pathologischer Prozesse sein. Während es bei der Basedow’schen Erkrankung zu einer Überstimulation der membranständigen TSH-Rezeptoren und hierdurch zu einer exzessiven Sekretion der Schilddrüsenhormone und zur Hyperthyreose kommt, werden bei der Hashimoto-Thyreoiditis die TSH-Rezeptoren durch zirkulierende Autoantikörper zerstört, die Folge ist eine Hypothyreose.
Podcast
Bildquelle
- Bildquelle Podcast: © Carly Mackler / Unsplash
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