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Adenovirusinfektion

1. Definition

Adenovirusinfektionen enstehen durch Infektion mit verschiedenen Typen des Adenovirus. Sie verursachen etwa 5 - 8 % der akuten respiratorischen Erkrankungen im Kindesalter sowie gastrointestinale und ophthalmologische Symptome.

2. Erreger

Humanpathogene Adenoviren werden der Gattung Mastadenovirus (Familie Adenoviridae) zugeordnet und als humanes Mastadenovirus A bis G bezeichnet. Sie sind artspezifisch, kommen also nur bei Menschen vor. Adenoviren sind hüllenlose DNA-Viren und gegen äußere Einflüsse, insbesondere Kälte, resistent. Mittlerweile (2021) sind auf Basis ihrer Neutralisations- und Hämagglutinationseigenschaften 54 verschiedene Serotypen bekannt, die in Spezies von A-G unterteilt werden. Weitere Typen wurden später durch Genomanalysen identifiziert.[1]

2.1. Spezies

Spezies Serotypen Erkrankungen
A 12, 18, 31, 61 Magen-Darm-Infektionen, bei Immunsuppression auch Dissemination, Diarrhoe
B 3, 7, 11, 14, 16, 21, 34, 35, 55, 66, 68, 76-79 Atemwegsinfekte, Cystitis (11, 21), akute hämorrhagische Cystitis nach Nierentransplantation (7,34,35)
C 1, 2, 5, 6, 57, 89 Atemwegsinfekte - insbesondere der oberen Atemwege (auch Tonsillitis), Magen-Darm-Infektionen; selten: Hepatitis, Harnwegsinfektionen, bei Immunsuppression auch Dissemination
D 8-10, 13, 15, 17, 19, 29, 22–30, 32, 33, 36-39, 42-49, 51, 53, 54, 56, 58-60, 62-64, 65, 67, 69-75, 80-88, 90 Konjunktivitis, insbesondere Keratokonjunktivitis epidemica durch 8, 37, 53, 54 und 64 (früher Typ 19a), Magen-Darm-Infektionen (oft asymptomatisch), asymptomatische renale Träger
E 4 Atemwegsinfekte, pharyngokonjunktivales Fieber
F 40, 41 Magen-Darm-Infektionen
G 52 Magen-Darm-Infektionen

3. Epidemiologie

Die Übertragung der Adenoviren erfolgt über Tröpfcheninfektion, Schmierinfektion sowie fäkal-oral. Da sich die Adenoviren nur schwer durch Desinfektionsmittel inaktivieren lassen, besteht immer die Gefahr einer nosokomialen Infektion. Die Inkubationszeit beträgt fünf bis acht Tage.

4. Symptomatik

4.1. Akute respiratorische Erkrankungen

4.2. Keratokonjunktivitis epidemica

Bei der Keratokonjunktivitis epidemica handelt es sich um eine nosokomiale Infektion des Auges. Die typischen Symptome sind:

Die Konjunktiva weist charakteristische große ovale Follikel und Pseudomembranen auf. Eine präaurikuläre Lymphadenopathie besteht meist begleitend. Bei Kindern sind Hornhautkomplikationen wesentlich seltener als bei Erwachsenen. Die Kontagiosität ist extrem hoch. Der direkte Erregernachweis aus dem Konjunktivalabstrich unterliegt nach §7 IfSG der Meldepflicht.

Abzugrenzen von der Keratokonjunktivitis epidemica ist die akute follikuläre Konjunktivitis, auch Schwimmbadkonjunktivitis genannt, die ebenfalls von Adenoviren verursacht werden kann.

4.3. Gastrointestinale Infektionen

Gastrointestinale Infektionen durch Adenoviren führen zu einer Diarrhoe. Eine Assoziation mit einer Invagination und einer Appendizitis ist möglich.

4.4. Urogenitale Infektionen

Infektionen im urogenitalen Bereich provozieren oft eine Zystitis, die auch hämorrhagisch sein kann. Ferner können sich auch genitale Ulzera bilden, die dann auch sexuell übertragbar sind.

5. Persistenz

Adenoviren können in den Tonsillen und im Urogenitaltrakt persistieren und bei Immundefizienz zu endogenen Reaktivierungen führen. Die Hälfte dieser Infektionen verläuft inapparent.

6. Labormedizin

Im Gegensatz zu viralen Infektionen durch andere Viren besteht bei Adenovirusinfektionen häufig eine Leukozytose und eine (meist milde) Erhöhung des CRP.

6.1. Adenovirus-Antikörper

Serologisch lassen sich per ELISA spezifische Antikörper nachweisen und so ein indirekter Erregernachweis erbringen. Da Erwachsene im Laufe des Lebens oft kreuzreaktive Antikörper entwickeln, ist die serologische Diagnostik nur bei Kindern aussagekräftig.

6.1.1. Material

Für die Untersuchung wird 1 ml Serum benötigt.

6.1.2. Referenzbereiche

  • IgG-ELISA: Kinder < 7 U/l; Erwachsene < 14 U/l
  • IgM-ELISA: Kinder < 7 U/l; Erwachsene < 14 U/l
  • KBR: 1:< 20

6.1.3. Interpretation

  • nur IgM im ansteigenden Titer nachweisbar: sehr frische Infektion (Kontrolle empfohlen!)
  • IgM- und IgG-Titer nachweisbar: frische/kürzliche Infektion
  • nur IgG-Titer nachweisbar: alte Infektion
  • hoher IgG-Titer: erneuter Antigenkontakt (Boosterung) oder Reaktivierung

6.2. Direkter Erregernachweis

  • Antigennachweis durch ELISA-Technik: v.a. Stuhlnachweise
  • DNA mittels PCR: aus Sputum, Konjunktival- und Nasopharynxabstrichen
    • trockener Tupfer ohne Nährmedien im sterilen Röhrchen erforderlich
  • direkter Immunfluoreszenztest (IFT): aus Sputum oder Nasopharyngealabstrichen
    • normaler Abstrichtupfer notwendig.

Im Falle enteritischer Erkrankungen empfiehlt sich eine Stuhluntersuchung auf mehrere enteropathogene Erreger, da man symptomatisch selten auf die Ursache schließen kann. Hier können die Viren ggf. elektronenmikroskopisch nachgewiesen werden.

6.2.1. Material

Die Isolation des Virus erfolgt aus:

6.2.2. Referenzbereich

Die Ergebnisse sollten negativ ausfallen.

7. Bildgebung

Bei einer Pneumonie durch Adenoviren finden sich im Röntgen-Thorax meist bilaterale, nicht segmental lokalisierte, alveoläre Verschattungen. Teilweise finden sich überblähte oder atelektatische Areale. Hiläre Lymphknotenschwellungen und Pleuraergüsse sind häufig.

8. Therapie

Eine kausale Therapie ist zur Zeit (2021) nicht möglich. Impfstoffe sind ebenfalls nicht kommerziell verfügbar. Adenoviren werden jedoch als Vektoren im Rahmen von Impfungen gegen andere Viren eingesetzt (z.B. bei SARS-CoV-2).

9. Quelle

  • Laborlexikon.de, abgerufen am 18.1.2021
  1. [1] Epidemiologisches Bulletin, RKI, 29. Mai 2019 / Nr. 2

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