Geflügelcholera
Synonym: (aviäre) Pasteurellose
Englisch: fowl cholera, avian pasteurellosis, avian cholera, avian hemorrhagic septicemia
Definition
Bei der Geflügelcholera bzw. aviären Pasteurellose handelt es sich um eine durch Pasteurella multocida hervorgerufene Infektionskrankheit des Geflügels. Besonders empfänglich für eine Infektion sind Puten und Wassergeflügel.
Die Krankheit ist auch auf den Menschen übertragbar, es handelt sich daher um eine Zoonose.
Ätiologie
Der Erreger der Geflügelcholera ist Pasteurella multocida, ein gramnegatives, unbewegliches und 0,2 bis 0,4 x 0,6 bis 2,5 µm großes Stäbchenbakterium aus der Familie der Pasteurellaceae. Es können fünf Kapseltypen (A bis F) und 16 Serotypen unterschieden werden. Hierbei dominieren vor allem die Serovare A1, 3 und 4, wobei sich die Serovare vorrangig hinsichtlich ihrer Virulenz unterscheiden.
Epidemiologie
Die Erkrankung tritt saisonal gehäuft in den Herbst- und Wintermonaten auf. Hoch-virulente Bakterienstämme führen aufgrund einer systemischen Verbrauchskoagulopathie zu perakuten Todesfällen. Die Morbidität liegt zwischen 50 und 90 %, die Mortalität kann bis zu 80 % betragen.
Wildvögel und Kleinnager dienen als Erregerreservoir. Der Erreger wird oft über Kleinnager in Bestände eingebracht.
Pathogenese
Die Ansteckung erfolgt horizontal durch direkten Kontakt von Tier zu Tier sowie aerogen über an Schwebstoffen haftende Bakterien. Indirekte Infektionen über lebende und tote Vektoren sind ebenso möglich. Es liegen keine Hinweise auf eine vertikale Infektion vor.
Die Bakterien dringen über die Schleimhäute des oberen Respirationstrakts in den Organismus ein. Der weitere Krankheitsverlauf wird maßgeblich von der Virulenz des Erregers, der Krankheitsanfälligkeit und der antibakteriellen Reaktionsfähigkeit des Wirts geprägt. Nach der Infektion entwickelt sich bei hoch virulenten Stämmen binnen kürzester Zeit eine Septikämie, die mit einer systemischen Koagulopathie einhergeht. Durch die freigewordenen Endotoxine wird der Krankheitsverlauf verkompliziert.
Klinik
Die Krankheit kann perakut, akut oder chronisch verlaufen.
Verlaufsform | Symptome |
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perakut: |
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akut: |
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chronisch: |
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Pathohistologie
Verlaufsform | Symptome |
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perakut: |
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akut: |
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chronisch: |
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Differenzialdiagnosen
Bei perakuten bis akuten Krankheitsverläufen muss primär an eine Geflügelpest und Newcastle-Disease gedacht werden. Bei septikämischen Verläufen ist eine Ornithobakteriose, Yersiniose, Rotlauf, Salmonellose, Streptokokkose und Staphylokokkose auszuschließen.
Diagnose
Anhand der Klinik und den pathohistologischen Veränderungen kann eine Verdachtsdiagnose ausgesprochen werden. Die Diagnose wird letztendlich mittels Erregernachweis aus Tupfer- und Organproben gesichert werden. Die Anzüchtung gelingt auf konventionellem Blutagar.
Therapie
Die Behandlung bereits erkrankter Tiere ist meist erfolglos. Bei der Therapie steht die vorbeugende Behandlung noch nicht erkrankter Tiere in betroffenen Beständen im Vordergrund (Metaphylaxe). Hierzu werden Antibiotika (nach Antibiogramm), meist Sulfonamide oder Fluorchinolone, eingesetzt.
Prophylaxe
Ziel ist eine Bestandshygiene und Bestandsabschirmung, um einen Eintrag des Erregers zu verhindern. Hierfür zählen insbesondere die Wildvogelabschirmung sowie eine professionelle Schadnagerbekämpfung.
Literatur
- Rautenschlein S, Ryll M. 2014. Erkrankungen des Nutzgeflügels. 1. Auflage. Stuttgart: UTB Verlag GmbH. ISBN: 978-3-8252-8565-5
- Siegmann O, Neumann U (Hrsg.) 2012. Kompendium der Geflügelkrankheiten. 7., überarbeitete Auflage. Hannover: Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. ISBN: 978-84268333-4