Imidocarb
Handelsnamen: Imizol®, Carbesia®
Synonyme: Imidocarbdipropionat, Imidocarbum, Imidocarbi dipropionas
Englisch: imidocarbe
Definition
Imidocarb ist ein in der Veterinärmedizin eingesetzter Arzneistoff zur Therapie und Prophylaxe von Babesiosen bei Hunden, Pferden und Rindern. Eine Zulassung für humanmedizinische Behandlungen existiert nicht. Es handelt sich um ein Antiprotozoikum.
Chemie
Die Verbindung besitzt die Summenformel:
- C19H20N6O
Die IUPAC-Bezeichnung des Moleküls ist 1,3-Bis[3-(2-imidazolin-2-yl)phenyl]harnstoff. Der Wirkstoff ist ein aromatischer Kohlenwasserstoff. Bei Zimmertemperatur liegt Imidocarb als Feststoff vor. Erst bei Temperaturen von rund 350 °C beginnt die Zersetzung.
Wirkungsmechanismus
Der genaue Wirkungsmechanismus ist bisher noch nicht zweifelsfrei aufgeklärt worden. Als sicher gilt, dass sich die Wirkstoffmoleküle an die DNA der Krankheitserreger binden. Eine Transkription ist dann nicht mehr möglich, infolgedessen unterbleibt auch eine weitere Synthese von Nukleinsäuren. Man vermutet außerdem eine Hemmung der Polyaminsynthese. Beim Wirt erfolgt eine Hemmung der Cholinesterase, was typische Nebenwirkungen hervorruft.
Pharmakokinetik
Imidocarb wird nur sehr langsam im Organismus metabolisiert. Folglich ist die Zeitspanne zwischen Aufnahme und Ausscheidung im Vergleich mit den meisten anderen Arzneimitteln sehr lang. Die Halbwertszeit beträgt rund 3 Stunden. Etwa 90 % des Wirkstoffes werden renal ausgeschieden, der Rest mit dem Kot.
Indikationen
Imidocarb dient sowohl der prophylaktischen als auch der therapeutischen Anwendung gegen Babesiosen bei o.g. Tieren. Wirksam ist es außerdem bei folgenden Erkrankungen:
Darreichungsform
Vertrieben wird eine Lösung zur subkutanen oder intramuskulären Injektion. Bei Rindern darf Imidocarb ausschließlich subkutan verabreicht werden, bei Hunden und Pferden intramuskulär oder subkutan.
Dosierung
Pferde
- Prophylaxe: 2 ml/100 kg Körpergewicht
- Therapie: 2 ml/100 kg Körpergewicht
Rinder
- Prophylaxe: 2,5 ml/100 kg Körpergewicht
- Therapie: 1 ml/100 kg Körpergewicht
Hunde
- Prophylaxe: 0,5 ml/10 kg Körpergewicht
- Therapie: 0,25 ml/10 kg Körpergewicht
Nebenwirkungen
In vielen Fällen kommt es zu einer vorübergehenden Schwellung an der Einstichstelle, die auch schmerzhaft sein kann. Die weiteren Nebenwirkungen beruhen auf der systemischen Hemmung des Enzyms Cholinesterase und können durch Gabe von Atropin abgemildert werden. Hier sind zu nennen:
Wechselwirkungen
Die gleichzeitige Einnahme von Cholinesterase-Hemmern können die o.g. Symptomatik verstärken. Problematisch sind hier v.a. gegen Ektoparasiten wirksame Phosphorsäureester.
Kontraindikationen
Tiere in der Stillzeit sollten nicht mit Imidocarb behandelt werden, da der Wirkstoff in die Muttermilch gelangen kann.