Lipidsenker
Synonym: Antilipidämikum
Definition
Als Lipidsenker bezeichnet man Arzneistoffe, die bei Fettstoffwechselstörungen eingesetzt werden, um den Plasmaspiegel von Cholesterin und/oder Triglyceriden zu reduzieren.
Einteilung
Lipidsenker sind eine chemisch und pharmakodynamisch sehr heterogene Gruppe von Wirkstoffen, die sich wie folgt einteilen lassen:
- HMG-CoA-Reduktasehemmer bzw. Statine (z.B. Atorvastatin): hemmen das Schlüsselenzym der Cholesterinsynthese. Dies führt zur vermehrten hepatischen LDL-Rezeptor-Aktivität und beschleunigten Elimination von LDL-Cholesterin aus dem Blut. Sie können bei allen mit Atherosklerose einhergehenden Erkrankungen eingesetzt werden. Sie vermindern die kardiovaskuläre und die Gesamtmortalität bei der Sekundärprävention. Bei der Primärprävention senken sie langfristig die Zahl kardiovaskulärer Ereignisse.
- Cholesterinresorptionshemmer (Ezetimib): Hemmung der intestinalen Cholesterinresorption im Bürstensaum über Bindung an den Cholesterintransporter NPC1L1; reduziert das LDL-Cholesterin um bis zu 20 %.
- Fibrate (z.B. Fenofibrat, Gemfibrozil): Komplexer, teils ungeklärter Wirkmechanismus (u.a. PPAR-Agonist), senken insbesondere die Triglyzeridkonzentrationen, jedoch auch das LDL-Cholesterin, Einsatz v.a. bei Hypertriglyzeridämie
- Anionenaustauscherharze bzw. Gallensäurebinder (z.B. Colestyramin, Colesevelam): binden Gallensäuren und entziehen diese dem enterohepatischen Kreislauf. Dadurch wird die LDL-Rezeptoraktivität stimuliert, sodass es zur Reduktion des LDL-Cholesterins um ca. 25 % kommt. Sie können jedoch die Triglyzeridwerte erhöhen. Der Einsatz erfolgt v.a. bei Kindern und Frauen in der Schwangerschaft bzw. Stillzeit.
- PCSK9-Inhibitoren (z.B. Alirocumab, Evolocumab, Inclisiran): Hemmung des Enzyms PCSK9 mit sehr effektiver LDL-Senkung um bis zu 60 %, jedoch aktuell (2024) hohe Therapiekosten
- Omega-3-Fettsäuren: Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) senken in Dosen von 3 bis 4 g/d die Triglyzeridwerte, können jedoch zu einem Ansteig von LDL-Cholesterin führen.[1]
Weitere Lipidsenker, die entweder in Europa nicht mehr erhältlich sind oder nur eine untergeordnete therapeutische Bedeutung haben, sind:
- MTP-Inhibitoren: Hemmung des mikrosomalen Triglycerid-Transferproteins (MTP), z.B. Lomitapid (außer Handel)
- Nicotinsäure und ihre Derivate: Niacin, Acipimox (in Deutschland nicht zugelassen)
- virales Gentherapeutikum: Alipogen-Tiparvovec (Entwicklung eingestellt)
- Antisense-Oligonukleotid gegen ApoB-100: Mipomersen (in Deutschland nicht zugelassen)
- Phytopharmaka: z.B. Knoblauchpräparate
- Sonstige: z.B. Roter Reis
In klinischer Forschung befinden sich derzeit (2019):
- ACL-Inhibitoren (z.B. Bempedoinsäure): (Hemmung der ATP-Citrat-Lyase)
- DGAT1-Inhibitoren (z.B. Pradigastat)
- Antisense-Oligonukleotide gegen ApoC-III (z.B. Volanesorsen)
Indikationen
- Therapie von Dyslipidämien
- Prävention von kardiovaskulären Erkrankungen und/oder Pankreatitiden
Quellen
- ↑ BfArM Omega-3-Fettsäuren Risikobewertungsverfahren, 18.06.2019, abgerufen am 17.10.2019
Fachgebiete:
Pharmakologie
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