Sotatercept
Handelsname: Winrevair®
Synonyme: ACE-011, MK-7962
Englisch: sotatercept-csrk
Definition
Sotatercept ist ein Arzneistoff, der zur Behandlung der pulmonalen arteriellen Hypertonie (PAH) eingesetzt wird.
Chemie
Sotatercept ist ein homodimeres rekombinantes Fusionsprotein, das aus der extrazellulären Domäne des humanen Aktivinrezeptors Typ IIA (ActRIIA) besteht, die mit einer humanen IgG1-Fc-Domäne verbunden ist. Sotatercept wird mittels rekombinanter DNA-Technologie in CHO-Zellen hergestellt.
Die Summenformel ist 3448H5264N920O1058S42. Die molare Masse beträgt 77.879,94 g/mol (ca. 78 kDa). Die CAS-Nummer lautet 1001080-50-7. Die Substanz liegt als gefriergetrocknetes Pulver vor.[1][2]
Wirkmechanismus
Sotatercept ist ein Inhibitor des Aktivin-Signalwegs. Es bindet als "Ligandenfalle" hochselektiv Aktivin A und andere Liganden des ActRIIA, der Entzündungsprozesse, Zellproliferation, Apoptose und Gewebehomöostase reguliert. Bei der PAH wirkt dieser Antagonismus antiproliferativ im Bereich des pulmonalarteriellen Endothels und der glatten Muskelzellen der Gefäßwände, sodass der pulmonale Gefäßwiderstand gesenkt wird.[1][2][3]
Pharmakokinetik
Die Bioverfügbarkeit beträgt nach subkutaner Applikation 66 %. Wird Sotatercept alle vier Wochen verabreicht, erreicht der Plasmaspiegel 7 Tage nach der Applikation sein Maximum. Das zentrale Verteilungsvolumen beträgt 3,6 Liter (ca. 0,05 l/kgKG), das periphere 1,7 Liter (ca. 0,02 l/kgKG). Sotatercept wird durch Proteolyse metabolisiert. Die Eliminationshalbwertszeit beträgt rund 21 Tage.[2]
Indikation
Sotatercept ist in Kombination mit anderen Therapien indiziert zu Behandlung der pulmonalen arteriellen Hypertonie bei Patienten mit der WHO-Funktionsklasse (FK) II bis III.[2][4]
Darreichungsform
Sotatercept steht als Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung zur subkutanen Applikation zur Verfügung.
Dosierung
Die Initialdosis beträgt 0,3 mg/kgKG; die Erhaltungsdosis beträgt 0,7 mg/kgKG im Abstand von drei Wochen.
Vor Beginn der Behandlung sind die Hämoglobinkonzentration und Thrombozytenzahl zu bestimmen und danach laufend zu kontrollieren. Ggf. kann eine Dosisanpassung erforderlich sein.[1]
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
Die häufigsten unerwünschten Wirkungen von Sotatercept sind:[1]
Unter der Behandlung mit Sotatercept steigt der Hämoglobinspiegel als Folge einer Erythrozytose an. Dadurch besteht ein erhöhtes Risiko für thromboembolische Ereignisse oder ein Hyperviskositätssyndrom.
Eine Thrombozytopenie kann das Blutungsrisiko erhöhen. Es kann zu schweren gastrointestinalen oder intrakraniellen Blutungen kommen.
Wechselwirkungen
Die gleichzeitige Anwendung von Prostazyklin kann schwere Thrombozytopenien (< 50.000/mm3) mit erhöhter Blutungsneigung verursachen. Die Blutungsneigung wird auch durch die gleichzeitige Behandlung mit oralen Antikoagulanzien und Thrombozytenaggregationshemmern verstärkt.[1]
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegen Sotatercept oder einen der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels.
- Thrombozytenzahl dauerhaft < 50.000/mm3
Schwangerschaft und Stillzeit
Im Tierexperiment wurden reproduktionstoxische Wirkungen festgestellt. Sotatercept schädigt die Organogenese, führt zum intrauterinen Fruchttod und zu postnatalen Fehlbildungen. Zum Übertritt in die Muttermilch liegen bisher (2024) keine Daten vor.
Frauen im gebärfähigen Alter wird ein Schwangerschaftstest vor Beginn der Behandlung empfohlen. Während der Behandlung und für mindestens 4 Monate nach der letzten Dosis soll eine wirksame Kontrazeption erfolgen. Das Stillen wird während der Behandlung mit Sotatercept und für 4 Monate nach der letzten Dosis nicht empfohlen.[2]
Toxizität
Es liegen aktuell (2024) keine ausreichenden Erfahrungen zur Symptomatik einer Überdosierung oder Vergiftung mit Sotatercept vor. Es ist davon auszugehen, dass es zu thromboemolischen Ereignissen und zu Blutungen kommen kann. Während der Phase-I-Studie kam es in einem Einzelfall nach Verabreichung von 1 mg/kgKG zum Anstieg der Hämoglobinkonzentration und einer Hypertonie. Nach einem Aderlass besserte sich die Symptomatik.[2]
Eine primäre Giftentfernung ist nicht möglich. Die Behandlung einer Überdosierung erfolgt unter ständiger Kontrolle des Blutbildes und des Gerinnungsstatus in jedem Fall symptomatisch. Ein spezifisches Antidot steht bisher (2024) nicht zur Verfügung. Sotatercept ist nicht dialysierbar und könnte nur durch Plasmapherese oder Austauschtransfusion entfernt werden.
ATC-Code
- C02KX06 - Antihypertensiva zur Behandlung der pulmonalen arteriellen Hypertonie
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 Full Prescribing Information Winrevair, FDA, aufgerufen am 27.09.2024
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels Winrevair, EMA, abgerufen am 27.09.2024
- ↑ Humbert M et al. Sotatercept for the Treatment of Pulmonary Arterial Hypertension. N Engl J Med. 2021
- ↑ Hoeper MM et al. Phase 3 Trial of Sotatercept for Treatment of Pulmonary Arterial Hypertension. N Engl J Med. 2023
- ↑ Kang C. Sotatercept: First Approval. Drugs. 2024
- ↑ Winrevair. EMA, abgerufen am 27.09.2024
Weblinks
- Drugbank - Sotatercept, abgerufen am 27.09.2024
- Pharmazeutische Zeitung Arzneistoffe - Sotatercept, abgerufen am 15.10.2024
- Gelbe Liste Wirkstoffe - Sotatercept, abgerufen am 27.09.2024
- Pubchem | 347911284
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