Hydroxychloroquin
Synonyme: HCQ, Hydroxychloroquinsulfat u.a.
Handelsnamen: Quensyl®, Plaquenil®
Englisch: hydroxychloroquine
Definition
Hydroxychloroquin ist ein Arzneistoff aus der Klasse der Antiprotozoika, der auch als Antirheumatikum zum Einsatz kommt.
Chemie
Hydroxychloroquin ist ein 4-Aminochinolin mit der Summenformel C18H26ClN3O und einer molaren Masse von 335,87 g·mol−1.
siehe auch: Chloroquin
Wirkmechanismus
Hydroxychloroquin wirkt prinzipiell gegen alle vier humanpathogenen Malariaerreger, außer gegen chloroquinresistente Plasmodienstämme. Diese Erreger gewinnen während ihres intraerythrozytären Wachstums Energie aus dem Abbau des Hämoglobins. Dabei entsteht das für sie giftige Abbauprodukt Ferriprotoporphyrin IX (FPPIX). Durch eine nicht-enzymatische Aggregatbildung wird FPPIX zu ungiftigem Hämozoin umgewandelt. Hydroxychloroquin bildet wie andere 4-Aminochinoline stabile Komplexe mit FPPIX und erhöht so die Zahl von nicht-aggregierten FPPIX-Molekülen, was dann letztendlich zum Absterben der Parasiten führt.
Es wird vermutet, dass die antiinflammatorische Wirkung auf einer Hemmung des Immunsystems basiert.
Pharmakokinetik
Die Plasmahalbwertszeit beträgt durchschnittlich 45 Tage. Hydroxychloroquin wird renal ausgeschieden.
Indikationen
Hydroxychloroquin ist zur Prävention sowie Therapie der Malaria indiziert. Zu weiteren Indikationen zählen die rheumatoide Arthritis (RA) und Hauterkrankungen wie Photodermatosen und der Lupus erythematodes.
Applikationsformen
Das Arzneimittel wird in Form von Tabletten appliziert.
Nebenwirkungen
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff bzw. den anderen 4-Aminochinolinen sowie Chinin
- Myasthenia gravis
- Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel
- Makulopathie
- Retinopathie
- Die Anwendung bei hämatologischen Erkrankungen ist kontraindiziert.
- Die Anwendung bei einer Netzhauterkrankung im Auge ist kontraindiziert.
- Schwangerschaft, Stillzeit
- Kinder
Off-Label-Use
In der Anfangsphase der COVID-19-Pandemie wurde Hydroxychloroquin eingesetzt, obwohl weder Wirksamkeit noch Sicherheit bei dieser Indikation hinreichend belegt waren. Die Anwendung basierte hauptsächlich auf In-vitro-Untersuchungen und begrenzten klinischen Daten. Die FDA erteilte im März 2020 eine Emergency Use Authorization (EUA), die bereits im Juni 2020 widerrufen wurde, nachdem keine klinische Evidenz für positive Wirkungen im Vergleich zur Standardbehandlung von hospitalisierten COVID-19-Patienten gezeigt werden konnte.[1][2] Die RECOVERY-Studie belegte eine signifikant höhere kardiovaskuläre Mortalität, eine Metaanalyse wies eine um 11% erhöhte Gesamtmortalität aus. Bei einer Nachuntersuchung von 44 Kohortenstudien aus Belgien, Frankreich, Italien, Spanien, der Türkei und den USA konnte gezeigt werden, dass durch die Behandlung mit Hydroxychloroquin in der frühen Phase der Pandemie schätzungsweise 16.990 Todesfälle verursacht wurden.[3]
Quellen
- ↑ Liakoni E. Hydroxychloroquin und COVID-19. Schweiz Med Forum 2020
- ↑ Schenk M. Wie Fake News in der Medizin groß werden. Dtsch Arztebl 2021
- ↑ Pradelle A et al. Deaths induced by compassionate use of hydroxychloroquine during the first COVID-19 wave: an estimate. Biomed Pharmacother. 2024