(Weitergeleitet von Respiratory syncytial virus)
Synonym: RSV
Englisch: human respiratory syncytial virus, HRSV
Das Respiratory Syncytial Virus, kurz RSV, gehört zur Unterfamilie der Pneumoviridae in der Familie der Paramyxoviren.
Das Virus führt zu Atemwegserkrankungen und befällt epidemieartig hauptsächlich Säuglinge und Kleinkinder, bei denen es eine RSV-Infektion auslöst.
Gefährdet sind außerdem Patienten unter Immunsuppression, z.B. nach einer Knochenmarkstransplantation.
Das Respiratory-Syncytial-Virus weist einen einzelnen, nicht-fragmentierten RNA-Strang auf. Er beherbergt 10 Gene, die insgesamt 11 Virusproteine kodieren. Sie werden als NS-1, NS-2, N, M, SH, G, F, M2, L und PN bezeichnet.
Das Pneumovirus ist global verbreitet und hochkontagiös. Ab dem 3. Lebensjahr liegt eine hundertprozentige Serokonversion für RSV-spezifische Antikörper vor.
Eine lebenslange Protektion vor einer erneuten Erkrankung ist dennoch nicht gegeben, spätere Infektionen zeigen jedoch einen deutlich milderen Verlauf.
Die Infektion betrifft hauptsächlich die Epithelzellen des oberen Respirationstraktes. Zellfusionen führen zu Nekrosen, die in Verbindung mit entzündlichen Exsudaten zu erheblichen Einschränkungen der Atmung führen.
Der klinische Verlauf als Rhinitis ist zumeist komplikationslos und lässt sich dann kaum von banalen Atemwegsinfektionen unterscheiden. Mögliche schwere Komplikationen - vor allem bei Säuglingen - sind Bronchiolitis und Pneumonie mit Dyspnoe. Der Krankheitsverlaufs kann dann eine Hospitalisierung, manchmal sogar eine maschinelle Beatmung notwendig machen. In Einzelfällen - besonders unter Frühgeborenen und Kindern mit Immundefekten oder schweren kardiologischen, pneumologischen oder neurologischen Erkrankungen - ist ein letaler Verlauf möglich.
Üblich ist der spezifische Antigennachweis mit IFT oder EIA, auch immunchromatographische Testsysteme stehen zur Verfügung. Die Anzucht erfolgt üblicherweise aus Rachenspülflüssigkeit.
Heute werden überwiegend molekulargenetische Methoden verwendet, die Anzucht ist wegen des hohen Aufwandes und Zeitbedarfes in den Hintergrund getreten.
Der banale Infekt wird symptomatisch therapiert.
Bisher erfolgt bei der RSV-Bronchiolitis des Säuglings meist ebenfalls nur eine symptomatische Therapie. Eine Vielzahl an Studien untersuchte ein mögliches Benefit von zahlreichen Medikamenten und anderen Therapieformen, bisher ohne befriedigenden Erfolg. Keine signifikante Besserung erzielten z.B. Bronchodilatatoren, Montelukast oder Ribavirin. Die Inhalation von 3%iger Kochsalzlösung scheint von Vorteil zu sein. Zusätzlich ist ggf. Sauerstoff zu substituieren.
Das das Virus ubiquitär vorkommt, ist eine Infektionsvermeidung kaum möglich. Eine aktive Immunisierung (Impfung) gegen RSV steht zur Zeit (2013) nicht zur Verfügung. Versuchsimpfstoffe mit inaktivierten Viren in den 60er Jahren führten unter den geimpften Kindern zu einem intensiveren Krankheitsverlauf. Die Impfstoffentwicklung auf der Basis von temperatursensitiven Virusmutanten mit herabgesetzter Virulenz befindet sich in frühen Stadien der klinischen Forschung.
Eine passive Immunisierung gegen RSV steht in Form von Palivizumab zur Verfügung. Palivizumab ist ein monoklonaler Antikörper, der gegen ein Oberfächenprotein von RSV gerichtet ist. Das Medikament wir 1x monatlich injiziert, während der Infektsaison über einen Zeitraum von 5 Monaten. Wegen der hohen Kosten der Antikörperproduktion ist sie Patienten mit bestimmten Erkrankungen vorbehalten, bei denen eine RSV-Infektion zu besonders schweren Verläufen neigt. Es existiert eine Leitlinie mit detaillierten Empfehlungen.
Tags: RNA-Virus, Virus, Vorlage:nicht dokumentiert
Fachgebiete: Virologie
Diese Seite wurde zuletzt am 11. August 2019 um 11:54 Uhr bearbeitet.
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