Homozygote familiäre Hypercholesterinämie
Definition
Als homozygote familiäre Hypercholesterinämie, kurz HoFH, wird eine seltene Form der familiären Hypercholesterinämie bezeichnet.
Epidemiologie
Die Prävalenz der HoFH wird auf 1/1.000.000 geschätzt.
Ätiologie
Die familiäre Hypercholesterinämie entsteht meist durch eine autosomal-dominant vererbte Mutation im LDL-Rezeptor-Gen (ADH Typ 1). Weitere möglichen Ursachen sind Gendefekte von ApoB-100 (ADH Typ 2) oder PCSK9 (ADH Typ 3).
Bei der HoFH liegt ein homozygoter bzw. compound-heterozygoter Genotyp vor, der mit einem besonders schweren klinischen Verlauf einhergeht. Dabei existieren Varianten mit komplettem Mangel des LDL-Rezeptors oder mit einer Rezeptordysfunktion.
Klinik
Bei der HoFH liegen die LDL-Cholesterinspiegel meist zwischen 400 und 1000 mg/dl. Viele Patienten fallen in der Kindheit durch kutane Xanthome an den Händen, Handgelenken, Ellenbogen, Knien, Fersen oder dem Gesäß auf. Weiterhin kann es zu einem Arcus lipoides corneae kommen.
Bereits in der Kindheit oder dem jungen Erwachsenenalter können sich atherosklerotische Komplikationen manifestieren (v.a. valvuläre oder supravalvuläre Aortenstenosen). Die Symptome können atypisch sein und die Erkrankung manifestiert sich häufig durch einen plötzlichen Herztod.
Diagnostik
Eine HoFH sollte immer bei Kindern bzw. jungen Erwachsenen mit einer LDL-Konzentration über 400 mg/dl ohne bekannte sekundäre Ursache erwogen werden. Wegweisend sind außerdem kutane Xanthome, Zeichen einer kardiovaskulären Krankheit und eine Hypercholesterinämie bei beiden Eltern.
Durch molekulargenetische Untersuchungen kann die Diagnose bestätigt werden.
Therapie
Bei Patienten mit HoFH sollte frühzeitig eine aggressive lipidsenkende Therapie begonnen werden. Die meisten Patienten sprechen nur schlecht auf Statine an. Weitere Möglichkeiten sind Ezetimib, Anionenaustauscherharze und PCSK9-Inhibitoren. Falls eine medikamentöse Therapie nicht ausreicht, kommt eine LDL-Apherese in Frage. In Einzelfällen ist eine Lebertransplantation notwendig.
Prognose
Unbehandelt überleben rezeptornegative Patienten selten die zweite Lebensdekade. Betroffene mit Rezeptordysfunktion haben eine bessere Prognose, entwickeln aber fast immer vor dem 30. Lebensjahr eine klinisch auffällige vaskuläre Atherosklerose.
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