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Babesiose (Hund)

Synonyme: Hundepiroplasmose, "Hundemalaria"

1. Definition

Bei der Babesiose handelt es sich um eine durch Sporentierchen der Gattung Babesia hervorgerufene Infektionskrankheit bei Hundeartigen (Canoidea).

2. Epidemiologie

Hunde jedweden Alters und aller Rassen sind betroffen. In endemischen Gebieten sind Welpen nur durch maternale Antikörper geschützt.

3. Erreger

Die Erreger der Babesiose des Hundes sind einzellige Endoparasiten aus der Sporentiergattung Babesia, Babesia canis canis, Babesia canis vogeli und Babesia canis rossi.

4. Pathogenese

Verschiedene Zeckenarten dienen als Vektoren.

  • Der Überträger von Babesia canis canis ist die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus).
  • Babesia canis vogeli wird durch die braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus) übertragen.

Die Erreger gelangen über den Speichel der Zecke beim Biss in den Blutkreislauf des Wirts. In den Erythrozyten des Wirts kommt es zu einer ungeschlechtlichen Vermehrung des Erregers (Merogonie). Die dabei entstehenden Zwischenstadien (Merozoiten) schädigen und zerstören den betroffenen Erythrozyten. Danach ist ein Befall von weiteren Erythrozyten durch die freigesetzten Merozoiten möglich.

Immunologisch naive Hunde erkranken nach einer Inkubationszeit von 10-21 Tagen meistens akut, seltener chronisch oder perakut. Humorale und zelluläre Immunmechanismen limitieren die Parasitämie, die Monate bis Jahre persistieren kann. Eine infektionsgebundene Immunität schützt vor Erkrankungen.

5. Symptome

5.1. Akut

Die durch Babesia canis canis verursachte Krankheit verläuft in Deutschland meist akut. Nach einer Inkubationszeit von etwa 1 bis 3 Wochen treten zunächst unspezifische Allgemeinsymptome wie

Durch die Hämolyse kommt es 1-2 Tage danach zu

Wenn die Behandlung ausbleibt, kann es zum schockartigen Tod führen. Möglich sind auch Blutungen in Haut und Schleimhäuten durch Thrombozytopenie, nicht selten kommt es zu

5.2. Perakut

Die Tiere verenden meist innerhalb von 24 Stunden mit einem hypovolämischen Schock und akutem Lungenversagen. Perakute Krankheitsverläufe mit Tod nach 1-2 Tagen ohne vorhergehende deutliche Symptome kommen sporadisch vor.

5.3. Chronisch

Chronische Symptome sind Apathie, Schwäche, Abmagerung, Fieber (oft nur vorübergehende Erhöhung der Körpertemperatur), Anämie, Leberinsuffizienz und Ikterus (weniger stark ausgeprägt). Die Anämie ist eine deutliche Panzytopenie und normalisiert sich innerhalb von 3 Monaten. Nur die Thrombozytopenie kann länger anhalten.

6. Diagnostik

Im Rahmen der Diagnose hat eine Differenzierung der Isolate v.a. Relevanz für die Therapie.

6.1. Mikroskopische Blutuntersuchung

Die Diagnose einer akuten Babesiose kann mit hoher Sensitivität durch die mikroskopische Untersuchung dünner Blutausstriche (Giemsa-Färbung oder Diff-Quick) auf intrazelluläre Babesien erfolgen. Die Erreger sind dann als häufig paarweise liegende, birnenförmige Gebilde in den Erythrozyten erkennbar.

Peripheres Kapillarblut, das aus der Ohrmuschel oder Schwanzspitze entnommen wurde, enthält meist eine höhere Anzahl von mit B. canis befallenen Zellen. Bei chronischen Infektionen ist die Parasitämie sehr gering ausgeprägt, daher bedarf es hier zur Diagnosestellung oftmals einer gründlichen und langen Untersuchung der Ausstriche.

