Schiefhals
Synonym: Torticollis
Englisch: torticollis
Definition
Der Begriff Schiefhals wird als Sammelbegriff für eine Reihe von Erkrankungen verwendet, die mit dem Symptom einer Schiefhaltung des Kopfes einhergehen.
Formen
Grundsätzlich ist zwischen angeborenen und erworbenen Formen des Schiefhalses zu unterscheiden. Unter den erworbenen Formen des Schiefhalses sind schnell entstehende von langsam entstehenden Formen abzugrenzen.
Im folgenden sind die verschiedenen Formen des Schiefhalses beschrieben:
Angeborener muskulärer Schiefhals
Der angeborene muskuläre Schiefhals (Torticollis muscularis congenitus) beruht auf einer Fehlbildung des Musculus sternocleidomastoideus.
Der Muskel ist verkürzt und bindegewebig umgebaut. Durch diesen Umstand ist eine Schiefhaltung des Kopfes bedingt. Durch die ständige Fehlhaltung des Kopfes kommt es allmählich zu einer Skoliose der Wirbelsäule. Die zur Neigung gewandte Gesichtsseite bleibt mit der Zeit im Wachstum zurück.
Bei einem Teil der betroffenen Patienten entsteht bei Einriss des verkürzt ausgebildeten Musculus sternocleidomastoideus ein charakteristisches sogenanntes Kopfnickerhämatom.
Der angeborene Schiefhals wird nach dem 1. Lebensjahr chirurgisch therapiert. Der verkürzte Muskel wird an beiden Enden durchtrennt, anschliessend wird für 6-8 Wochen der Kopf mit einer Korrekturschiene fixiert. Bis zur Operation wird mit Korrekturlagerung und krankengymnastischen Übungen die Kopfbeweglichkeit erhalten.
Ossärer Schiefhals
Ein ossärer Schiefhals (Torticollis osseus) entsteht aufgrund von Fehlbildungen der knöchernen Strukturen der Halswirbelsäule. Durch die anatomisch inadäquate Fixation des Halses durch diese knöchernen Strukturen kommt es zu einer Schiefstellung des Kopfes.
Ursachen für knöcherne Fehlstellungen der Halswirbelsäule sind unter anderem:
- In Fehlstellung verheilte Frakturen der Halswirbel
- Atlasassimilationen
- Wirbelverschmelzungen
- Halbwirbel
- Klippel-Feil-Syndrom
Die definitive Therapie richtet sich jeweils nach der auslösenden Ursache.
Spastischer Schiefhals
Der spastische Schiefhals (Torticollis spasticus) hat seine Ursache in ausgedehnten Spasmen der Muskulatur von Hals und Nacken. Bei Kindern treten solche Spasmen im Rahmen von Schädigungen des Gehirns durch Traumata oder im Rahmen einer Enzephalitis mit tonisch-klonischen Krämpfen auf.
Die Therapie ist schwierig und beschränkt sich häufig auf symptomatische Maßnahmen zur Linderung der Spasmen und damit auch zur Korrektur des Schiefhalses.
Akuter Schiefhals
Der akute Schiefhals (Torticollis acutus) entsteht in Zusammenhang mit einem HWS-Syndrom. Durch degenerative Prozesse bedingt, kommt es zu Verschiebungen der Zwischenwirbelscheiben im Bereich der Halswirbelsäule. Dadurch hervorgerufene Reizungen meningealer Nerven führen reflektorisch zu einer Neigung (Schonhaltung) des Kopfes. Sekundär entstehen dadurch ausgiebige Verspannungen der Muskulatur von Schulter und Nacken.
Therapiert wird der akute Schiefhals mit Korrektur der Fehlstellung durch mechanischen Zug und der Anlage einer Halskrawatte. Zur Linderung von Schmerzen können NSAR verabreicht werden.
Rheumatischer Schiefhals
Der rheumatische Schiefhals (Torticollis rheumaticus) tritt, dem akuten Schiefhals ähnlich, plötzlich auf. Durch Schmerzen in den Wirbelgelenken halten Betroffene den Kopf in Schiefstellung. Als Ursache wird bei diesen fast immer als Rheumatiker bekannten Patienten eine rheumatische Entzündung in diesem Bereich angesehen.
Die Therapie ist identisch mit der des akuten Schiefhalses.
Infektiöser Schiefhals
Der infektiöse Schiefhals (Torticollis infectiosus) resultiert aus einer fortgeleiteten Entzündung der Weichteile des Halses zustande. Ursprung der Entzündung ist meistens eine nicht ausreichend behandelte bakterielle Pharyngitis, Tonsillitis oder Laryngitis.
Durch die dabei entstehenden Schwellungen und Schmerzen wird der Hals zu Schonungszwecken in einer Schiefstellung gehalten.
Eine Sonderform des infektiösen Schiefhalses ist der Grisel-Syndrom, bei dem es nach einer Entzündung zu einer Dislokation zwischen Atlas und Axis kommt.
Narbenschiefhals
Der Narbenschiefhals (Torticollis cutaneus) entsteht sekundär nach ausgiebiger Narbenbildung am Hals. Iatrogen kann ein Narbenschiefhals durch eine radikale Neck dissection hervorgerufen werden.
Weitere Ursachen sind in der Regel traumatisch:
Weitere Formen
Weitere Formen des Schiefhalses entstehen aus einer zunächst habituell bedingten Fehlhaltung des Kopfes, die mit fortdauerndem Bestehen in eine fixierte Fehlhaltung übergeht.
Als okulären Schiefhals (Torticollis opticus) bezeichnet man eine zum Ausgleich einer Sehstörung eingehaltene Schiefstellung des Kopfes. Der okuläre Schiefhals kommt vor allem bei einer Parese des Musculus obliquus superior vor (Ausfall des Nervus trochlearis).
Der otogene Schiefhals (Torticollis acusticus) ist durch eine einseitige Schwerhörigkeit bedingt, in deren Rahmen der Betroffene zum Ausgleich des Defekts den Kopf zum tauben Ohr hin geneigt hält.
Der psychogene Schiefhals (Torticollis mentalis) beruht auf einem Tic, bei dem der Kopf zur Seite geneigt gehalten und fixiert wird.
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