Aldicarb
Handesname: Temik®, UC 21149
Synonyme: 2-Methyl-2-(methylthio)propionaldehyd-O-(N-methylcarbamoyl)-oxim
Definition
Aldicarb ist ein Pflanzenschutzmittel aus der Wirkstoffgruppe der Carbamate. Die Substanz ist stark giftig und wird ausschließlich zur Bodenbehandlung angewendet. Das Pflanzenschutzmittel wirkt insektizid (Insekten), akarizid (Milben und Zecken) und nematizid (Fadenwürmer).
Chemische Merkmale
Aldicarb weist eine N-Methylcarbamatstruktur auf und hat die Summenformel C7H14N2O2S. Es liegt als weißes, farbloses Pulver vor. Das Pulver ist brennbar und kann bei Verbrennung toxische Schwefel- und Stickstoffverbindungen freisetzen.
Wirkung
Durch die Carbamatstruktur wird die Acetylcholinesterase (AChE) und Butyrylcholinesterase (BuChE) dosisabhängig reversibel gehemmt. Ein dadurch entstehendes Überangebot an Acetylcholin sorgt für eine starke Aktivierung cholinerger und muskarinerger Rezeptoren, sodass neuromuskuläre und parasympathomimetische Effekte auftreten.
Um seine Wirkung zu entfalten, wird Aldicarb als Granulat in den Boden eingearbeitet. Hier nehmen Pflanzen über ihr Wurzelsystem den Stoff auf. Die Pflanze kauende oder an der Pflanze saugende Organismen sterben anschließend aufgrund der Giftwirkung. Bislang (2024) wurden keine relevanten genotoxischen oder kanzerogenen Effekte von Aldicarb beobachtet.
Aldicab ist hochgiftig für Vögel. Auch die Wirkung auf Honigbienen wird als stark beschrieben. Bei Regenwürmern und Wasserorganismen zeigt das Pflanzenschutzmittel ebenfalls eine mäßig insektizide Wirkung.
Zulassung
Aldicarb ist nicht in der EU zugelassen. In der Schweiz hatte das Pflanzenschutzmittel zwischenzeitlich eine Zulassung. Zurzeit (2024) wird das Pflanzenschutzmittel u.a. in den USA vertrieben.
Vergiftung
Exposition
Aldicarb ist bei oraler und pulmonaler Aufnahme sowie bei Hautkontakt stark giftig. Hierbei reicht eine Aufnahme von 7 mg/kgKG. Es hat im Boden eine niedrige Akkumulationsrate, zeigt jedoch in wässrigen Systemen eine höhere Beständigkeit.
Symptome
Vergiftungssymptome treten abhängig von der Dosis und dem Expositionsweg auf. Typische Symptome sind:
- Schwitzen
- Miosis
- Muskelkrämpfe
- übermäßiger Speichelfluss
- Schwindel
- Übelkeit
- Erbrechen
- Konvulsionen
- Bewusstlosigkeit
- Atemnot
Der beigefügte Farbstoff sorgt für eine Blaufärbung des Speichels. Die ersten Vergiftungssymptome können direkt nach der Exposition auftreten und klingen je nach Dosis zwischen 6 und 12 Stunden ab.
Therapie
Wie bei anderen Pflanzenschutzmitteln muss der Patient in einer akuten Notfallsituation unter Beachtung des Eigenschutzes aus der Gefahrenzone gebracht werden. Gegebenenfalls ist eine Rettung nur unter Einsatzes eines Vollschutzanzuges mit Atemschutz möglich. Auch kontaminierte Kleidung muss entfernt werden. Neben der Giftentfernung ist eine Aufrechterhaltung lebenswichtiger Körperfunktionen essentiell. Bei Ingestion empfiehlt sich als Basismaßnahme der Einsatz von medizinischer Kohle, um möglichst viel freies Gift im Gastrointestinaltrakt zu binden. Als Antidot wird Atropin verabreicht. Ein Therapieversuch mit Obidoxim kann versucht werden.
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