Cholinesterasehemmer
Synonyme: Cholinesterase-Hemmer, Cholinesterase-Blocker, Cholinesteraseinhibitor
Englisch: cholinesterase inhibitor
Definition
Cholinesterasehemmer sind Substanzen, die Cholinesterasen inhibieren und dadurch u.a. den Abbau von Acetylcholin verhindern. Dadurch wirken sie indirekt parasympathomimetisch.
Einteilung
Je nachdem welche Cholinesterase blockiert wird, unterscheidet man zwischen:
- Acetylcholinesterasehemmer (z.B. Donepezil): hemmen den Abbau von Acetylcholin, sodass der Neurotransmitter vermehrt im synaptischen Spalt vorliegt und an Acetylcholin-Rezeptoren bindet.
- Butyrylcholinesterasehemmer (z.B. Cymserin, Profenamin): hemmen die unspezifischen Butyrylcholinesterasen, die auch als Pseudocholinesterasen bezeichnet werden. Butyrylcholin ist ein synthetisches Molekül, das verwendet wird, um Butyrylcholinesterasen von Acetylcholinesterasen zu differenzieren.
Weiterhin existieren Substanzen, die beide Cholinesterasen hemmen (z.B. Rivastigmin).
Chemie
Chemisch gesehen stellen viele Cholinesterasehemmer Phosphorsäureester (Organophosphate) oder Carbamate dar. Erstere hemmen die Cholinesterase irreversibel, letztere nur reversibel.
Anwendung
Cholinesterasehemmer werden therapeutisch z.B. bei Morbus Alzheimer, zur Antagonisierung neuromuskulärer Blockaden durch nicht-depolarisierende Muskelrelaxantien, beim Anticholinergen Syndrom sowie bei postoperativer Darmatonie und Myasthenia gravis eingesetzt:
Weiterhin werden Cholinesterasehemmer als Insektizide und chemische Waffen verwendet:
Intoxikation
Bei Intoxikation mit Cholinesterasehemmern kann ein cholinerges Syndrom bzw. eine cholinerge Krise entstehen. Symptome sind z.B.:
- Miosis
- exzessive Steigerung der Sekretion (Tränenfluss, Speichelfluss, Bronchorrhö, Bronchospasmus, Schwitzen)
- gesteigerte Darm- und Blasenaktivität (Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö, Bauchkrämpfe, Stuhl- und Harninkontinenz)
- Muskelkrämpfe, Faszikulationen, später schlaffe Lähmung
- Hypotonie oder Hypertonie
- Bradykardie oder Tachykardie
- Bewusstseinsverlust, Krampfanfälle
- Tod durch zentrale Atemlähmung
Zur Antagonisierung kommen Atropin, Pralidoxim (2-PAM) oder Obidoxim zum Einsatz. Bei Krampfanfällen sind lediglich Benzodiazepine antikonvulsiv wirksam.
siehe auch: Organophosphatintoxikation