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Gitelman-Syndrom

benannt nach Hillel J. Gitelman (1932-2015), US-amerikanischer Nephrologe
Englisch: gitelman syndrome

1. Definition

Beim Gitelman-Syndrom handelt es sich um eine sehr seltene autosomal-rezessiv vererbte Erkrankung, die durch eine Störung des Thiazid-sensitiven Cotransporters (TSC) in der Niere verursacht wird. Es handelt sich um ein Salzverlust-Syndrom.

2. Epidemiologie

Das Gitelman-Syndrom weist eine geschätzte Prävalenz von 1/40.000 auf. Heterozygote Allelträger machen ca. 1 % der Bevölkerung aus. Es besteht keine Geschlechtspräferenz. Die ersten Symptome können in jedem Lebensalter auftreten, meist jedoch frühestens in der ersten Lebensdekade. Fälle bei Neugeborenen sind jedoch beschrieben.

3. Ätiopathogenese

Die Ursache des Gitelman-Syndroms sind verschiedene Mutationen im SLC12A3-Gen (Genlokus 16q13), das für den Thiazid-sensitiven Cotransporter kodiert. Die meisten der über 180 bekannten Mutationen führen zu einem Funktionsverlust des Transporters. Das Transmembranprotein wird im distalen Nierentubulus exprimiert und vermittelt die Resorption von Natrium- und Chlorid-Ionen. Weiterhin hat es indirekte Effekte auf die Calcium- und Magnesiumresorption. Daher findet man beim Gitelman-Syndrom eine Hypokalzurie und eine Hypomagnesiämie, wobei die genauen Mechanismen weitgehend unklar sind. Ein weiterer Effekt des inaktivierten Transporters ist die Aktivierung des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems (RAAS), was zu einer Hypokaliämie führt. Insgesamt gleichen die Elektrolytveränderungen denen von Personen, die Thiaziddiuretika einnehmen.

Selten geht das Gitelman-Syndrom auf Mutationen im CLCNKB-Gen zurück. Das Gen kodiert für einen basolateralen Chloridkanal im dicken aufsteigenden Teil der Henle-Schleife und kann auch bei einer Form des Bartter-Syndroms mutiert sein.

Der Pseudohypoaldosteronismus Typ II stellt funktionell das Spiegelbild des Gitelman-Syndroms dar.

4. Klinik

Das Spektrum an möglichen Symptomen ist sehr breit und reicht von asymptomatischen Fällen bis hin zu schweren Verläufen. Zu den häufigen Symptomen zählen:

In schweren Fällen können Krampfanfälle, Tetanie, Lähmungen und Rhabdomyolyse auftreten. Herzrhythmusstörungen und QT-Verlängerung sind z.T. nachweisbar. In seltenen Fällen zeigt sich außerdem eine Wachstumsretardierung

5. Diagnose

Beim Gitelman-Syndrom fallen folgende Laborveränderungen im Blut auf:

Im Urin zeigt sich eine erhöhte fraktionelle Ausscheidung von Kalium, hohe Natrium- und Chloridwerte sowie eine Hypokalzurie. Der fraktionelle Ausscheidung von Calcium (Urin-Calcium/Kreatinin in mol/mol) liegt bei < 0,15. Letztlich gibt eine molekulargenetische Untersuchung eindeutig Aufschluss über die zugrundeliegende Mutationen.

6. Differenzialdiagnosen

7. Therapie

Derzeit (2020) existiert keine kausale Therapie. Daher wird das Gitelman-Syndrom symptomatisch behandelt:

  • salzreiche Diät, ggf. Kalium- und Magnesium-Supplementierung
  • ggf. Aldosteronantagonisten oder Amilorid bei persistierender Hypokaliämie
  • Indometacin: zur Behandlung von Wachstumsstörung bei Patienten mit frühem Krankheitsbeginn. Das NSAR erhöht den Serumkaliumspiegel und senkt die Reninkonzentration.

Weiterhin müssen Medikamente, die das QT-Intervall verlängern, vermieden werden.

8. Prognose

Das Gitelman-Syndrom führt zu einer reduzierten Lebensqualität. Bei nicht zu schwerer Symptomatik und strikter Einhaltung der Therapie ist die Prognose günstig. Heilbar ist die Erkrankung nicht.

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