Ehrlichiose (Hund)
Synonyme: monozytäre Ehrlichiose, canine Ehrlichiose, tropische canine Panleukopenie, "Zeckenfieber"
Englisch: canine monocytic ehrlichiosis
Definition
Die Ehrlichiose des Hundes ist eine durch das Bakterium Ehrlichia canis hervorgerufene Infektionskrankheit.
Erreger
Der Erreger der caninen Ehrlichiose ist Ehrlichia canis, ein obligat intrazelluläres, gramnegatives und kokkoides Bakterium, das zur Ordnung Rickettsiales (Rickettsien) gehört.
Ehrlichia canis ist ein Zoonoseerreger. Eine Ansteckung vom Hund auf den Menschen ist jedoch nicht beschrieben.
Epidemiologie
Der Erreger ist weltweit verbreitet, kommt jedoch gehäuft in wärmeren Klinazonen (Tropen, Subtropen, Mittelmeerregion) vor. Endemiegebiete befinden sich v.a. in Nordafrika und Südeuropa. Als Reservoir können sowohl Hunde als auch Wildcarnivoren dienen.
Ehrlichia canis wird über die braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus) und über Dermacentor variabilis als Vektor übertragen.
Pathogenese
Der Erreger sammelt sich in den Speicheldrüsen der Zecke und kann über einen Zeitraum von bis zu 5 Monaten im Vektor verbleiben. Die Bakterien werden letztendlich im Rahmen der Blutmahlzeit (Stich) mit dem Speichel übertragen. Nach einer variablen Inkubationszeit (zwischen 8 und 20 Tagen) verbreiten sich die Erreger in den Monozyten in den verschiedenen Organen (z.B. Leber, Milz und Lymphknoten). Während der Inkubationszeit kommt es zu einer massenhaften Vermehrung der Bakterien, sodass sie letztendlich das Morula-Stadium mit der charakteristischen Anhäufung in Monozyten erreichen.
Da die Immunabwehr aufgrund der intrazellulären Lebensweise der Erreger erschwert ist, kommt es zur Bildung großer Mengen von Antikörpern im Wirt. Es bilden sich Immunkomplexe sowie eine Hypergammaglobulinämie. Die Blutviskosität ist erhöht und es entsteht eine Vaskulitis.
Klinik
Die Symptome eine caninen monozytären Ehrlichiose sind sehr variabel: Nach einer Infektion zeigen die Tiere in der 1. Krankheitsphase hauptsächlich Fieber (über 41 °C), Anorexie, Schwäche, Gewichtsverlust, Nasen- und Augenausfluss sowie blasse Schleimhäute. Anschließend folgt eine mehrwöchige klinisch unauffällige Phase. In diesem Stadium kommt es gelegentlich zu Inappetenz und geringem Gewichtsverlust.
Das chronische Stadium hingegen ist von zahlreichen Blutungen, Anämie, starkem Gewichtsverlust, Lymphadenopathie und Ödembildung gekennzeichnet. Außerdem können in der chronischen Phase Polyarthritis und Meningoenzephalitis mit Lahmheiten, Krampfanfällen und Paralysen auftreten.
Da Ehrlichia canis häufig gleichzeitig mit anderen vektorübertragenen Erkrankungen auftritt (z.B. Anaplasma phagocytophilum), kommt es aufgrund von Koinfektionen zu teils fulminanten Krankheitsverläufen.
Diagnose
Bei einer Infektion mit Ehrlichia canis können spezifische Antikörper im Serum mittels serologischer Untersuchung nachgewiesen werden. Antikörper sind hierbei frühestens eine, längstens aber vier Wochen nach Infektion im Blut nachweisbar. Bei negativem Antikörpertest kann bei erhärteter Verdachtsdiagnose ein Erregernachweis mittels PCR durchgeführt werden.
Die intrazellulären Erreger lassen sich oftmals schon mikroskopisch im gefärbten Blutausstrich nachweisen. Der molekularbiologische Nachweis ist jedoch deutlich sensitiver als die mikroskopische Diagnose und daher vorzuziehen.
Bei der Anamnese sollte immer auch nach Reisen in Endemiegebiete gefragt werden.
Differenzialdiagnosen
Als Differenzialdiagnosen müssen folgende vektorübertragene Erreger in Betracht gezogen werden:
- Anaplasma platys
- Anaplasma phagocytophilum (canine Anaplasmose bzw. granulozytäre Ehrlichiose)
- Babesia spp.
- Mycoplasma canis
- Borrelia burgdorferi
- Hepatozoon canis
- Leishmania infantum
Therapie
Die Therapie erfolgt mit Doxycyclin (5 mg/kgKG SID p.o. über 7 Tage bei akuten Fällen, 10 mg/kgKG SID p.o. bei chronischen Fällen) oder Oxytetracyclin (20 mg/kgKG TID p.o.).
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Prophylaxe
Vorbeugend sollten Hunde laufend mit entsprechenden Akariziden gegen Zecken behandelt werden. Außerdem müssen Hunde nach jedem möglichen Kontakt mit Zecken (Spaziergang) gründlich nach Zecken abgesucht und diese ggf. entfernt werden. Die prophylaktischen Maßnahmen sind insbesondere bei Reisen mit Hunden in Endemiegebiete von Bedeutung.
Quellen
- Prof. Dr. Anja Joachim. 2019. So diagnostizieren Sie canine Ehrlichiose (Ehrlichia canis) (abgerufen am 21.09.2020)
- Snowden J, Simonsen KA. 2020. Ehrlichiosis. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing.
- Mayr A (Hrsg.). 2007. Medizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre. 8., überarbeite Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN 978-3-8304-1060-7
- CliniPharm CliniTox. Doxycyclin (abgerufen am 21.09.2020)
- CliniPharm CliniTox. Oxytetracyclin (abgerufen am 21.09.2020)