Sapropterin
Handelsname: Kuvan®
Synonyme: Sapropterinum, 5,6,7,8-Tetrahydrobiopterin, THB, 6R-BH4
Englisch: sapropterin
Definition
Sapropterin ist ein Arzneistoff, der dem physiologischen Cofaktor Tetrahydrobiopterin (THB) entspricht. Er steigert die Enzymaktivität der Phenylalaninhydroxylase (PAH) und wird zur Therapie der Phenylketonurie (PKU) eingesetzt.
Chemie
Sapropterin ist ein synthetisch hergestelltes Biopterin-Derivat. Die Summenformel ist C9H15N5O3. Der chemische Name lautet
- (6R)-2-Amino-6-[(1R,2S)-1,2-dihydroxypropyl]-5,6,7,8-tetrahydro-3H-pteridin-4-on (IUPAC)
Die molare Masse beträgt 241,3 g/mol, der Oktanol-Wasser-Koeffizient (logP) -1,8. Die CAS-Nummer lautet 62989-33-7. Arzneilich wird Sapropterindihydrochlorid eingesetzt, das bei Raumtemperatur als weißes, kristallines Pulver vorliegt, das in Wasser löslich ist.
Wirkmechanismus
Sapropterin steigert die enzymatische Aktivität der Phenylalaninhydroxylase, sodass es bei einer Hyperphenylalaninämie (HPA) aufgrund eines THB-Mangels oder einer gestörten Aktivität der Phenylalaninhydroxylase zu einer Absenkung der Phenylalaninkonzentration im Blut kommt. Dadurch wird das Zentralnervensystem vor den neurotoxischen Wirkungen von Phenylalanin-Metaboliten geschützt. Auch die anderen THB-abhängigen enzymatischen Reaktionen werden durch Sapropterin aktiviert.[1]
Pharmakokinetik
Sapropterin wird nach oraler Aufnahme rasch resorbiert. Maximale Plasmaspiegel werden nach 3 bis 4 Stunden erreicht. Angaben zur Plasmaproteinbindung sind nicht verfügbar. Das Verteilungsvolumen von ist abhängig vom Körpergewicht und beträgt bei Erwachsenen im Mittel 3.870 Liter (ca. 55 l/kgKG). Die Biotransformation in der Leber erfolgt zu Biopterin und Dihydrobiopterin; letzteres kann wieder zu Tetrahydrobiopterin reduziert werden. Die Elimination der Metabolite erfolgt hauptsächlich mit den Fäzes, die Halbwertszeit beträgt 1 Stunde.[1][2]
Indikationen
Sapropterin ist indiziert zur Behandlung bei Erwachsenen und pädiatrischen Patienten jeden Alters[1]
- bei Phenylketonurie (PKU) zur Behandlung der Hyperphenylalaninämie
- bei Hyperphenylalaninämie (HPA) aufgrund eines Tetrahydrobiopterinmangels anderer Genese
Darreichungsform
Dosierung
Sapropterin wird körpergewichtsbezogen dosiert:[1]
- PKU: 10 mg/kgKG einmal täglich; Dosisanpassung (5 bis 20 mg/kgKG pro Tag) in Abhängigkeit der Phenylalaninkonzentration im Blut
- HPA: initial 2 bis 5 mg/kgKG; Dosisanpassung bis 20 mg/kgKG pro Tag
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
Die häufigsten unerwünschten Wirkungen von Sapropterin sind:[1]
Wechselwirkungen
Um die Wirksamkeit von Sapropterin zu gewährleisten, muss durch die Patienten eine phenylalaninrestriktive Diät einhalten werden.
Es ist anzunehmen, dass die gleichzeitige Anwendung von Antimetaboliten der Dihydrofolatreduktase (z.B. Methotrexat, Trimethoprim) die Wirksamkeit von Sapropterin beeinträchtigt. Klinische Daten liegen dazu bislang (2024) nicht vor.
Sapropterin kann als Cofaktor der NO-Synthase die Wirkung anderer Vasodilatatoren (z.B. Glyceroltrinitrat, Isosorbiddinitrat, Natrium-Nitroprussid, Molsidomin, PDE5-Inhibitoren, Minoxidil) verstärken.
Da Sapropterin durch Aktivierung der Tyrosinhydroxylase die endogene Bildung von Levodopa stimuliert, kann es bei gleichzeitiger therapeutischer Applikation von Levodopa zur Überdosierung mit Auslösung von Krampfanfällen kommen.[1]
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegen Sapropterin oder einen der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels.
Schwangerschaft und Stillzeit
Die Phenylalaninkonzentration im Blut muss vor und während der Schwangerschaft streng kontrolliert werden. Die Anwendung von Sapropterin sollte nur in Erwägung gezogen werden, wenn der Phenylalaninblutspiegel durch eine strenge diätetische Behandlung nicht adäquat absenkt werden kann.
Es ist nicht bekannt, ob Sapropterin in die Muttermilch übertritt. Eine Anwendung während der Stillzeit soll nicht erfolgen.[1]
Toxizität
Nach Verabreichung von mehr als 20 mg/kgKG pro Tag kam es zu stärker ausgeprägten Nebenwirkungen. Nach der Einnahme einer Einzeldosis von 100 mg/kgKG wurde eine Verkürzung des QT-Intervalls beobachtet.[1] Eine primäre Giftentfernung durch Verabreichung von Aktivkohle kann innerhalb einer Stunde nach der Ingestion erfolgen. Die weitere Behandlung erfolgt in jedem Fall symptomatisch. Ein spezifisches Antidot steht bisher (2024) nicht zur Verfügung. Aufgrund seiner pharmakokinetischen Eigenschaften (großes Verteilungsvolumen) ist eine sekundäre Giftentfernung durch Hämodialyse nicht effektiv.
Labormedizin
Unter der Therapie mit Sapropterin ist eine regelmäßige Kontrolle der Konzentration von Phenylalanin und Tyrosin im Blut erforderlich.
Zulassung
Sapropterin wurde 2004 als Orphan Drug von der EMA zugelassen.[3]
ATC-Code
- A16AX07 - Andere Mittel für das alimentäre System und den Stoffwechsel
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels Kuvan, EMA, abgerufen am 08.11.2024
- ↑ Muntau AC et al. Efficacy, safety and population pharmacokinetics of sapropterin in PKU patients <4 years: results from the SPARK open-label, multicentre, randomized phase IIIb trial. Orphanet J Rare Dis. 2017
- ↑ Kuvan, EMA, abgerufen am 08.11.20224
Weblinks
- Drugbank - Sapropterin, abgerufen am 08.11.2024
- Pharmazeutische Zeitung Arzneistoffe - Sapropterin, abgerufen am 08.11.2024
- Gelbe Liste Wirkstoffe - Sapropterin, abgerufen am 08.11.2024
- PharmaWiki - Sapropterin, abgerufen am 08.11.2024
- PubChem 135398654
- MeSH 67003402
um diese Funktion zu nutzen.