Chronische Bronchitis (Hund)
Synonym: Chronische Bronchialerkrankung
Englisch: chronic bronchitis
Definition
Unter der chronischen Bronchitis des Hundes versteht man eine lang anhaltende (chronische) Entzündung der Atemwege, die vorwiegend auf die Bronchien beschränkt ist.
Nomenklatur
Die chronische Bronchitis umfasst einen ätiologisch heterogenen Krankheitskomplex, der von einem mehr als 2 Monate andauernden Husten geprägt ist.
Ätiologie
Die chronische Bronchitis ist als eine chronische Atemwegsentzündung mit nicht (mehr) erkennbarem Auslöser definiert.
Potenzielle Auslöser bzw. die Entzündung unterhaltende Faktoren sind wiederholte Inhalationen schleimhautirritierender Noxen (z.B. Rauchgas, Staub, Luftverschmutzung u.ä.), chronische Aspiration geringer Futtermengen infolge Schluckstörungen oder vorangegangene und nicht vollständig ausgeheilte Infektionen. Zusätzlich können ein schlechter Gebisszustand (Zahnstein, Parodontopathien) die Erkrankung begünstigen. In den meisten Fällen liegt die Ursache weit zurück und kann daher nachträglich nicht mehr eruiert werden.
Vorkommen
Pathogenese
Unabhängig von der Genese kommt es zu Husten und exzessiver bronchialer Schleimproduktion. Die Erkrankung geht mit typischen Veränderungen wie Hypertrophie der glatten Bronchialmuskulatur, Schleimhautmetaplasie sowie einer Entzündung und Fibrosierung der Bronchialwände einher.
Die Wandverdickungen und die exzessive Sekretproduktion führen letztendlich zur Obstruktion der kleinen Atemwege.
Klinik
Leitsymptom der Erkrankung ist der chronische und durch äußerlichen Druck auf die Trachea leicht auslösbare, produktive Husten. Die Tiere husten das teils zähe Sekret hoch und schlucken es anschließend großteils wieder ab. Bei den meisten Hunden können keine weiteren Symptome vorgefunden werden. Nur in fortgeschrittenen Krankheitsfällen können zunehmende Belastungstoleranz und offensichtliche Atemnot entstehen.
Chronische Bronchitiden treten manchmal zusammen mit Trachealkollaps, Bronchialkollaps, Bronchomalazie oder einer symptomatischen Mitralinsuffizienz auf.
Differenzialdiagnosen
- chronische infektiöse Bronchitis
- Trachealkollaps bzw. Bronchialkollaps
- Bronchomalazie
- chronische Aspirationspneumonie bei okkulter Dysphagie
- Lungenparasitiose bzw. eosinophile Bronchopneumopathie
- bronchiale Fremdkörper sowie vergrößerte hiläre Lymphknoten
- Lungen- oder Herzneoplasie
- Herzinsuffizienzen
Diagnose
Die chronische Bronchitis ist aufgrund der unklaren Ätiologie oftmals eine Ausschlussdiagnose. Eine Diagnosesicherung erfolgt letztendlich anhand
- Anamnese,
- Verlauf,
- Symptome,
- klinische Untersuchung und
- Zuhilfenahme verschiedener bildgebenden Verfahren (Röntgen, Bronchoskopie inkl. BAL).
Bei der Lungenauskultation können entweder keine Veränderungen oder auch verstärkt bzw. verschärft vesikuläre Atemgeräusche, Rasselgeräusche und/oder Giemen hörbar sein. Die Atmung wirkt teilweise angestrengt - v.a. exspiratorisch. Sie ist häufig doppelschlägig und kann von einer ausgeprägten respiratorischen Sinusarrhythmie begleitet werden. Auf dem Röntgenthorax ist in den meisten Fällen ein bronchiales Muster erkennbar. Dieses kann jedoch auch in schweren Krankheitsfällen gänzlich fehlen.
Therapie
Da bei der chronischen Bronchitis bereits irreversible Atemwegsveränderungen stattgefunden haben, kann die Erkrankung mit medikamentöser Behandlung nicht zur Abheilung gebracht werden. Die Therapiemaßnahmen zielen daher darauf ab, eine befriedigende Kontrolle der Symptome zu erreichen. Hierfür müssen potenzielle Auslöser und begünstigende Faktoren eliminiert bzw. vermieden werden.
Chronische bronchiale Sekundärinfektionen müssen nach vorangegangenem Antibiogramm mit Antibiotika über mindestens 2 Wochen behandelt werden. Nach erfolgreicher Behandlung von Infektionen ist eine symptomatische Behandlung mit Glukokortikoiden indiziert. Diese führen bei den meisten Patienten zu einer sichtlichen Besserung der Klinik. Neben peroral verabreichtem Prednisolon (0,5 bis 1 mg/kgKG 2x täglich für 5 bis 7 Tage, anschließend Dosisreduktion nach Effekt) können auch inhalative Glukokortikoide (Fluticason oder Budesonid) verwendet werden. Die Sekretolyse ist mit Acetylcystein oder Bromhexin und regelmäßiger Aerosoltherapie (NaCl-Lösung) zu fördern. Parallel dazu können auch Bronchodilatatoren wie z.B. Methylxanthine oder β2-Sympathomimetika verwendet werden.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Prognose
Bei adäquater Therapie ist die Prognose für die meisten Patienten günstig. Progrediente Krankheitsverläufe mit unzureichender Besitzercompliance fördern hingegen Komplikationen wie Atelektasen sowie Bronchiektasen.
Literatur
- Kohn B, Schwarz G (Hrsg.). 2017. Praktikum der Hundeklinik. 12., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KG. ISBN: 978-3-13-219961-3