6.2. Serologie

Spezifische Antikörper sind erst ab etwa zwei Wochen nach Erstinfektion nachweisbar, sodass akute Infektionen noch nicht erfasst werden können. Bei Tieren, die gegen die Babesiose geimpft wurden, sind positive Ergebnisse aufgrund von Impfantikörpern nicht aussagekräftig.

Der IFAT (indirekter Immunifluoreszenztest) stellt als Ergebnis den Antikörpertiter gegen den Erreger dar. In einer frühen Phase der Krankheit, in der noch keine Antikörper gebildet sind, kann er also zu falsch negativen Ergebnissen führen.

6.3. Molekulare Diagnostik

Die PCR ist sensitiver als die mikroskopische Blutuntersuchung, was besonders bei der Diagnose chronischer Infektionen entscheidend sein kann. Im Rahmen einer PCR können jedoch auch falsch-negative Ergebnisse vorkommen. Eine Bestimmung der Babesienspezies mittels PCR kann für Therapie und Prognose von Bedeutung sein.

7. Differentialdiagnosen

8. Therapie

8.1. Allgemeinmaßnahmen

Akute Babesiosen sind als Notfälle zu behandlen. Sofern die Diagnose gestellt ist, sollte unverzüglich eine medikamentöse Therapie eingeleitet werden. Eine diagnostizierte Babesiose erfordert eine unmittelbare Chemotherapie mit einem Babesizid.

Die symptomatische Therapie umfasst die Bekämpfung der Anämie und des Kreislaufversagens. In akuten Fällen mit einem sehr niedrigen Hämatokrit werden parallel Bluttransfusionen gegeben.

Zur Therapierung gibt es das Antiprotozoikum Imidocarb (3 bis 6 mg/kgKG s.c.). In Deutschland ist dieser Wirkstoff nicht für die Anwendung beim Hund zugelassen, darf bei Therapienotstand aber gemäß den arzneimittelrechtlichen Bedingungen importiert werden. Zur Therapie einer durch andere Babesien wie Babesia gibsoni und Babesia annae verursachten Babesiose sowie der felinen Babesiose liegen nur wenige Informationen vor. Infektionen sind in diesen Fällen sehr schwer zu therapieren. Jedoch kann der Einsatz von Chemotherapeutika in der Regel die Schwere der klinischen Symptome auch hier verringern und Todesfälle verhindern.

Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.

9. Prophylaxe

9.1. Zeckenprophylaxe

Vorbeugend sollten Hunde gegen Zecken behandelt werden. Dies kann mit einem entsprechenden Spot-On-Produkt oder Zeckenhalsband gegen Ektoparasiten erfolgen. Außerdem sollten Tiere nach jedem möglichen Kontakt mit Zecken (Spaziergang) gründlich abgesucht und von gefundenen Zecken befreit werden.

9.2. Impfung

Als Impfprophylaxe gibt es eine Vakzine, die vor schweren klinischen Erkrankungen schützen kann, jedoch aufgrund mangelnder Studien nicht sicher vor einer Infektion schützt, zumal die Impfung nicht gegen alle Babesia canis-Stämme gleich wirksam ist. Der Zeitfaktor für die Grundimmunisierung ist unbedingt zu berücksichtigen, da die Wirkung erst 1 bis 2 Wochen nach Boosterung auftritt.

9.3. Chemoprophylaxe

Bei Reise mit dem Hund in ein Endemiegebiet (Mittelmeerländer) kann im Vorfeld eine prophylaktische Behandlung mit einem Antiprotozoikum erfolgen.

Im Hinblick auf die prophylaktische Alternative durch einen Zeckenschutz ist jedoch eine Risikoabwägung vorzunehmen, in der Nutzen und mögliche Nebenwirkungen gegenüberzustellen sind. Für eine Chemoprophylaxe kann Imidocarb-Diproprionat einige Stunden vor Einreise in ein endemisches Gebiet verabreicht werden. Diese für ca. 4 Wochen wirkende Medikation schützt zwar nicht vor einer Infektion mit B. canis, verhindert aber eine schwerwiegende Erkrankung nach einer Infektion.

10. Quellen

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