Epidermolysis bullosa dystrophica
Synonyme: Dystrophe Epidermolysis bullosa, Epidermolysis dermolytische bullosa, EBD
Englisch: dystrophic epidermolysis bullosa
Definition
Die Epidermolysis bullosa dystrophica, kurz DEB, ist eine Gruppe seltener, genetisch bedingter Hauterkrankungen, die durch eine Blasenbildung unterhalb der Basalmembran charakterisiert ist. Sie ist eine Form der Epidermolysis bullosa.
Epidemiologie
Einteilung
Insgesamt gibt es zehn verschiedene Subtypen der Epidermolysis bullosa dystrophica. Die häufigsten sind:[2]
- Generalisierte dominante DEB (DDEB)
- Moderater bis milder Schweregrad
- Schwere generalisierte rezessive DEB (RDEB)
- Kann mild, moderat oder schwer verlaufen
Genetik
Die Epidermolysis bullosa dystrophica wird sowohl autosomal-dominant als auch autosomal-rezessiv vererbt. Ursächlich sind Mutationen im COL7A1-Gen an Genlokus 3p21.21, das für Kollagen VII kodiert.
Pathophysiologie
Durch die Mutationen wird die Funktion und die Produktion von Kollagen VII gestört. Dies führt unter anderem zu einem gestörten Einbau von Kollagen VII in die Ankerfibrillen, die physiologisch die Basalmembran mit der Dermis verankern.[1]
Bei der Epidermolysis bullosa dystrophica treten somit Spaltbildungen unter der Basalmembran in der oberen Dermis auf. Bereits bei kleinen Traumata kommt es zur Ausbildung von dermalen Blasen.[3]
Klinik
Symptome
Die Epidermolysis bullosa dystrophica manifestiert sich meist bereits ab der Geburt, allerdings ist auch ein verzögerter Beginn in der Kindheit oder im Erwachsenenalter möglich.
Typisch sind schmerzhafte Blasen und Erosionen, die ebenfalls chronisch werden können. Die Hautveränderungen treten betont an den Akren oder Beugen bzw. generalisiert auf. Die Abheilung der Blasen erfolgt mit einer Narbenbildung.
Weitere Symptome, die auftreten können, sind:[3]
- Wundinfektionen
- Nageldystrophie bzw. Nagelverlust
- Vernarbende Alopezie
- Karies durch mangelnde Mundhygiene (aufgrund schmerzhafter Blasen und der Vernarbungen)
- Schleimhautbeteiligung (Mund, Ösophagus)
Komplikationen
Komplikationen, die insbesondere beim schweren generalisierten Subtyp vorkommen, sind:[3]
- Kontrakturen der Extremitäten durch die Narbenbildung
- Extrakutane Manifestationen (z.B. Untergewicht, Anämie, Kardiomyopathie, Osteopenie, Ösophagusstenosen)
- Entstehung von Plattenepithelkarzinomen
Diagnostik
Neben dem molekularbiologischen Nachweis der auslösenden Mutationen basiert die Diagnostik der Epidermolysis bullosa vor allem auf dem Immunfluoreszenzmapping. Hierfür entnimmt man eine Hautbiopsie aus dem Rand einer frischen Blase und fertigt kryoasservierte Schnitte an. Mit Hilfe spezifischer Antikörper werden dabei verschiedene Strukturproteine der dermoepidermalen Junktionszone angefärbt. Anschließend erfolgt ein Vergleich zu gesunder Haut.[4] Durch die angefärbten Strukturproteine lassen sich typische Befallsmuster der Epidermis identifizieren.
Des Weiteren sind durch die Intensität der Färbung Rückschlüsse auf die unterschiedlichen Unterformen möglich. Keine Färbung weist auf eine komplette Abwesenheit des Proteins hin, während eine reduzierte Färbung auf eine verringerte Menge des Proteins schließen lässt.
Die Elektronenmikroskopie ist eine weitere diagnostische Möglichkeit, sie wird jedoch heute (2022) nur noch selten verwendet.
Differentialdiagnosen
Differentialdiagnosen einer Epidermolysis bullosa dystrophica sind beispielsweise:[1]
- Andere Formen der Epidermolysis bullosa (Epidermolysis bullosa simplex, Epidermolysis bullosa junctionalis, Kindler-Syndrom)
- Lineare IgA-Dermatose
- Pemphigoid gestationis
- Lichen planus
Therapie
Die Behandlung erfolgt i.d.R. symptomatisch. Wichtige Bestandteile der Therapie sind unter anderem:[2]
- Vermeidung mechanischer Reize (z.B. vorsichtiger Umgang mit dem Patienten, lockere Kleidung, gepolsterte Schuhe)
- Vewendung nicht-klebender Verbände und Auflagen
- Kühlhalten der Haut (z.B. kein warmes Badewasser, Aufenthalt in klimatisierter Umgebung)
- Behandlung der Blasen (steril aufstechen und Inhalt entleeren)
- Ernährungstherapie (bei Mangelernährung)
- Chirurgische Behandlung der Wunden
2023 wurde das Gentherapeutikum Beremagen-Geperpavec-svdt durch die FDA zugelassen. Es ist die erste kausale Therapie der Epidermolysis bullosa dystrophica. Das Arzneimittel besteht aus einem HSV-1-basierten Vektor, der nach Applikation auf die Wunden Keratinozyten und Fibroblasten transduzieren kann. Diese sind dann in der Lage, das im Vektor kodierte COL7A1-Gen zu transkribieren und das funktionelle Protein herzustellen.[5]
Prognose
Die Prognose der Erkrankung ist abhängig vom jeweiligen Haupt- bzw. Subtyp und der individuellen Ausprägung der Symptome. Die Entstehung von Plattenepithelkarzinomen kann die Lebenserwartung erheblich einschränken.
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Orphanet Epidermolysis bullosa dystrophica, abgerufen am 17.12.2021
- ↑ 2,0 2,1 NORD - Epidermolysis Bullosa, abgerufen am 17.12.2021
- ↑ 3,0 3,1 3,2 Has et al. Epidermolysis bullosa hereditaria, CME Zertifizierte Fortbildung, 2019
- ↑ Paediatrica - Epidermolysis bullosa hereditaria 2016, abgerufen am 17.12.2021
- ↑ Full Prescribing Information Vyjuvek, FDA, abgerufen am 05.06.2023
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