Sepiapterin
Handelsname: Sephience®
Synonym: CNSA-001
Englisch: sepiapterin
Definition
Sepiapterin ist ein Arzneistoff, der die Enzymaktivität der Phenylalaninhydroxylase (PAH) steigert. Er wird zur Therapie der Hyperphenylalaninämie (HPA) bei erwachsenen und pädiatrischen Patienten mit Phenylketonurie (PKU) eingesetzt.
Chemie
Sepiapterin ist ein synthetisch hergestelltes Biopterin-Derivat. Die Summenformel ist C9H11N5O3. Der IUPAC-Name ist
- 2-Amino-6-[(2S)-2-hydroxypropanoyl]-7,8-dihydro-3H-pteridin-4-on
Die molare Masse beträgt 237,2 g/mol, der Oktanol-Wasser-Koeffizient (logP) -1,1. Die CAS-Nummer lautet 17094-01-8. Sepiapterin liegt bei Raumtemperatur als gelbes bis orangefarbenes Pulver vor, das in Wasser schwer löslich ist.
Wirkmechanismus
Sepiapterin ist ein natürlicher Vorläufer (Präkursor) des Kofaktors Tetrahydrobiopterin (THB, BH4). THB steigert die enzymatische Aktivität der Phenylalaninhydroxylase (PAH), sodass bei Patienten mit Hyperphenylalaninämie (HPA) infolge eines THB-Mangels oder einer verminderten PAH-Aktivität die Phenylalaninkonzentration im Blut gesenkt werden kann. Darüber hinaus wirkt Sepiapterin als pharmakologisches Chaperon, indem es die Konformation und Stabilität der mutierten PAH verbessert und so deren Restaktivität erhöht.
Auf diese Weise trägt es zum Schutz des Zentralnervensystems vor den neurotoxischen Effekten von Phenylalanin und dessen Metaboliten bei. Zusätzlich werden auch andere THB-abhängige enzymatische Reaktionen durch die Gabe von Sapropterin stimuliert.[1][2]
Pharmakokinetik
Sepiapterin wird nach oraler Aufnahme rasch resorbiert. Maximale Plasmaspiegel werden nach 1 bis 3 Stunden erreicht. Die Plasmaproteinbindung beträgt 15,4 %. Das Verteilungsvolumen (Vd) konnte aufgrund der raschen Umwandlung in THB nicht bestimmt werden; das Vd von THB ist abhängig vom Körpergewicht und beträgt bei Erwachsenen im Mittel 3.870 Liter (ca. 55 l/kgKG).[3] Sepiapterin wird durch die SR/Carbonylreduktase (CR) und die Dihydrofolatreduktase (DHFR) zu THB biotransformiert. Die weitere Metabolisierung führt zu einer Vielzahl von unwirksamen Abbauprodukten, die mit dem Urin (6,7 %) und den Fäzes (26,2 %) ausgeschieden werden. Die Eliminationshalbwertszeit beträgt 5 Stunden.[1][2]
Indikationen
Darreichungsform
Sepiapterin steht in Form von Pulver zur oralen Anwendung zur Verfügung.
Dosierung
Sepiapterin wird einmal täglich in Abhängigkeit vom Alter und vom Körpergewicht verabreicht. Die empfohlene Tagesmaximaldosis beträgt 60 mg/kgKG.[2]
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
Die häufigsten unerwünschten Wirkungen von Sepiapterin sind:[2]
- Diarrhö
- Kopfschmerzen
- Bauchschmerzen
- Hypophenylalaninämie
- Verfärbung der Fäzes
- oropharyngeale Schmerzen
Wechselwirkungen
Um die Wirksamkeit von Sapropterin zu gewährleisten, muss durch die Patienten eine phenylalaninrestriktive Diät einhalten werden.
Die gleichzeitige Verabreichung von Sepiapterin mit DHFR-Inhibitoren (z.B. Trimethoprim, Methotrexat, Pemetrexed, Pralatrexat, Trimetrexat) kann eine häufigere Überwachung der Phenylalaninspiegel im Blut erforderlich machen.
Sepiapterin kann als Cofaktor der NO-Synthase die Wirkung anderer Vasodilatatoren (z.B. Glyceroltrinitrat, Isosorbiddinitrat, Natrium-Nitroprussid, Molsidomin, PDE5-Inhibitoren, Minoxidil) verstärken.
Da Sepiapterin durch Aktivierung der Tyrosinhydroxylase die endogene Bildung von Levodopa stimuliert, kann es bei gleichzeitiger therapeutischer Applikation von Levodopa zur Überdosierung mit Auslösung von Krampfanfällen kommen.[1][2]
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegen Sepiapterin oder einen der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels.
Schwangerschaft und Stillzeit
Die Phenylalaninkonzentration im Blut muss vor und während der Schwangerschaft streng kontrolliert werden. Die Anwendung von Sepiapterin sollte nur in Erwägung gezogen werden, wenn der Phenylalaninblutspiegel durch eine strenge diätetische Behandlung nicht adäquat absenkt werden kann.
Es ist nicht bekannt, ob Sepiapterin in die Muttermilch übertritt. Eine Anwendung während der Stillzeit soll nicht erfolgen.[2]
Toxizität
Es liegen aktuell (2025) keine Erfahrungen zur Symptomatik einer Überdosierung oder Vergiftung mit Sepiapterin vor. Es ist davon auszugehen, dass es durch einen Mangel an Phenylalanin zu kognitiven (infolge Dopaminmangel), neuropathischen (Parästhesie) und dermatologischen (Exantheme) Symptomen kommen kann. Eine primäre Giftentfernung durch Verabreichung von Aktivkohle kann innerhalb einer Stunde nach der Ingestion erfolgen. Die weitere Behandlung erfolgt in jedem Fall symptomatisch. Ein spezifisches Antidot steht bisher (2025) nicht zur Verfügung. Aufgrund seiner pharmakokinetischen Eigenschaften (großes Verteilungsvolumen) ist eine sekundäre Giftentfernung durch Hämodialyse nicht effektiv.
13. Labormedizin
Unter der Therapie mit Sepiapterin ist eine regelmäßige Kontrolle der Konzentration von Phenylalanin und Tyrosin im Blut erforderlich.
ATC-Code
- A16AX28 - Andere Mittel für das Alimentäre System und den Stoffwechsel
Zulassung
Sepiapterin wurde 2025 durch die FDA[1] und die EMA[4] als Orphan Drug zugelassen.
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 Full Prescribing Information Sephience, FDA, abgerufen am 15.08.2025
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels Sephience, EMA, abgerufen am 15.08.2025
- ↑ Muntau AC et al. Efficacy, safety and population pharmacokinetics of sapropterin in PKU patients <4 years: results from the SPARK open-label, multicentre, randomized phase IIIb trial. Orphanet J Rare Dis. 2017
- ↑ Sephience. EMA, abgerufen am 15.08.2025
Weblinks
- Drugbank - Sepiapterin, abgerufen am 15.08.2025
- Pharmazeutische Zeitung Arzneistoffe - Sepiapterin, abgerufen am 15.08.2025
- Gelbe Liste Wirkstoffe - Sepiapterin, abgerufen am 15.08.2025
- PubChem 135398579
- MeSH M0066927