Evolocumab
Handelsname: Repatha®
Englisch: evolocumab
Definition
Evolocumab ist ein humaner monoklonaler Antikörper aus der Gruppe der PCSK9-Inhibitoren. Er wird zur Behandlung der Hypercholesterinämie eingesetzt.
Chemie
Bei Evolocumab handelt es sich um einen humanen monoklonalen IgG2-Antikörper, der in CHO-Zellen mittels rekombinanter DNA-Technologie hergestellt wird.
Wirkmechanismus
Evolocumab bindet selektiv an PCSK9 und verhindert dadurch die Bindung an den LDL-Rezeptor auf der Oberfläche von Hepatozyten. Dadurch wird der PCSK9-vermittelte Abbau des LDL-Rezeptors gehemmt. Entsprechend wird mehr LDL-Cholesterin (LDL-C) in der Leber aufgenommen. Die Folge ist eine Senkung des LDL-C im Serum.
Pharmakokinetik
Evolocumab weist eine Bioverfügbarkeit von 72 % auf. Das mittlere Verteilungsvolumen im Steady State wird auf 3,3 Liter geschätzt. Der Wirkstoff wird in kleine Peptide und einzelne Aminosäuren metabolisiert. Die effektive Halbwertszeit beträgt 11-17 Tage. Die mittlere systemische Clearance nach Gabe einer Dosis liegt bei 12 ml/h.
Indikationen
Evolocumab ist indiziert bei:
- Erwachsenen mit primärer Hypercholesterinämie (heterozygot familiär und nicht-familiär) oder gemischter Dyslipidämie zusätzlich zur dietätischen Therapie:
- in Kombination mit einem oder mehreren lipidsenkenden Medikamenten, bei Patienten, die mit der maximal tolerierbaren Statin-Dosis die Cholesterin-Zielwerte nicht erreichen
- allein oder in Kombination mit anderen lipidsenkenden Therapien bei Patienten mit Kontraindikation oder Unverträglichkeit gegenüber Statinen.
- Erwachsenen und Jugendlichen ab 12 Jahren mit homozygoter familiärer Hypercholesterinämie
- Erwachsenen mit bekannter atherosklerotischer kardiovaskulärer Erkrankung (Myokardinfarkt, Schlaganfall, pAVK) zur Reduktion des kardiovaskulären Risikos (Monotherapie oder in Kombination mit anderen liipidsenkenden Therapien).
Vor der Anwendung müssen sekundäre Ursachen der Hyperlipidämie bzw. gemischten Dyslipidämie (z.B. nephrotisches Syndrom, Hypothyreose) ausgeschlossen werden.
Darreichungsform
Evolocumab liegt als klar bis opaleszente, farblose bis gelbliche Injektionslösung vor. Jede(r) Fertigspritze bzw. Fertigpen enthält 140 mg in 1 ml Lösung. Weiterhin existieren Patronen mit 420 mg in 3,5 ml Lösung (120 mg/ml). Der Wirkstoff wird subkutan in das Abdomen, den Oberschenkel oder den Oberarm injiziert.
Dosierung
Bei der homozygoten familiären Hypercholesterinämie wird Evolocumab in einer Dosis von 420 mg pro Woche verabreicht. Nach 12 Behandlungswochen kann das Dosisintervall auf 420 mg einmal alle 2 Wochen gesteigert werden.
In den anderen Indikationen wird Evolocumab in einer Dosis von 140 mg alle zwei Wochen oder 420 mg einmal monatlich verabreicht.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
Zu den häufigen Nebenwirkungen von Evolocumab zählen:
- Infektionen: Influenza, Nasopharyngitis, Infektionen der oberen Atemwege
- Überempfindlichkeit, Hautausschlag, gelegentlich Urtikaria, selten Angioödem
- Übelkeit
- Rückenschmerzen, Arthralgien
- Reaktionen an der Injektionsstelle (Hämatome, Erytheme, Hämorrhagien, Schmerzen, Schwellungen)
Die Nadelschutzkappe der Fertigspritze und des Fertigpens ist aus getrocknetem Naturkautschuk hergestellt, der schwere allergische Reaktionen verursachen kann.
Wechselwirkungen
Es sind keine Arzneimittelinteraktionen mit Evolocumab bekannt.
Kontraindikationen
Die Sicherheit und Wirksamkeit für Patienten unter 18 Jahren (bzw. unter 12 Jahren bei homozygoter familiärer Hypercholesterinämie) wurde nicht belegt. Weiterhin darf Evolocumab nicht in der Schwangerschaft oder Stillzeit angewendet werden.
Bei Patienten mit mäßiger Leberfunktionsstörung kann es zur verringerten Wirkung von Evolocumab kommen. Bei schwerer Leberfunktionsstörung (Child-Pugh C) liegen keine Daten vor, sodass Evolocumab bei entsprechenden Patienten mit Vorsicht angewendet werden muss.
Zulassung
Evolocumab ist seit Juli 2015 als erster PCSK9-Inhibitor in der EU zugelassen. Die Zulassung in den USA erfolgte im August 2015.
Nutzenbewertung
Das IQWiG sieht im Rahmen der Nutzenbewertung den Zusatznutzen von Evolocumab im Vergleich zu einer zweckmäßigen Vergleichstherapie als nicht belegt an.[1]
Kosten
Die Jahrestherapiekosten bei Anwendung von Evolocumab liegen zwischen 8.507 und 11.509 € pro Patient.
Literatur
- Evolocumab - Grünes Licht für ersten PCSK9-Antikörper Pharmazeutische Zeitung Online, angerufen am 15.09.16
- EMA. Fachinformation Repatha, Fachinfo, abgerufen am 01.10.2020
Quellen
- ↑ IQWiG Nutzenbewertung 2015, abgerufen am 01.10.2020